Je nach künftigem Einsatzgebiet der Befragten unterscheidet sich dennoch diese Einschätzung: Bei Generalisten wird verstärkt auf Belastbarkeit und weniger auf Qualifikation gesetzt. Im technisch-operativen Bereich wird dem Kriterium der Qualifikation ein höherer Stellenwert zugeschrieben.
Mit passenden Rahmenbedingungen können Unternehmen die psychische Widerstandskraft ihrer Mitarbeitenden, also die Resilienz, fördern.
Belastbarkeit stärker nachgefragt
30 % der befragten Führungskräfte sind der Meinung, dass die Eigenschaft „hohe Belastbarkeit“ sehr wichtig bei der Auswahl von neuen Mitarbeitenden ist, weitere 60 % sind eher dieser Meinung. In Summe sehen also genau 90 % der Führungskräfte die Belastbarkeit von Mitarbeitenden als eine Top-Anforderung.

Besonders hoch ist die Erwartung bezüglich der Belastbarkeit im Finanzbereich (Banken, Versicherungen, sonstige Finanzdienstleistungen), wo insgesamt 97 % diese für sehr oder eher wichtig halten, gefolgt vom Immobilien- und Bauwesen (94 %). Am anderen Ende der Skala befinden sich der Dienstleistungssektor (84 %) und der Handel (87 %), wo diese Anforderung etwas geringer ist.
„Für Unternehmen ist diese Eigenschaft oft eine Grundvoraussetzung. Vertiefendes und spezifisches Fachwissen kann man sich im Regelfall im Unternehmen aneignen. Gute Führungskräfte fördern ihre Mitarbeitenden dahingehend, eine innere Stärke aufzubauen, widerstandsfähig gegenüber Stress und anpassungsfähig zu sein sowie auch nach Rückschlägen eine rasche Erholungsfähigkeit zu entwickeln“, verdeutlicht Michaela Kreitmayer, Leitung Beratung, Projektleitung und Vertrieb des Bildungsinstituts Hernstein der FHWien der Wirtschaftskammer Wien.
Rahmenbedingungen
Gegenseitiges Vertrauen zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden, wird als wichtigste Rahmenbedingung für die Belastbarkeit in der Arbeit gesehen. 61 % der Führungskräfte nennen diesen Faktor als für die Resilienz förderlich. An zweiter Stelle mit 55 % folgt Gemeinschaftssinn und Zusammenhalt, an dritter Stelle mit 47 % die Sinnhaftigkeit der Tätigkeit. Strukturelle Rahmenbedingungen wie insbesondere die Entlohnung spielen eine untergeordnete Rolle.

Die Belastbarkeit von Mitarbeitenden wird also vor allem auf der Beziehungsebene entschieden.
Als Rahmenbedingungen, die diese Eigenschaften verhindern, wurden Zeitdruck, ständige Kontrolle, Erfolgsdruck sowie häufige Störungen während der Arbeit genannt.
„Führungskräfte können durch den Aufbau von guter Beziehung sowie durch Entgegenbringen von Vertrauen ein passendes Umfeld schaffen, das die Resilienz erhöht. Ständige Kontrolle und Erfolgsdruck sind hingegen kontraproduktiv“, meint Michaela Kreitmayer.
Resilienz und Belastbarkeit
Welche persönlichen Eigenschaften von Mitarbeitenden können nun die Resilienz verbessern? Aus Sicht der befragten Führungskräfte spielt dabei die Eigenschaft „Lösungsorientierung“ eine Schlüsselrolle. 62 % halten diese für sehr wichtig, weitere 31 % für eher. Dahinter folgt Selbstverantwortung („für sich selbst einstehen, sich nicht selbst als Opfer sehen“) mit 53 % sowie fast gleichauf Gelassenheit mit 51 % („Akzeptanz von Umständen, die man nicht ändern kann“).

Zukunftsplanung oder der Ausbau und die Pflege eines persönlichen Netzwerks spielen aus Sicht der Führungskräfte hingegen vergleichsweise eine untergeordnete Rolle.
„Den Fokus auf die Zielerreichung und nicht auf mögliche Schwierigkeiten zu legen, ist dabei hilfreich. Probleme in Fragen zu verwandeln, unterstützt dabei, ein geeignetes Lösungsszenario zu entwickeln“, informiert Michaela Kreitmayer.
Zunahme des Stressempfindens
Eine Erhöhung der Resilienz wäre jedenfalls eine wünschenswerte Entwicklung, denn das Stressempfinden ist aus Sicht der befragten Führungskräfte in den letzten 20 Jahren deutlich angewachsen:

36 % sind der Meinung, dass es heute viel mehr Belastung gibt, weitere 37 % sehen etwas mehr Belastung. 20 % gehen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. Lediglich 6 % sehen heute weniger Belastung als vor 20 Jahren.
56 Prozent der Führungskräfte können sich in ihrer Freizeit gut erholen, auf etwa ein Zehntel trifft das gar nicht zu. Befragte des oberen Managements beurteilen ihre Belastbarkeit geringer als jene des mittleren und unteren Managements. Insgesamt schätzen sich die Befragten als recht belastbar ein.
„65 Prozent ordnen sich auf einer Skala von 0 bis 10 mit den Top 3-Werten ein. Die Selbsteinschätzung der österreichischen Führungskräfte liegt dabei leicht über jener der deutschen Führungskräfte“, konkretisiert Michaela Kreitmayer die Ergebnisse abschließend.
Nähere Informationen zum vollständigen Report finden Sie hier.