Mehr als eine halbe Milliarde Euro investiert der Verbund in den Bau der Pumpspeicherprojekte Limberg III (Kaprun, Salzburg) und Reißeck II+ (Reißeck, Kärnten). Neben der besonderen energiewirtschaftlichen Bedeutung für eine nachhaltige und sichere Stromversorgung soll die Projektumsetzung auch einen gewaltigen Schub für die heimische Wirtschaft bringen, um die COVID-19-bedingte Wirtschaftskrise zu überwinden.
Verbund-CEO Michael Strugl betont: „Das Vorhandensein von großen flexiblen Pumpspeicherkraftwerken ist fundamental für das Gelingen der Energiewende in Richtung einer CO2-freien Stromversorgung. Diese Anlagen sind es, die die Integration von Strom aus volatilen Erzeugungsformen wie Wind und Sonne überhaupt erst möglich machen. Mit der Stärkung unserer bestehenden grünen Batterien in den Alpen leisten wir als Verbund dazu einen wichtigen Beitrag. Pumpspeicher sind und bleiben bis auf Weiteres die mit Abstand effizienteste Form, um Strom im großen Stil sauber zu speichern und in kürzester Zeit für Bedarfsspitzen vorzuhalten.“
Michael Strugl unterstreicht zugleich auch die wirtschaftliche Bedeutung der Projekte im Lichte der Anstrengungen, die COVID19-bedingte Wirtschaftskrise zu bewältigen: „Die Investitionen sorgen mit der hohen heimischen Wertschöpfung gerade in Zeiten wie diesen für nennenswerte wirtschaftliche Impulse: Zwei Drittel der Investitionen der Elektrizitätswirtschaft verbleiben als Wertschöpfung in Österreich. Mit der Investition von rund einer halben Milliarde Euro werden zudem etwa 3.500 Arbeitsplätze gesichert.“
Limberg III
Das Kraftwerksprojekt Limberg III wurde 2017 genehmigt. Es handelt sich dabei um ein Pumpspeicherkraftwerk mit einer Leistung von 480 Megawatt in Kaprun. So wie Limberg II, das 2011 in Betrieb genommen wurde, wird es vollkommen unterirdisch zwischen den beiden bestehenden Speicherseen Mooserboden (Stauziel 2.036 m) und Wasserfallboden (Stauziel 1.672 m) errichtet.
Limberg III wird nach der Fertigstellung ein Kraftwerk, das in der Auslegung ganz besonders auf die zukünftigen Bedürfnisse der Energiewende zugeschnitten ist. Es kommen spezielle Maschinensätze zum Einsatz, die hoch flexibel auf den Bedarf an Ausgleichs- und Regelenergie im Netz reagieren können. Angesichts der steigenden Anforderungen durch den Ausbau volatiler Erzeugungsformen handelt es sich dabei um wichtige Dienstleistungen für die Netzstabilität – eine der wesentlichen Voraussetzungen für die sichere und leistbare Stromversorgung.
Geplant ist darüber hinaus, das Stauziel des Speichers Wasserfallboden um 8 m anzuheben. Die dafür notwendige Erhöhung der Limberg-Sperre lässt sich durch vorhandene Baureserven unter Aufrechterhaltung der uneingeschränkten Talsperrensicherheit realisieren. Die dafür erforderlichen Genehmigungsunterlagen werden in den nächsten Wochen bei der zuständigen Behörde eingereicht.
Das Gesamtvorhaben umfasst zudem eine Vielzahl an ökologischen Maßnahmen. Ein besonderes Highlight ist das 24 ha große Europaschutzgebiet „Alpines Schwemmland Drossen“, welches bis in die Drossenschlucht reicht. Zudem wird im Bereich unterhalb der Sperre ein Projekt umgesetzt, bei dem Spuren aus der Bauzeit der 1950er-Jahre durch Renaturierung beseitigt werden.
Der Baustart wird im Frühsommer dieses Jahres erfolgen. Bis 2025 werden insgesamt rund 480 Mio. Euro in die zukunftsorientierte Stromerzeugung und -speicherung investiert – hohe regionale Wertschöpfung inklusive.
Reißeck II+
Seit der in 2016 erfolgten Inbetriebnahme des Pumpspeicherkraftwerks Reißeck II zählt die Oberkärntner Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck mit in Summe 1.460 MW zu den leistungsstärksten Wasserkraftwerksgruppen Österreichs. Als Oberbecken nutzt Reißeck II die seit den 1960er-Jahren bestehenden Speicher am Reißecker Seenplateau, den Großen und Kleinen Mühldorfer See. Die beiden Speicher sind hydraulisch miteinander verbunden, wobei der Kleine Mühldorfer See etwa 80 Meter (mittlerer Höhenunterschied, abhängig vom Füllstand der Speicher) höher liegt als der Große Mühldorfer See.
Um zukünftig diesen Höhenunterschied ebenfalls energietechnisch nutzen zu können, wird auf einer Seehöhe von etwa 2.300 Metern ein neues unterirdisches Kavernenkraftwerk mit zwei Pumpturbinen und einer Gesamtleistung von 45 Megawatt errichtet. „Reißeck II+“ wird durch diese zu einer effizienten Erweiterung von Reißeck II, weil durch die Umlagerung des Speicherinhaltes des Großen Mühldorfer Sees auf die oberen Speicher eine gesamthafte Systemoptimierung möglich wird. Die Genehmigungen dazu wurden bereits gemeinsam mit Reißeck II erteilt.
Auch hier liefert die Gesamtinvestition von etwa 60 Millionen Euro wichtige regionale Wirtschaftsimpulse und dauerhafte Arbeitsplätze. Und dies zusätzlich zu den schon derzeit laufenden Modernisierungsarbeiten an der Kraftwerksgruppe Malta mit rund 100 Mio. Euro.
Nach Abschluss der notwendigen Vorbereitungsarbeiten ist der Baustart noch im Frühjahr 2021 geplant. Ab 2023 soll das neue Pumpspeicherkraftwerk in Kombination mit den schon vorhandenen Anlagen dazu dienen, die Integration von Wind- und Photovoltaikanlagen in Österreich zu unterstützen und weiterhin als tragende Säule für die Netzsicherheit zu dienen.