So schnell kann das gehen: Monatelang hüpfte und tanzte der reichste Mann der Welt wie frisch verliebt um sein Idol, hatte ein Appartement in dessen Parvenu-Schloss Mar-a-Lago oder konnte im Weißen Haus vor den versammelten Ministern seine Weisheiten ausbreiten.
Als einzigartiges Privileg durfte er auf den großen Rednertribünen gemeinsam mit seinem Idol auftreten. So etwas erlaubt Donald Trump, der König aller Narzissten, aller Selbstverliebten, sonst niemanden. An Elon Musk hatte er einen Narren gefressen. Dann plötzlich der Bruch. Elon Musk, der andere Narzisst, geht zu seiner alten Liebe Tesla zurück. Das Traumpaar der Nation liefert sich nun einen Rosenkrieg der Sonderklasse.
„Ohne mich hätte Trump die Wahl verloren“ schreibt Musk auf seiner Online-Plattform X. „Lügner“ kontert Trump. „Er ist verrückt geworden“.
Die Schlammschlacht setz sich sogar unter die Gürtellinie fort. „Es ist Zeit, die wirklich große Bombe zu werfen“, droht Musk. Trumps Name stehe in den Akten des berüchtigten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, behauptet er. Das sei auch der wahre Grund, weshalb sie nicht vollständig veröffentlicht würden. Musk zündet die Bombe und wünscht seinem ehemaligen Best Buddy noch einen „schönen Tag“.
Musk ruft Republikaner zur Meuterei gegen Trump auf
Der reichste Mann der Welt hat schon vorher Trump den Krieg ums Geld erklärt. Er nennt Trumps innenpolitisches Prestigeprojekt, die große Steuersenkung, eine „widerliche Abscheulichkeit“. Elon Musk geht sogar in den Kongress, um republikanische Senatoren zur Meuterei aufzurufen und das „große schöne Gesetzeswerk“ (O-Ton Trump) zu killen.
Wie reagiert der Mann im Weißen Haus auf diese Herausforderung? Lange Zeit hielt er sich zurück. Liegt es an der größten Wahlkampfspende aller Zeiten, die ihm Musk zukommen hatte lassen: 250 Millionen Dollar? Die nächsten Wahlen sind ebenso schon im November nächsten Jahres – Musk ist wohl nicht so leicht zu ersetzen. Zwei schräge Typen mit enormem Geltungsdrang hatten eine ungewöhnliche Partnerschaft geschlossen. Das konnte nicht gut gehen. Alte Bauernregel: Auf einem Misthaufen hat nur ein Hahn Platz. Kein Alpha-Mann kann Rücksicht auf den anderen nehmen – keine Spur von Solidarität.
Elon Musk, ein Grenzfall zwischen Genie und Wahnsinn, hatte seinen ersten Schock erlitten, als Trumps Zollpolitik auch seine Unternehmen traf.

Tesla ist ohnehin schwer angeschlagen. Der Mann mit der Kettensäge hatte sich als Exekutor von Trumps Zerstörungspolitik unbeliebt gemacht. Im Verwaltungsrat von Tesla sollen Investoren in Panik sogar schon die Absetzung des „Wunderkindes“ erwogen haben. Das Zerwürfnis mit Trump geht jedoch viel tiefer. Der in Südafrika geborene Elon Musk hat auch plötzlich seine Verantwortung für die Finanzen der USA entdeckt. Um die steht es schlecht. Die Ratingagenturen haben schon die Kreditwürdigkeit der USA zurückgestuft.
Musk im O-Ton: „Der Wendepunkt war für mich, als ich sah, dass die Zinslast der Staatsschulden das Verteidigungsbudget überschreitet. Ich will nicht, dass die USA bankrottgehen.“
Trumps Staatsschulden: Hinter mir die Sintflut
In dieser Situation will der Präsident ein Steuersenkungspaket durchsetzen, welches die bereits zweithöchste Staatsverschuldung der Welt (hinter Japan) noch einmal enorm in die Höhe treiben würde. Bei Trump heißt das: Viel Steuersenkung für die, die haben, und wenig Steuersenkung für die, die wenig haben – weil die angeblich weniger leisten. Alles in allem wächst nach Trumps Plänen der Schuldenberg nicht mehr um Milliarden, sondern um Billionen. Zugleich will er die Schuldenbremse vom Kongress abschaffen lassen. All das klingt nach: Hinter mir die Sintflut.
Trumps Kartenhaus, wonach Super-Zölle die Staatskasse auffüllen sollen, hat sich rasch als Schlag ins Wasser herausgestellt. Er musste zurückstecken, weil sonst der Außenhandel kollabiert. Nun bleiben die versprochenen „Billionen“ aus.
Elon Musk, dem der Welthandel, im Interesse seiner Unternehmen, am Herzen liegt, musste bald erkennen, dass der größte Deal Maker der Welt eine wirtschaftspolitische Null ist und dass durch eine Isolationspolitik die Innovativkraft der USA erlahmt. (Fünf der zehn größten High-Tech-Giganten des Silicon Valley werden von Migranten geführt. Geburtsorte sind Taiwan, Vietnam, Indien, Deutschland oder Südafrika.
Trump steht vor seiner ersten innenpolitischen Kraftprobe. Er will das Gesetzespaket am 4. Juli, dem Nationalfeiertag, zur feierlichen Unterschrift auf dem Tisch haben. Doch sogar republikanische Senatoren proben dagegen den Aufstand. Wehe, wenn Trump sein Gesetz durchbringt. Dann bekommt Musk zu spüren: Geld allein reicht nicht zur ganzen Macht. Es braucht auch Amtsgewalt. Das war die treibende Kraft für Trump, in die Politik zu gehen. Er geht mit Jeff Bezos von Amazon oder Tim Cook von Apple nicht zimperlich um, um sie zu zwingen, in den USA, statt im Ausland, Jobs zu schaffen.
Hätte sich Elon Musk durch Trumps Bürokratie-Abwrackprogramm DOGE nicht so unbeliebt gemacht, stünde ihm jetzt eine politische Karriere offen.
Erstveröffentlichung Kronen Zeitung
Autor: Kurt Seinitz