Ein neuer Richtlinienentwurf der EU kündigt an, dass KMU in Zukunft strukturierte Nachhaltigkeitsinformationen in Bezug auf ihre Wertschöpfungskette veröffentlichen müssen. BDO hat in Kooperation mit der Wirtschaftsuniversität Wien heimische KMU zu ihrem Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit befragt.
Nationale Umsetzung
Die geplante Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) fordert von kleinen und mittleren Unternehmen Angaben zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards entlang der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette. Wann die Richtlinie auf EU-Ebene verabschiedet wird und in nationales Recht umzusetzen ist, steht derzeit noch nicht fest.
„Trotz der fehlenden unmittelbaren Berichtspflicht des österreichischen Mittelstands steigt mittelbar bereits jetzt der Druck“, erklärt Sanela Terko, Expertin für Nachhaltigkeitsberichterstattung und Partnerin bei BDO.
Vor allem Banken, Fördergeber:innen, Geschäftspartner:innen und (potenzielle) Mitarbeiter:innen fordern vermehrt die Bereitstellung relevanter, vergleichbarer und verständlicher Nachhaltigkeitsinformation.
Abwartendes Stimmungsbild
Vor diesem Hintergrund hat BDO in Kooperation mit der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien im Rahmen einer Online-Erhebung heimische KMU befragt, mit welchen Herausforderungen sie sich konfrontiert sehen, wenn sie sich in Bezug auf ihre Geschäftstätigkeit im Allgemeinen und ihre Wertschöpfungskette im Speziellen mit Nachhaltigkeit befassen:
„Die vorliegenden Ergebnisse attestieren Entwicklungsbedarf im Hinblick auf Datenerhebungsprozesse und Datenverfügbarkeit. Derzeit können zahlreiche der befragten Unternehmen den neuen nachhaltigkeitsbezogenen Sorgfaltspflichten noch nicht gerecht werden“, hält Klaus Hirschler von der WU Wien fest.
Ein ähnliches Stimmungsbild zum Vorbereitungsstand auf die CSDDD spiegelt sich in der Beratungspraxis wider:
„Viele mittelständische Unternehmer:innen warten aktuell noch ab. Der Aufwand, den die Datenerhebung mit sich bringt, darf aber nicht unterschätzt werden. Man sollte zeitnah mit der Erhebung von Nachhaltigkeitsinformationen starten“, betont Sanela Terko.
Führungsebene entscheidender Faktor
Das Stimmungsbild zeigt weiter, dass ein Großteil der befragten KMU bislang über keine eigene für Nachhaltigkeit zuständige Stelle oder Organisationseinheit verfügt und die Verantwortung für Nachhaltigkeitsagenden bei der Geschäftsführung liegt.
Erforderliche Geschäftsprozesse und wirksame Governance-Strukturen sind demnach vielfach erst noch einzurichten. Die starke Stimme der Führungsebene ist hier ein ausschlaggebender Faktor für die erfolgreiche Umsetzung.
Nachhaltiges unternehmerisches Handeln schafft Wettbewerbsvorteile, von denen heimische KMU profitieren können.
„Wir legen allen mittelständischen Unternehmer:innen ans Herz, sich schon jetzt mit den kommenden Anforderungen zu befassen und im Unternehmen entsprechende Expertise und Prozesse aufzubauen. Dafür bieten gerade die Strukturen von Familienunternehmen ideale Voraussetzungen“, meint Sanela Terko abschließend.
Denn ohne einen starken Mittelstand ist die nachhaltige Transformation der österreichischen Wirtschaft nicht umsetzbar.
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