Breite Diversifikation als Stärke europäischer Wachstumsunternehmen

Europäische Unternehmen sind in Sektoren wie Luxusgütern, Pharmazie und High-Tech führend.
© Comgest
Breite Diversifikation als Stärke europäischer Wachstumsunternehmen
Franz Weis, Chief Investment Officer bei Comgest.

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US-Aktien sind auch in diesem Jahr bislang die Spitzenreiter an den Aktienmärkten. Getrieben wird die Wertentwicklung, wie schon in den vorherigen Jahren, vor allem von den Technologietiteln. Doch die Konzentration auf wenige Aktien und die hohen Bewertungen machen die Marktteilnehmer zunehmend nervös und lassen sie – in global ohnehin turbulenten Zeiten – nach Alternativen suchen.

Europäische Titel rücken dabei verstärkt ins Blickfeld. Franz Weis von der internationalen Fondsboutique Comgest zeigt, was Europas Unternehmen attraktiv macht. Vor allem ihre bessere Diversifikation könnte ein schlagendes Argument werden.

Makroökonomische Situation und europäische Wachstumsunternehmen

Die makroökonomische Situation bietet derzeit wenig Grund für Optimismus: Der chinesische Konsument schwächelt und auch in Europa erscheint die Konsumentenstimmung gedämpft. In der Industrie zeichnen Umfragen ein Bild der Stagnation.

Gleichzeitig bedeutet die nachlassende Inflation, dass die nominalen Wachstumsraten unter Druck stehen. Hinzu kommen geopolitische Themen, die von globalen Spannungen bis hin zu einem politisch sensiblen Wahljahr reichen. Diese Faktoren erhöhen die Unsicherheit an den Aktienmärkten. Auf der positiven Seite steht der Rückgang der Zinsen in Europa und den USA.

Europäische Wachstumsunternehmen stehen bislang im Schatten der US-Technologiewerte. Zum einen werden die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen in Europa kritisch gesehen. Zum anderen fokussieren sich die Anleger auf die starke Innovation der „Glorreichen Sieben“, unterstützt vom Trend zur Künstlichen Intelligenz.

Zwar gibt es in Europa nur wenige führende Technologieunternehmen, die, wie etwa ASML, in einer Liga mit den „Glorreichen Sieben“ spielen. Dafür sind die großen europäischen Wachstumsunternehmen in einer Vielzahl von Sektoren globale Champions – wie etwa Pharmazie, Konsum- und Luxusgüter sowie High Tech Engineering – und bieten so eine breitere Diversifikation als der US-Markt. Dort stehen die größten zehn Unternehmen für rund 30 Prozent der Marktkapitalisierung. Diese Konzentration der US-Marktkapitalisierung auf so wenige Titel birgt ein Risiko.

Während bei den US-Technologiewerten vor allem die Erwartungen an den Einsatz von Künstlicher Intelligenz die Kurse treiben, sind die Wachstumstreiber von Unternehmen wie Novo Nordisk, ASML, Ferrari, L‘Oréal oder Schneider Electric deutlich breiter gefächert. Die Diversifikation der Wachstumstreiber und Sektoren bietet eine solide Basis für langfristigen Anlageerfolg.

Erfolgsunternehmen Ferrari

Der Automobilhersteller Ferrari spielt in einer eigenen Liga und präsentierte jüngst sehr starke Ergebnisse für das zweite Quartal 2024 (Umsatz +16 Prozent im Jahresvergleich, bereinigter Gewinn pro Aktie +25 Prozent im Jahresvergleich), die die Erwartungen übertrafen.

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© PantherMedia / antur@hotmail.com

Ausschlaggebend hierfür waren der Produktmix, etwa der Verkauf von Icona- und Sonderserienfahrzeugen, sowie die Personalisierung von Fahrzeugen, die das durchschnittliche Preisniveau antrieben. Die Prognose für das Geschäftsjahr wurde angehoben, während der Auftragsbestand weiterhin sehr stark ist.

