Unternehmen definieren Cybercrime als größte Gefährdung

PwC Economic Crime & Fraud Studie: 46% der Unternehmen weltweit sind wirtschaftskriminellen Handlungen ausgesetzt.
© PwC Österreich
Überschätzen Unternehmen und Führungskräfte ihre aktuelle Krisenresilienz?
Christian Kurz, Forensic Technology Solutions Lead bei PwC Österreich.

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp

Trotz unsicherer Wirtschaftslage und geopolitischer Instabilität blieb die Gesamtanzahl krimineller Vorfälle in Unternehmen seit 2018 relativ konstant. Die Studienergebnisse lassen jedoch eine wachsende externe Bedrohungslage erkennen. Hacker und organisierte Verbrecherringe zählen zu den häufigsten externen Tätern. Beinahe 70% der betroffenen Unternehmen gaben zudem an, dass der größte Schaden durch einen externen Angriff oder eine geheime Absprache zwischen externen und internen Tätern verursacht wurde.

Schäden von über 50 Millionen Dollar

Das Betrugsrisiko variiert je nach Größe der Organisation. 52% der Unternehmen mit einem weltweiten Jahresumsatz von mehr als 10 Milliarden US-Dollar wurden in den letzten zwei Jahren Opfer von Betrug. Von diesen betroffenen Unternehmen gab fast jedes fünfte an, dass der gravierendste Vorfall einen finanziellen Schaden von mehr als 50 Millionen US-Dollar verursacht hat. Der Anteil kleiner Unternehmen – mit einem Umsatz von weniger als 100 Millionen US-Dollar – war hingegen geringer: 38% waren von Betrug betroffen. Davon erlitt eine von vier Firmen einen Gesamtschaden von mehr als 1 Million US-Dollar.

Unternehmen definieren Cybercrime als größte Gefährdung
Quelle: PwC

Cybercrime als stärkste Bedrohung

Nachdem der Einfluss von Hackern in den vergangenen zwei Jahren erheblich zugenommen hat, stellt Cybercrime aktuell die größte Bedrohung für Unternehmen dar. Als einen der Gründe sehen die Studienautor:innen den Anstieg digitaler Plattformen, wie soziale Medien, E-Commerce oder Dienstleistungsportale, als neue Hintertüren für unzählige wirtschaftskriminelle Risiken. 40% der betroffenen Organisationen berichteten von Betrug in Bezug auf digitale Plattformen. Somit lag Cyberkriminalität in den diesjährigen Ergebnissen mit Abstand vor dem Betrug durch Kund:innen – der am häufigsten genannten Straftat in der Vorgängerstudie im Jahr 2020. 42% der Großunternehmen mit Einnahmen zwischen einer und zehn Milliarden US-Dollar gaben nun an, von Cyberkriminalität betroffen gewesen zu sein. Hingegen waren nur 34% von Kund:innenbetrug betroffen.

Neue Präventions- und Bewältigungsstrategien notwendig

„Ökologische, geopolitische, finanzielle und soziale Einflüsse schaffen eine Risikolandschaft, die unbeständiger ist als je zuvor. Parallel dazu bilden kriminelle Akteure verstärkt organisierte und sehr spezialisierte Verbrechergruppen mit dem Ziel, digitale Plattformen zu infiltrieren. Unternehmen müssen nun flexibler sein denn je, um auf diese konvergierenden Bedrohungen reagieren zu können, und neue Ansätze sowie Technologien zur Prävention und Bewältigung von Straftaten einsetzen“, so Christian Kurz, Director und Forensic Technology-Experte bei PwC Österreich.

Unternehmen definieren Cybercrime als größte Gefährdung
Quelle: PwC

Neue Risiken

Wachsende Risiken wie ESG-Berichterstattungsbetrug, Sanktionen-Betrug oder Betrugsvorfälle innerhalb der Lieferkette haben das Potenzial, in den nächsten Jahren größeren Schaden zu verursachen.

Aktuell gaben nur 8% der geschädigten Unternehmen an, in den letzten 24 Monaten von Betrug in der Berichterstattung über Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) betroffen gewesen zu sein. Da ESG für Stakeholder jedoch immer mehr an Bedeutung gewinnt, könnte das Risiko in diesem Bereich deutlich steigen.

Ähnliches gilt auch für Sanktionen-Betrug durch die Beteiligung an nicht genehmigten ausländischen Boykotten (6% betroffene Unternehmen in den letzten 24 Monaten), da sich die weltweiten Sanktionen aktuell auf dem höchsten Stand seit Jahren befinden.

Jedes achte Unternehmen weltweit berichtete bereits über neue Betrugsfälle in der Lieferkette als Folge der durch COVID-19 verursachten Auswirkungen. Jedes fünfte Unternehmen sieht Betrug in der Lieferkette als einen Bereich mit erhöhtem Risiko infolge der Pandemie.

Abwehrstrategien

Um Betrug besser zu verhindern und aufzudecken, gaben die befragten Unternehmen an, zukünftig die internen Kontrollen, technischen Möglichkeiten und die Berichterstattung verstärken zu wollen. Die Abwehr neuer externer Bedrohungen erfordert jedoch ein anderes Instrumentarium und einen kontinuierlichen Fokus auf Richtlinien, Schulungen, Kontrollen sowie zunehmend auch auf den Einsatz hochentwickelter Technologien.

„Angesichts der zunehmenden externen Betrugsfälle müssen Unternehmen kreativer denken, um die Schutzwirkung ihrer Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken. Das Verständnis des gesamten Lebenszyklus von kundenorientierten Produkten, die richtige Balance zwischen Nutzererfahrung und Betrugskontrolle sowie eine ganzheitliche Sicht auf Daten helfen Unternehmen, sich im ständigen Kampf gegen Betrug zu wappnen“, schließt PwC-Experte Christian Kurz.

Über die Studie

Seit mehr als 20 Jahren untersucht PwCs Global Economic Crime and Fraud Survey eine Reihe von Straftaten gegenüber Unternehmen, wie etwa Steuerbetrug, Korruption, Cyberkriminalität oder Geldwäsche. In dieser Ausgabe wurden 1.296 Führungspersonen aus 53 Ländern befragt. 61% der Personen sind Teil der C-Level Führungsebene. 39% der teilnehmenden Organisationen haben einen Jahresumsatz von mehr als 1 Mrd. US-Dollar, ab 100 Mio. US-Dollar sind es 65%.

Weitere Informationen zur Studie finden Sie unter: www.pwc.at/fraudsurvey2022

Das könnte Sie ebenfalls interessieren:

Melden Sie sich hier an

Sie sind noch nicht registriert?