Nach den Sondereffekten der vergangenen Jahre pendelten sich die Aktienumsätze auf Vor-Pandemie-Niveau ein und beliefen sich auf 29,95 Mrd. EUR. Im Anleihen-Bereich setzte sich der starke Wachstums-Kurs mit über 3.300 neuen Anleihen-Listings fort.
Mit der AUSTRIACARD HOLDINGS AG gab es im März Zuwachs im Top-Segment „prime market“, in dem aktuell 41 Werte notieren. Einige österreichische Unternehmen nutzten den Kapitalmarkt im ersten Halbjahr erfolgreich als Finanzierungsquelle und platzierten Kapitalerhöhungen, darunter Wolford AG (17,6 Mio. EUR), BKS Bank AG (37,8 Mio. EUR) und Lenzing AG, bei der sich der Bruttoerlös der vollständig garantierten Kapitalerhöhung auf rund 400 Mio. EUR belaufen wird.
„Die multiplen Krisen haben in den letzten drei Jahren für sehr viel Bewegung an den Märkten gesorgt, doch mittlerweile kehrt wieder Beruhigung ein, wie die heurige Entwicklung der Aktienumsätze zeigt. Bei Börsengängen gibt es zwar europaweit noch Zurückhaltung, aber die Pipeline füllt sich. Das bemerken wir auch am gesteigerten Interesse an unseren IPO-Workshops. Die Unternehmen warten noch auf die idealen konjunkturellen Rahmenbedingungen, aber im Herbst könnten Börsendebüts folgen“, sagt Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse AG.
Wachstum im Anleihen-Bereich
Der Anleihen-Bereich setzte seinen starken Wachstumskurs fort: Im ersten Halbjahr 2023 kamen mehr als 3.300 neue Listings im Vienna MTF hinzu – im börsenregulierten Segment hat sich die Wiener Börse als „Anleihen-Listingplatz“ Nummer eins in Europa klar etabliert.
Deutlichen Zuwachs gab es etwa im Bereich der grünen Anleihen: Die Republik Österreich begab mit einem Volumen von 3 Mrd. EUR ihren zweiten Green Bond im „Vienna ESG Segment“, die Banca Comercială Română (BCR) emittierte als erste rumänische Bank einen grünen Eurobond mit einem Emissionsvolumen von 700 Mio. EUR im gleichen Segment. Zudem notiert mit dem Galápagos Marine Bond des Staates Ecuador (656 Mio. USD) die weltgrößte „debt-for-nature“ Transaktion im Vienna MTF.
In Summe sind über 14.300 Anleihen (1. HJ 2022: 12.300) mit einem Gesamtvolumen von 737 Mrd. EUR von über 800 aktiven Emittenten aus 38 Ländern an der Wiener Börse gelistet.
Aktienumsätze nähern sich Werten von 2019
Die COVID-19-Pandemie und der russische Angriffskrieg führten in den vergangenen drei Jahren zu einer außergewöhnlich hohen Handelsaktivität. Im ersten Halbjahr 2023 haben sich die Aktienumsätze mit 29,95 Mrd. EUR in einem Bereich konsolidiert, der mit der präpandemischen Situation vergleichbar ist (1. HJ 2019: 31,64 Mrd. EUR). Im Schnitt betrugen die monatlichen Umsätze 5 Mrd. EUR (2019: 5,2 Mrd. EUR).
Die stärksten Handelstage in den ersten beiden Quartalen waren der 17. März (640 Mio. EUR) und der 16. Juni (504 Mio. EUR). Der Großteil des Umsatzes (86,4 %) entfiel auf internationale Handelsteilnehmer. Die umsatzstärksten österreichischen Aktien waren Erste Group Bank AG (5,33 Mrd. EUR), OMV AG (4,46 Mrd. EUR) und voestalpine AG (2,88 Mrd. EUR). Mit einem Kursanstieg von 48,22 % war die Aktie der Flughafen Wien AG der Top-Performer im ersten Halbjahr, gefolgt von Immofinanz AG (+46,30 %) und DO & CO AG (+41,31 %).
Internationale Großanleger
Österreichische Aktien bleiben für internationale Großanleger hochinteressant, wie die jüngste S&P Global Market Intelligence Studie zur Eigentümerstruktur des institutionellen Streubesitzes – also der frei handelbaren Aktien – im Jahr 2022 verdeutlicht. So halten weltweit agierende Institutionelle wie etwa Fondsgesellschaften oder Staatsfonds 90,9 % (22,1 Mrd. EUR) des institutionellen Streubesitzes. Mit einem Anteil von 32,7 % am Gesamtvolumen führen US-Investoren hier das Feld an, gefolgt von britischen Investoren mit 19,8 %. Auf Platz drei liegen mit 9,1 % österreichische Großanleger, 2020 lag deren Anteil noch bei 16,6 %.
„Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Bedeutung der Wiener Börse als internationaler Handelsplatz. Klar wird aber auch, dass es für eine Stärkung des heimischen Finanzmarktes und der österreichischen Investorenbasis Initiativen und Pläne braucht. Die Wiedereinführung der Behaltefrist, wie sie auch im Regierungsprogramm festgehalten ist, wäre hier ein wichtiger Schritt“, so Börse-CEO Christoph Boschan.
ATX TR
Die im ersten Quartal aufgetretenen Unsicherheiten im Bankensektor wirkten sich kurzfristig auf den Nationalindex aus. Im Jahresverlauf gewann der ATX TR (inkl. Dividenden) 5,32 % und hielt am 30. Juni 2023 bei 6.947,91 Punkten (ATX ohne Dividenden +0,91 %, 3.154,91 Punkte).
Bei einem Vergleich mit anderen Länder-Indizes ist auf den Schwerpunkt Banken und Rohstoffe in der ATX-Zusammensetzung zu achten. Die Marktkapitalisierung aller in Wien gelisteten Unternehmen betrug zur Jahresmitte 2023 117,61 Mrd. EUR.