Als „Jahr des fundierten Handelns“ bezeichnet das Zukunftsinstitut 2024 in seinem aktuellen Zukunftsreport. Ein Hauptfaktor demnach: die Globalisierung.
Sie bleibt uns also erhalten, logisch, und sie wird uns und unser ganzes Leben und Wirtschaften weiterhin prägen und formen. Immer mehr Menschen und Institutionen – nicht zuletzt die Europäische Union – machen sich Gedanken rund um die hinkünftige Rolle Europas. Die „über-connectete“ Welt ist im Umbruch, im Großen wie im Kleinen. Doch lehnen wir uns in all dem Trubel einen kurzen Moment zurück und brechen wir die Komplexität so gut wir können herunter. Denn dann erkennen wir: „Global“ gibt es nicht ohne „regional“. Wir leben nach wie vor in Gegensätzen, um die Dinge und nicht zuletzt uns selbst zu definieren. Das ist so, und das ist zuweilen gut so.
Nicht umsonst ist seit Jahren nicht nur von Globalisierung, sondern zugleich auch von „Glokalisierung“ die Rede, also von der Verschmelzung von global mit lokal. Das gilt für wirtschaftliche Belange ebenso wie kulturell, gesellschaftlich und – ja, auch im Nachrichtensektor. Wo Digitalisierung, Globalisierung, Migration, Krieg und künstliche Intelligenz die vorherrschenden politischen und politisch diskutierten Themen sind, ist es nicht weit hin zu Sorgen und von da aus nicht weit hin zu Ängsten. Dass letztere teils aggressiv von diversen politischen Meinungsführer:innen geschürt werden, macht die Sache nicht weniger komplex.
Im oft vereinfachten Bild von einer klaren Welt steht die (als bedrohlich wahrgenommene) Globalisierung der (als vertraut und vertrauenswürdig wahrgenommene) Regionalität direkt gegenüber.
Gerade dann tritt der bereits erwähnte Terminus der Glokalisierung auf den Plan. Mit dieser originellen, aber nicht mehr ganz so neuen Wortschöpfung ist es aber nicht getan. Worum es hinter diesem Begriff geht, ist das Finden einer Balance, das Aufzeigen von Rechten und Pflichten, von Vor- und Nachteilen, das Zusammenzählen und damit Auf-den-Punkt-Bringen. Nur so ist eine ordentliche Bewertung der Rolle(n) von Regionalität und Globalisierung möglich.
Nun ist aber all das, was seit Jahren über uns alle hereinzubrechen scheint, so mannigfaltig, so überwältigend, so respekteinflößend und so anders, dass der Mensch ganz natürlich reagiert: mit Rückzug, zuweilen mit Ablehnung, jedenfalls aber mit Irritation.
Klar, unser (nicht nur kulturelles) Selbstverständnis wird beinahe regelmäßig auf die Probe gestellt. Da greift man unwillkürlich auf das Bewährte, Vertraute zurück. Und das sei hier ganz wertfrei gesagt. Nahversorger:innen sind gerade in herausfordernden Zeiten – man denke an Corona – unersetzbar. Wie unersetzbar, hat sich für alle gezeigt. Das gilt auch für den Nachrichtensektor, aber dazu muss man nicht einmal ein News-Junkie sein oder „always on“.
Klar ist: Regionalität stärkt das kulturelle Selbstverständnis. Zugehörigkeit stabilisiert Identität. Das tut der und dem Einzelnen gut – und damit der ganzen Gesellschaft, wie eng oder weit man sie an dieser Stelle auch fassen mag. Werte, Demokratie, Gemeinsamkeiten – aber auch gegenseitige Toleranz überall dort, wo wir vielleicht nicht einer Meinung sind. Anerkennen von Andersdenkenden, Aufzeigen von Möglichkeiten und Varianten, auch wenn es vielleicht nicht die eigenen sind. Das schafft Transparenz – und fertiggedacht Toleranz. Das baut Brücken und öffnet neue Horizonte. Heimat kann so vieles sein. Erinnerungen, Hoffnungen, Wünsche, Erwartungen.
All das trägt bei zum allgemeinen Gelingen des Zusammenlebens. Von einer Zweierbeziehung bis hin zur Weltgemeinschaft. Heutzutage wird jede Region international vernetzt. Europa im Weltenkosmos. Die Welt ist ein Dorf. Ein großes zwar. Wenn wir unseren viel strapazierten Heimatbegriff und dessen Horizonte ausweiten, dann fördern Zusammenhalt und Zugehörigkeitsgefühl auch in größerem Rahmen den Tatendrang – „gemeinsam sind wir stark“ – und die Kreativität, auch im Denken. Für Offenheit, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Allen Umbrüchen gemäß und allen Unsicherheiten zum Trotz.
Autor: Markus Mair