Laurenz Benndorf: Was Banken und FinTechs voneinander lernen können

Die Anadi Bank plädiert für eine stärkere Kooperation und sieht darin Vorteile für beide Seiten.
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Laurenz Benndorf: Was Banken und FinTechs voneinander lernen können
Laurenz Benndorf, Head of Business Development, Investor Relations & International Expansion bei Anadi Bank.

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Stärken im Vergleich: FinTechs und Banken im Überblick

Für FinTechs bieten Kooperationen mit Banken wertvolle Lernmöglichkeiten, insbesondere im Bereich der regulatorischen Expertise, des Risikomanagements und der Kreditvergabe. Banken verfügen über jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit komplexen regulatorischen Anforderungen und haben robuste Systeme zur Absicherung gegen Finanz-, Compliance- und Fraud-Risiken entwickelt. Ein zentraler Kompetenzbereich von Banken ist die Kreditvergabe, die ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Fähigkeiten erfordert, darunter die Risikobeurteilung, einschließlich der Bonitätsprüfung, die Vermeidung von Betrug sowie das Treasury, das für die Refinanzierung der Kredite und die Koordination der Liquidität verantwortlich ist. Zudem verfügen Banken über umfassendes Wissen im Kreditportfoliomanagement und in der Gesamtbanksteuerung, die eine Vielzahl von Bereichen umfasst.

Umgekehrt können Banken von FinTechs lernen, wie wichtig technologische Innovationen und eine ausgeprägte Kundenorientierung sind. FinTechs zeichnen sich oft durch ihre Flexibilität und Agilität aus, was ihnen ermöglicht, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und einfache, benutzerfreundliche Lösungen anzubieten. Diese agile Arbeitsweise, kombiniert mit einem starken Fokus auf Nutzererfahrung (UX), bietet Banken wertvolle Impulse, ihre eigenen Dienstleistungen zeitgemäß zu gestalten und besser an die Bedürfnisse ihrer Kunden anzupassen.

FinTech Assets: Technologie, digitale Talente und starke Position in Nischenmärkten

FinTechs zeichnen sich durch den Einsatz von Technologien wie Künstlicher Intelligenz und Machine Learning aus, die es ihnen ermöglichen, personalisierte und effiziente Dienstleistungen zu entwickeln. Ihre digitale Neukundenakquise ist stark ausgeprägt, was zu einer schnellen Skalierung und Marktanpassung führt.

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Im Gegensatz zu traditionellen Banken starten viele FinTechs auf der „grünen Wiese“, ohne durch ältere IT-Systeme eingeschränkt zu sein. Dadurch können sie moderne und flexible Anwendungen & Infrastrukturen aufbauen, die ihren Bedürfnissen optimal entsprechen. Zudem fokussieren sie sich oft auf Nischenmärkte, wie Robo-Advisors, Kryptowährungsbrokerage oder Insure-Tech-Leistungen, in denen traditionelle Banken keine Schwerpunkte haben.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die hohe Anziehungskraft von FinTechs auf digitale Talente und Professionals. Durch ihre Startup-Mentalität, flachere Hierarchien und den Fokus auf Innovation schaffen sie ein Umfeld, das kreative und technikaffine Fachkräfte anzieht und ihre Innovationskraft weiter steigert.

Lernpotenziale für beide Seiten: Wie Banken und FinTechs voneinander profitieren können

Trotz anfänglicher Spannungen nähern sich FinTechs und Banken zunehmend an. Viele Banken erkennen inzwischen den strategischen Wert einer Zusammenarbeit mit FinTechs. Nun wäre es an der Zeit den nächsten Schritt zu setzen und gemeinsam innovative, kundenfreundliche Services zu entwickeln, die nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch zum wirtschaftlichen Ergebnis beitragen.

Um das Potenzial dieser Partnerschaften voll auszuschöpfen, stehen den Akteuren verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Banken und FinTechs können durch strategische Partnerschaften ihre jeweiligen Stärken einbringen. Beteiligungen und Akquisitionen von vielversprechenden FinTechs ermöglichen es Banken, innovative Technologien und Geschäftsmodelle schnell zu integrieren und auch vom Wachstum dieser Player zu profitieren. Die Integration von FinTech-Technologien, sei es durch direkte Implementierung oder durch die Verwendung von White-Label-Lösungen, kann bestehende Bankdienstleistungen ebenfalls optimieren und erweitern.

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Ein weiteres Modell ist Corporate Venture Building, bei dem Banken eigene FinTechs aufbauen, um ihre Innovationskraft zu stärken und um neue Geschäftsfelder zu erschließen. Ebenso können Banken durch die Transformation klassischer Bankmodelle hin zu neuen, angepassten Geschäftsmöglichkeiten ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern. All diese Strategien bieten sowohl Banken als auch FinTechs erhebliche Vorteile.

Die Zukunft der Finanzbranche: Effizienz, Technologie und Zusammenarbeit

Zusammengefasst lassen sich die Stärken beider Akteure wie folgt charakterisieren:

Viele FinTechs punkten mit einer starken digitalen Neukundenakquise, technologischem Fortschritt, einer herausragenden Nutzererfahrung, sowie einer schnellen und agilen Reaktion auf Marktveränderungen.

Banken hingegen verfügen über einen gewachsenen Kundenstamm, umfassende regulatorische Kenntnisse, etablierte Systeme und Prozesse sowie eine hohe Kompetenz in der Kreditvergabe und im Risikomanagement.

Während FinTechs ihre Innovationskraft in einem flexiblen Umfeld entwickeln können, bringen Banken eine bewährte Struktur und Expertise mit, die in der Zusammenarbeit von unschätzbarem Wert sind.

Die Symbiose beider Welten hat das Potenzial, den Finanzsektor und somit auch den Alltag in unserer Gesellschaft nachhaltig zu verändern. Gerade in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten, in denen auch einige FinTechs durch die Zinswende in Schwierigkeiten geraten sind, sollten wir diese Potenziale auch nutzen und durch Kooperation den technologischen Fortschritt im Finanzsektor beschleunigen. Damit schaffen wir die Basis für eine zukunftsfähige und effiziente Wirtschaft.

Autor: Laurenz Benndorf

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