MiCA: Fluch oder Segen? Die Folgen der EU-Krypto-Regulierung 

Alfred Taudes, WU-Krypto Experte, erklärt was die neue Verordnung für Betriebe und Investoren bedeutet.
© WU Wien
MiCA: Fluch oder Segen? Die Folgen der EU-Krypto-Regulierung
Alfred Taudes, Gründer des Forschungsinstituts Kryptoökonomie der WU und langjähriger Vortragender der WU Executive Academy.

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp

Die EU geht in Sachen Krypto-Assets jetzt ihren eigenen Weg: Vor kurzem hat das Europäische Parlament die sogenannte MiCA-Verordnung (Markets in Crypto Assets) beschlossen und damit erstmals einen Rechtsrahmen für Bitcoin, Ethereum & Co. geschaffen. 

Diese verpflichten Ausgeber von Krypto-Werten, ihren Kunden detaillierte Informationen (etwa Whitepapers) zu übermitteln und verbietet Insiderhandel und Marktmissbrauch. Zudem können die Anbieter bei schweren Verlusten und unter bestimmten Bedingungen haftbar gemacht werden. 

„Die neue Verordnung kommt nicht gerade überraschend, die EU arbeitet bereits seit zwei Jahren daran. Im Prinzip gelten mit MiCA jetzt jene Mindestregeln auf Krypto-Vermögen, die für andere Börsen schon seit vielen Jahren selbstverständlich sind“, erklärt Alfred Taudes, Gründer des Forschungsinstituts Kryptoökonomie der WU und langjähriger Vortragender der WU Executive Academy. 

Positive Effekte dominieren 

Der Experte sieht jedenfalls zwei sehr positive Auswirkungen der Verordnung: 

  • Erstens gilt eine Genehmigung in einem EU-Land ab nun für die gesamte EU. 
  • Zweitens führt genau das wieder zu einem Wettbewerb der nationalen Regulierungsbehörden, was wiederum für die Start-Ups positiv ist. 
© PantherMedia/Andriy Popov
MiCA: Fluch oder Segen? Die Folgen der EU-Krypto-Regulierung

Zudem schaffe die Regulierung Rechtssicherheit, weil Service Provider Zulassungen benötigen und Anforderungen an Betrieb, Organisation und Unternehmensführung erfüllen müssen, die jenen der traditionellen Banken ähneln. 

„Damit soll sichergestellt werden, dass das Geld der Investoren nicht verschwindet, etwa wenn eine Exchange damit spekuliert“, erläutert Alfred Taudes. Für Stablecoins, die ein fixes Austauschverhältnis zu offiziellen Währungen oder andere Werte versprechen, gibt es besonders strenge Auflagen, diese dürfen nur etablierte Finanzdienstleister anbieten. 

Nachbesserungen? 

Auslegungsbedürftig ist die EU-Verordnung bei den Themen NFT. Die Abkürzung steht für “Non-fungible Token” und ist eine Art von Kryptowährung, die einzigartige digitale Assets wie Kunstwerke, Musik, Videos, Spiele und andere Sammlerstücke repräsentiert. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum, bei denen alle Münzen gleichwertig und untereinander austauschbar sind, sind NFTs einzigartig und können nicht einfach ausgetauscht werden. 

„Die Verordnung gilt nicht für einzelne NFT, allerdings sollen Teile (fractional parts) solcher einzigartigen NFT nicht selbst als einzigartig bzw. non-fungible gelten. Das gilt insbesondere für die Ausgabe von „großen Serien“ oder „Kollektionen“ von NFT, die dieselben Eigenschaften aufweisen. Ebenso ist der Bereich Decentralized Finance (DeFi), der darauf abzielt, traditionelle Finanzdienstleistungen wie Kredite, Vermögensverwaltung und den Handel von Vermögenswerten auf dezentralisierte, Blockchain-basierte Plattformen zu verlagern, ausgenommen. Dies jedoch nur, falls der entsprechende Dienst dezentral ist. In der Praxis werden NFTs oft in Serien herausgegeben und DeFi Protokolle enthalten häufig zentralisierte Funktionen. Es wird sich zeigen, wie die Abgrenzung von den Regulierungsbehörden und der Judikatur konkret vorgenommen wird“, so Alfred Taudes. 

MiCA als Innovationstreiber? 

Die EU-Verordnung schafft jedenfalls einiges an Innovationspotenzial: Klassische Banken können nun damit beginnen, Krypto-Assets anzubieten. Der Experte erwartet dadurch ein mögliches Zusammenarbeiten mit spezialisierten Start-ups. 

© PantherMedia/PiawStudio
MiCA: Fluch oder Segen? Die Folgen der EU-Krypto-Regulierung

„Auf Basis von Plattformen, die FinTechs entwickelt haben, können Banken ihren Wertpapierkunden nun Bitcoin und andere Assets anbieten. Auch für große Investmentfonds wird der Markt interessanter, da endlich die rechtliche Sicherheit gegeben ist“, ergänzt Alfred Taudes. 

Ausblick 

Der Krypto-Markt ist dabei der klassische Fall eines neuen Marktes, auf dem es zunächst drunter und drüber geht, bis eine gewisse Reife erreicht wird und Vorgaben nötig werden. Nun bestehe wiederum die Gefahr, dass sich Behörden zu viel einmischen. Regulierung darf nicht als Allheilmittel gesehen werden. 

Für den Erfolg in der Praxis komme es darauf an, ob es von den Regulierungsbehörden vernünftig gelebt werde und ob die Krypto-Branche und die klassische Finanzindustrie es annimmt und entsprechende Angebote entwickelt. So würden sogenannte „Tokenized Assets“ eine Vielzahl neuer Möglichkeiten am Finanzmarkt ermöglichen – etwa die Stückelung von Assets wie Aktien und Immobilien in kleinere Teile. Damit wiederum könnten neue Kundengruppen angesprochen werden. 

„Generell sehe ich die EU auf dem richtigen Weg, während in den USA derzeit im Bereich Regulierung ein „komplettes Chaos“ herrscht. Das kann sicher ein Wettbewerbsvorteil für Europa sein“, meint Alfred Taudes abschließend. 

Allerdings kann auch Regulierung keine Wunder wirken. Die Achillesferse Europas bleibt das zu geringe Risikokapital. Unter den 25 größten Risikokapitalgebern im Blockchain-Bereich findet sich kein einziger Risikokapitalgeber aus Europa. 

https://executiveacademy.at

Das könnte Sie ebenfalls interessieren:

Melden Sie sich hier an

Sie sind noch nicht registriert?