Trotz der weitverbreiteten Praxis und positiven Erfahrungen mit Homeoffice, setzen einige Führungskräfte weiterhin auf Kontrolle anstatt auf Vertrauen. In Zusammenarbeit mit fünf führenden österreichischen Unternehmen – darunter die EVN und der Flughafen Wien – wurde von der Fachhochschule Wiener Neustadt (FHWN) eine Studie durchgeführt, die Belege dafür liefert, dass Arbeitsautonomie, einschließlich der Freiheit im Homeoffice zu arbeiten, das Engagement von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern signifikant steigert.
Die Untersuchung, die in einem Zeitraum von 16 Monaten erfolgte, wirft ein neues Licht auf die Arbeitskultur in Zeiten digitaler Transformation und nach den Erfahrungen der Corona-Lockdowns.
Flexibilität steigert Engagement
Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihren Arbeitsort und ihre Arbeitszeit möglichst frei einteilen können, eine höhere Einsatzbereitschaft zeigen als jene mit strikteren Arbeitsvorgaben.
Zur Arbeitsautonomie zählt auch die eigene Entscheidung, wie Mitarbeitende Tätigkeiten ausführen, um ihr jeweiliges Ziel zu erreichen. Diese Flexibilität wirkt sich äußerst positiv auf die Arbeitstätigkeit aus und fördert nicht nur die Produktivität, sondern auch das Wohlbefinden der Angestellten.
Misstrauen und Produktivität
Die Studie räumt daher mit dem Vorurteil auf, dass Homeoffice-Arbeit zu weniger Leistung führt. Manche Führungskräfte sind vor allem aus Sorge vor Missbrauch sehr vorsichtig damit, Freiräume einzuräumen. Tatsächlich erbringen viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von zu Hause aus genauso viel oder sogar mehr Leistung als im Büro.
Die Studiendaten zeigen, dass größere Arbeitsautonomie seitens der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit höherem Arbeitsengagement zusammenhängt.
„Immerhin ist auch nicht garantiert, dass Mitarbeitende produktiv arbeiten, wenn sie im Büro sitzen“, erzählt eine Führungskraft im Rahmen der Befragung.
Oft sind es aber gerade die direkten Vorgesetzten, die davon ausgehen, dass ihre Mitarbeitenden ihre Aufgaben verantwortungsbewusst erfüllen, ganz gleich an welchem Ort oder zu welcher Zeit.
Sozialer Austausch
Dennoch stellte die Studie fest, dass eine Abkehr von extensiven Homeoffice-Regelungen zu beobachten ist und der Wunsch nach Rückkehr zu mehr Präsenzarbeit weniger aus Misstrauen gegenüber der Arbeitsleistung im Homeoffice resultiert, sondern vielmehr aus dem Bedürfnis nach sozialem Austausch und stärkerem zwischenmenschlichem Kontakt.
„Viele Unternehmen haben festgestellt, dass ihnen etwas fehlt, wenn die Mitarbeitenden häufig im Homeoffice sind. Die Qualität des Austausches und der zwischenmenschliche Beziehungsaufbau etwa im Team oder zwischen Mitarbeiterin und Führungskraft ist ein anderer, wenn man sich regelmäßig sieht“, erklärt Karin Wegenstein, Projektleiterin und Leiterin des Masterstudiengangs Controlling & Business Intelligence der FHWN.
Mittelweg als Ziel
Zu empfehlen ist daher ein Mittelweg: Ausreichende Autonomie bezüglich der Arbeitszeit- und Arbeitsortgestaltung, wo es der Beruf zulässt, kombiniert mit regelmäßigen Präsenzzeiten im Büro für Teammeetings und persönlichen Austausch.
Dies kann gelingen, indem im Team entschieden wird, welche Meetings und Themen gemeinsam und vor Ort effektiver bearbeitet werden können. Im Verlauf des Projekts wurde ein „Manual“ bzw. Handbuch für Führungskräfte entwickelt, das Maßnahmen zur Gestaltung flexibler Arbeitsbedingungen enthält. Diese Maßnahmen sollen Führungskräfte und Teams effektiv bei der gemeinsamen Arbeit unter flexiblen Rahmenbedingungen unterstützen.
Mehr Informationen zum „Manual“ finden Sie hier