Gegen Ressourcen-verschwendung: Alten E-Autobatterien wird 2. Leben eingehaucht

Ein Konsortium errichtete erstmals einen großtechnischen Stromspeicher vollständig aus alten E-Autobatterien.
© Saubermacher
Gegen Ressourcenverschwendung: Alten E-Autobatterien wird zweites Leben eingehaucht
V.l.n.r.: Hans Roth/Saubermacher, Robert Schmied/Grazer Energieagentur, Manuela Pfaffinger/Smart Power, Robert Fischer/AVL, Theresia Vogel/Klima- und Energiefonds, Kathrin Nachbaur/Grazer Energieagentur, Gerald Lackner/AVL DiTEST, Urs Harnik-Lauris/Energie Steiermark, Ralf Mittermayr/Saubermacher, Mathias Schaffer/Green Energy Lab

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp

Die unter Zusammenwirkung von AVL List, AVL DiTEST, Energie Steiermark, Grazer Energieagentur, Saubermacher sowie Smart Power geschaffene Pilotanlage wurde zur Abdeckung von Spitzenlast konzipiert. Gleichzeitig wurden spezielle Instrumente für die Zustandserhebung bzw. den State of Health der E-Autobatterie entwickelt. Die damit entstandene Unabhängigkeit vom Batteriehersteller schafft die Voraussetzungen für einen freien Markt für Second Life Batterien. Mit der Überführung des Prototyps zum Saubermacher ECOPORT in Feldkirchen bei Graz wurde das Projekt SecondLife – Batteries4Storage nun nach rund dreieinhalbjähriger Laufzeit erfolgreich abgeschlossen. Das Projekt wurde aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms „Green Energy Lab“ unter der Leitung der Grazer Energieagentur durchgeführt.

Nutzen statt Entsorgen

Wenn Batterien von Elektrofahrzeugen nur mehr 80% ihrer Leistung erbringen, werden sie entsorgt, da sie für anspruchsvolle Mobilitätsanwendungen nicht mehr geeignet sind. „Bereits jetzt muss man sich über die Verwendung der aus dem First Life ausgeschiedenen Batterien aus der E-Mobilität Gedanken machen. Mit dem Projekt SecondLife – Batteries4Storage schaffen wir eine zusätzliche stationäre Nutzung, die die Lebenszeit und die Wertschöpfungskette der Batteriesysteme verlängert und ökologische sowie ökonomische Vorteile schafft,“ führt Robert Schmied, Geschäftsführer der Grazer Energieagentur, aus.

Zur gezielten Planung und Realisierung eines „zweiten Lebens“ von Batterien ist es notwendig, den Zustand einer Batterie genau zu bestimmen, und auf Basis des Batteriezustands zu entscheiden, ob und wie die Batterie weiterverwendet kann. Von AVL DiTEST wurde dazu ein mobiles Schnellanalyse-Gerät entwickelt. Von AVL List wurde ein elektronisches Bewertungswerkzeug entwickelt, das den Wert-Unterschied zwischen Recycling und Wiederverwendung darstellt und zusammen mit einem Planungstool der Grazer Energieagentur die bestmögliche Nachnutzung von Automobilbatterien garantiert.

Gelungener Prototyp

Dass das Ganze nicht nur auf dem Papier funktioniert, zeigt die von Smart Power gefertigte Pilotanlage mit 96 kWh. Seit Herbst 2020 glich der Prototyp am Saubermacher Standort in Premstätten erfolgreich die Lastspitzen des Entsorgungsunternehmens aus. Nun wurde die Anlage in die Firmenzentrale nach Feldkirchen verlegt und optimiert dort den Eigenstromverbrauch aus der Photovoltaikanlage.

© PantherMedia/petovarga
Gegen Ressourcenverschwendung: Alten E-Autobatterien wird zweites Leben eingehaucht
Zielgruppen für Speichersysteme aus gebrauchten Batteriesystemen sind stromintensive Industriebetriebe (Anwendungsfall Peak-Shaving) sowie Errichter und Betreiber von Wohngebäuden und PV-Anlagen (Anwendungsfall Eigenverbrauchsoptimierung), Anbieter für Elektrotechnik, Betreiber von großen E-Fahrzeugflotten sowie E-Mobilitätsdienstleister.

Enabler für erneuerbare Energiequellen

Batterie-Stromspeichersysteme spielen für die optimale Integration erneuerbarer Energiequellen sowie für eine kostenoptimale Stromnutzung, d.h. für den Ausgleich von Stromerzeugung und Verbrauch, eine zunehmend wichtigere Rolle. Darüber hinaus leisten batteriebasierte Stromspeichersysteme auch einen wichtigen Beitrag zur Absicherung gegen Stromausfälle, bei der Verbesserung der Netzstabilisierung sowie bei der Integration von dezentral produziertem Strom. Zielgruppen für Speichersysteme aus gebrauchten Batteriesystemen sind stromintensive Industriebetriebe (Anwendungsfall Peak-Shaving) sowie Errichter und Betreiber von Wohngebäuden und PV-Anlagen (Anwendungsfall Eigenverbrauchsoptimierung), Anbieter für Elektrotechnik, Betreiber von großen E-Fahrzeugflotten sowie E-Mobilitätsdienstleister.

Herausforderungen

Aktuell fallen in Österreich pro Jahr etwa 4.000 gebrauchte Batteriesysteme aus der Elektromobilität an – das entspricht etwa 200 Tonnen. Je nach Entwicklung der E-Mobilität werden für das Jahr 2030 bereits zwischen 10.000 und 20.000 Tonnen prognostiziert. SecondLife-Speichersysteme in der Industrie im Megawattbereich wären somit durchaus möglich. In welchem Umfang für welche Anwendungen der Einsatz der 2nd Life-Batterien wirtschaftlich darstellbar ist, hängt u.a. stark von der Preisentwicklung der Batterien ab. Gleichzeitig ist der Aufwand für die Realisierung solcher Speicher derzeit noch sehr hoch und auch rechtliche Aspekte wie Produkthaftung oder Gewährleistung gilt es zu klären.

Das könnte Sie ebenfalls interessieren:

Melden Sie sich hier an

Sie sind noch nicht registriert?