Stationärer Handel und eCommerce Ziel verstärkter Cybercrimeattacken

BK und Handelsverband präsentieren gemeinsame Studie zur Sicherheit im stationären Handel & eCommerce.
© Katharina Schiffl
Stationärer Handel und eCommerce Ziel verstärkter Cybercrimeattacken
Rainer Will (links), Geschäftsführer des Handelsverbands und Manuel Scherscher (rechts), stellvertretender Direktor des Bundeskriminalamts und Leiter der Initiative „Gemeinsam Sicher“.

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Ladendiebstähle verursachen im österreichischen Handel einen jährlichen Schaden von rund 500 Mio. Euro. Aber auch Raubüberfälle, Falschgeld, Bankomat-Sprengungen und Bandenkriminalität zählen zu den Sicherheitsrisiken im stationären Handel. 82% der österreichischen Händler mit physischen Geschäften haben bereits Erfahrung mit Kriminalität im stationären Handel gemacht, 40% sogar mehrfach.

Zahl der kriminellen Delikte steigen deutlich

“2022 ist die Zahl der Delikte im stationären Handel ebenso wie im eCommerce deutlich angestiegen. Vier Fünftel aller österreichischen Geschäfte waren bereits von Kriminalität betroffen, bei manchen Händlern haben sich die Fallzahlen zuletzt verdreifacht. Auch im Onlinehandel mussten fast zwei Drittel aller heimischen Webshops schon Erfahrungen mit Cybercrime und Betrug im Netz machen”, fasst Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will die zentralen Ergebnisse der Sicherheitsstudie 2023 zusammen, die vom Handelsverband in Kooperation mit dem Bundeskriminalamt durchgeführt wurde.

© Sicherheitsstudie 2023 / BK und Handelsverband

“Die Liste der häufigsten Vergehen im Handel wird angeführt vom klassischen Ladendiebstahl (89%), gefolgt von der Bezahlung mit Falschgeld (43%), organisierter Bettelei und Vandalismus im Shop (je 22%) sowie Bandenkriminalität (18%). Positiv ist, dass fast alle Händler konkrete Maßnahmen zum Schutz vor Kriminalität im eigenen Geschäft in Verwendung haben”, sagt Robert Spevak, Abteilungsleiter Revision und Sicherheit bei METRO Österreich sowie Leiter des Handelsverband-Ressorts “Sicherheit im Handel”.

© Sicherheitsstudie 2023 / BK und Handelsverband

Enorme Zuwachsraten bei Cybercrime und Bestellbetrug

“Unabhängig von der Unternehmensgröße ist Fakt: Wer seine Produkte zusätzlich über das Internet anbietet, eröffnet sich neue, von Öffnungszeiten unabhängige Absatzwege. Wie immer hat allerdings auch die eCommerce-Medaille eine Kehrseite: Je mehr Webshops, desto mehr damit verbundene Betrugsfälle. Gerade in Krisenzeiten steigen Cyberkriminalität und Online-Betrug massiv an. 2022 wurde in der Kriminalstatistik im Cybercrime-Bereich ein Höchstwert von 60.195 Anzeigen verzeichnet. Immerhin bleibt die Aufklärungsquote konstant hoch”, erklärt Manuel Scherscher, stellvertretender Direktor des Bundeskriminalamts und Leiter der Initiative „Gemeinsam Sicher“.

Unter den heimischen Onlinehändlern wurden bereits 64% Opfer von Cybercrime, 34% sogar schon mehrmals. Von den Betrieben mit mehr als 10 Beschäftigten gaben drei Viertel (75%) an, in Verbindung mit ihrem Webshop bereits mit Online-Betrug in Berührung gekommen zu sein, bei den kleineren Betrieben waren es 54%. Im Vergleich zu 2021 (62%) hat die Betrugshäufigkeit in allen Größenklassen zugenommen.

Die TOP-3 Cybercrime-Delikte im Handel:

1. Phishing (61%)
2. Malware-Angriffe (52%)
3. Cyber-Erpressung durch Hacker (32%)

Bei den eCommerce-Betrugsformen häufen sich zurzeit vor allem Bestellungen, bei denen den Käufer:innen vorab bewusst ist, dass sie die Rechnung nicht begleichen werden können (57%). Auch die Angabe der Identität anderer Personen (51%) und die Nutzung verfälschter Namens- bzw. Adressdaten (50%) sind in der Beliebtheitsskala der Kriminellen nach oben gewandert. Fast jeder zweite Webshop hat schon Erfahrung mit Kund:innen gemacht, die den Erhalt der Ware abstreiten, obwohl sie diese erhalten haben (47%).

© Sicherheitsstudie 2023 / BK und Handelsverband
Stationärer Handel und eCommerce Ziel verstärkter Cybercrimeattacken

Betrugsrisikominimierung durch Schutzmaßnahmen

“Um das Betrugsrisiko zu reduzieren, kombinieren Webshops meist verschiedenste Schutzmaßnahmen – und verzichten dafür auch auf potenzielle Mehrumsätze. So setzen 61% der Onlinehändler auf sichere Zahlungsmethoden und 42% auf eingeschränkte Lieferoptionen wie ausschließliche Inlandslieferungen”, erläutert HV-Sicherheitsexperte Robert Spevak.

Zahlungsmethode und Gütesiegel

Als gängigste Zahlungsmethode erweist sich die Kreditkarte, mit der in 83% der Webshops bezahlt werden kann, gefolgt von PayPal (78%), Sofort-Überweisung/Klarna (69%) und Vorkasse (65%). Zwei Fünftel der heimischen Handelsbetriebe bietet auch die Option Kauf auf Rechnung an.

Auch eCommerce-Gütesiegel wurden im Zuge der Umfrage analysiert. Am bekanntesten unter den Handelsbetrieben ist das Trusted-Shops-Gütesiegel mit 80%, gefolgt vom Österreichischen eCommerce-Gütezeichen (66%) und den Siegeln Trustmark Austria sowie Ecommerce Europe Trustmark mit einem Bekanntheitsgrad von 61% bzw. 44%.

Die “Sicherheitsstudie 2023” wurde vom österreichischen Handelsverband in Kooperation mit dem Bundeskriminalamt durchgeführt. 150 heimische Unternehmen aller Handelsbranchen und Größenordnungen (vom EPU bis zum Konzern) haben teilgenommen und den Online-Fragebogen vollständig und fristgerecht ausgefüllt. Der Erhebungszeitraum betrug acht Wochen, Studienende war der 31. März 2023.

Mehr Infos zur Studie finden Sie hier

https://www.handelsverband.at

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