Nachhaltigkeit bleibt für Führungskräfte zentraler Wachstumstreiber

25% der globalen CO₂-Emissionen lassen sich durch wirtschaftlich rentable Maßnahmen reduzieren.
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Nachhaltigkeit bleibt für Führungskräfte entscheidender Wachstumstreiber
Karl Strempel, Partner bei Bain & Company und Leiter der Praxisgruppe Sustainability & Responsibility in der DACH-Region.

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Trotz teils kontroverser öffentlicher Debatten rund um ESG-Themen in den vergangenen zwölf Monaten bleibt Nachhaltigkeit ein geschäftskritischer Erfolgsfaktor.

Das unterstreicht die dritte Ausgabe der Studie „The Visionary CEO’s Guide to Sustainability 2025“ der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company. Eine Auswertung von mehr als 35.000 Statements, die CEOs von 150 führenden Unternehmen weltweit in den Jahren 2018, 2022 und 2024 getätigt haben, zeigt eine klare Entwicklung:

Nachhaltigkeit bleibt für Führungskräfte entscheidender Wachstumstreiber
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Die Rhetorik verlagert sich weg von einer vorwiegend regulatorischen oder moralischen Sichtweise hin zu einer Verknüpfung von Nachhaltigkeit mit geschäftlichem Mehrwert.

Profitabler Klimaschutz

Das Potenzial dafür ist enorm, wie die Studie belegt. Bain-Analysen haben ergeben, dass sich bereits heute 25 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen durch wirtschaftlich rentable Maßnahmen reduzieren lassen. Dazu zählen etwa eine verbesserte Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft oder regionalisierte Lieferketten.

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Parallel dazu müssen Unternehmen die nächsten Schritte antizipieren. So lassen sich weitere 32 Prozent der Emissionen durch Hebel reduzieren, die mittelfristig das Potenzial haben, positiv auf den Return on Investment (ROI) zu wirken – die Geschwindigkeit dieser Entwicklung hängt jedoch von Regulatorik, technologischen Fortschritten und dem Kundenverhalten ab.

„Nach Jahren voll ehrgeiziger Ziele und ambitionierter Vorgaben unterziehen immer mehr CEOs ihre Nachhaltigkeitsagenda einem Realitätscheck. Heute zählen Taten mehr als Worte. Unsere Analysen zeigen, wo wirtschaftlich sinnvoll investiert werden kann – und mit welchen Strategien Unternehmen ihre Net-Zero-Ziele vorantreiben“, betont Karl Strempel, Partner bei Bain & Company und Leiter der Praxisgruppe Sustainability & Responsibility in der DACH-Region.

Kaufkriterium im B2B-Bereich

B2B-Unternehmen verknüpfen Wirtschaftlichkeit zunehmend fest mit Nachhaltigkeit. In einer aktuellen Bain-Befragung unter mehr als 750 Geschäftskunden weltweit – aus den Branchen Automobil, Verpackung, Chemie, Maschinenbau, Metall und Bau – gab die Hälfte an, bereits heute verstärkt bei nachhaltigeren Lieferanten einzukaufen.

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Und fast 70 Prozent planen, diese Käufe in den kommenden drei Jahren weiter auszubauen.

Vertriebsverantwortliche mit direktem Einblick in die Performance nachhaltiger Produkte setzen weiterhin klare Prioritäten bei diesem Thema – besonders in wachstumsstarken Unternehmen.

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90 Prozent dieser Vorreiter erwarten in den kommenden drei Jahren einen positiven Geschäftseffekt durch Nachhaltigkeit, gegenüber 60 Prozent der Nachzügler. Am stärksten zeigt sich die Kluft auf dem amerikanischen Kontinent und in Indien, während sie in Europa aufgrund unterstützender regulatorischer Rahmenbedingungen geringer ausfällt.

KI beschleunigt Nachhaltigkeitsambitionen

Zugleich hat der Einsatz von KI an Dynamik gewonnen. Unternehmen nutzen die Technologie, um beispielsweise Energieeffizienzreserven aufzuspüren oder Abfälle zu reduzieren und so ihre Nachhaltigkeitsziele schneller zu erreichen.

Fast 80 Prozent sehen ein großes bis sehr großes Potenzial für den Beitrag von KI zu ihrer Nachhaltigkeitsagenda. Dennoch befindet sich mehr als die Hälfte noch in frühen Phasen mit Pilotprojekten.

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Die führenden 20 Prozent der Unternehmen – überwiegend aus der Technologie- und Fertigungsindustrie – setzen KI dagegen bereits dreimal so häufig in Nachhaltigkeitsinitiativen ein wie Nachzügler und richten ihren Fokus fast dreimal so stark auf die langfristige Wertschöpfung.

Doch die Skalierung von KI hat ihren Preis. Das klimaökonomische Modellierungstool INTERSECT von Bain zeigt, dass KI und Rechenzentren in einem Hochwachstumsszenario bis 2035 jährlich etwa 810 Millionen Tonnen CO₂ verursachen könnten – das entspricht rund 2 Prozent der weltweiten Emissionen und 17 Prozent der industriellen Emissionen. In den USA würde der Anteil KI-bedingter Industrieemissionen von 18 Prozent im Jahr 2022 auf über 50 Prozent bis 2035 ansteigen.

„Rechenzentren sind energieintensiv – in Ländern mit hoher Abhängigkeit von fossilen Energien steigt der CO₂-Fußabdruck deutlich. Europa hingegen profitiert hierbei von seinem zügigen Umstieg auf erneuerbare Energien“, unterstreicht Karl Strempel.

Transparenz und Innovation als Schlüsselfaktoren

Im B2C-Bereich ergibt sich ein ähnliches Bild wie auf Unternehmensseite. In einer aktuellen Bain-Befragung unter 14.000 Konsumentinnen und Konsumenten in neun Ländern betonten 80 Prozent, dass ihnen Nachhaltigkeit weiterhin wichtig ist – auch angesichts geopolitischer Unsicherheiten und steigender Lebenshaltungskosten.

Fast ein Drittel praktiziert schon heute sechs oder mehr nachhaltige Routinen im Alltag, wie unter anderem Energie sparen, recyclen oder lokale Erzeugnisse kaufen. 70 Prozent möchten ihre Bemühungen sogar noch ausbauen – ein Trend, der sich unabhängig von Region und Demografie zeigt.

„Unternehmen müssen verstehen, was ihrer Kundschaft wirklich wichtig ist. Wer bei Innovationen und fairer Preisgestaltung punktet, kann sich strategisch differenzieren. Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg schließen sich nicht aus – im Gegenteil. Vorausschauende Unternehmen sichern sich Wettbewerbsvorteile und gestalten die Zukunft mit“, ergänzt der Nachhaltigkeitsexperte abschließend.

https://www.bain.com

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