Diese gute Entwicklung ist trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa möglich. Denn: Ferrari erzielt nur circa 10 Prozent seiner Umsätze in China – während das globale Luxussegment rund 30 Prozent China-Exposure mit sich bringt.

Wachstum abseits von Konjunkturzyklen

Die Geschäftsmodelle vieler großer in Europa beheimateter Unternehmen sind globalisiert. Das spiegelt sich auch im geografischen Umsatzmix der nichtzyklischen Konsumgüter wie Luxusautos, -handtaschen oder Champagner in unserem europäischen Large Cap-Fonds wider:

So stammen im Comgest Growth Europe rund 37 Prozent der aggregierten Umsätze im Segment aus Europa, Nord- und Südamerika machen rund 27 Prozent aus, 36 Prozent stammen hingegen aus anderen Regionen wie Asien oder den globalen Schwellenländern. Über alle Branchen im Fonds hinweg ist der Umsatzmix ähnlich diversifiziert: Europa kommt auf 32 Prozent, Nord- und Südamerika kommen auf rund 40 Prozent und die globalen Schwellenländer inklusive China auf circa 28 Prozent. Regionale wirtschaftliche Unausgewogenheit wird somit ausbalanciert. Eine aktive, diversifizierte Aktienauswahl innerhalb eines Sektors bleibt allerdings elementar.

Generell gilt: Qualitätswachstumsinvestoren finden in Europa hervorragende Unternehmen, die ihren Gewinn unabhängig von Konjunkturzyklen steigern können. Megatrends wie die alternde Bevölkerung, Dekarbonisierung oder die Digitalisierung sowie unternehmensspezifische Wachstumstreiber sorgen dafür.

Solche Unternehmen zeichnen sich durch verschiedene Merkmale aus. Sie schützen ihr Geschäft durch Markteintrittsbarrieren vor Wettbewerbern, gleichzeitig haben sie dadurch Preissetzungsmacht und können steigende Kosten an ihre Kunden weitergeben. Luxusgüterhersteller wie Hermès, LVMH oder Ferrari, Diabetesunternehmen wie Novo Nordisk, Technologieführer wie ASML oder Industrieunternehmen wie Schneider Electric, können auf die Kraft von einzigartigen Marken, einzigartiger Technologie oder einzigartigen Medikamenten vertrauen.

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© PantherMedia / welcomia

Die Bilanzen dieser Unternehmen sind robust und sie generieren einen hohen Free Cashflow, den sie zum Beispiel in Forschung & Entwicklung (F&E) investieren und so die Grundlage für künftiges Wachstum legen – wie etwa Novo Nordisk:

Das Pharmaunternehmen aus Dänemark verzeichnete in den letzten fünf Jahren einen kontinuierlich wachsenden Umsatz, gleichzeitig stiegen auch die Investitionsausgaben zur Produktionsausweitung und die Ausgaben für F&E deutlich. Durch konsequente Fokussierung auf die Behandlung von Diabetes ist Novo Nordisk heute nicht nur Marktführer bei Insulin, sondern auch bei GLP-1-Medikamenten (ein Peptidhormon, welches im Darm produziert wird und eine wichtige Rolle bei der Steuerung des Glucosestoffwechsels spielt), dem Wachstumsmotor des Unternehmens.

Verringerung von Abhängigkeiten

An den Märkten wächst die Nervosität, ob die hohen Erwartungen an US-Technologieaktien weiterhin gerechtfertigt sind.

In Europa gibt es dagegen ein breit gefächertes Universum an Wachstumsaktien, mit denen sich ein Portfolio diversifizieren und die Abhängigkeit von einzelnen Megatrends verringern lässt. Namen wie Ferrari, ASML oder Novo Nordisk zeigen, dass sich Europa bei globalen Champions nicht verstecken muss.

https://www.comgest.com

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