EU in der Energiefalle – Europäische Lösungen sind unumgänglich

Wirtschaftsstandort in Gefahr – Gemeinsames Handeln von Politik und Wirtschaft wichtiger denn je.
© DHL Express Austria / Christian Husar
EU in der Energiefalle – Europäische Lösungen sind unumgänglich
Ralf Schweighöfer, CEO DHL Express Austria GmbH.

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Bei einem genaueren Blick auf die weltweiten Energiemärkte fällt schnell auf: Die enorme Preissteigerung für Energie ist vor allem ein – regional begrenztes – europäisches Phänomen, welches durch den Überfall Russlands auf die Ukraine verursacht wurde. Betroffen davon sind Unternehmen und Verbraucher gleichermaßen. Die Prognosen für die zukünftige Entwicklung der Strom- und Gaspreise könnten unterschiedlicher nicht ausfallen. Sozusagen zwei Experten – drei Meinungen: Wer aktuell in die Zukunft Europas blickt, benötigt mehr denn je eine Glaskugel.

Unternehmen im Sicherheitsnetz – Falsche Förderungen verlangsamen Transformation

Bei vielen Unternehmen ist bereits jetzt akute Not am Mann. Die Regierung in Österreich springt großzügig ein. 1,3 Mrd. Euro werden an Unternehmen verteilt, deren Energiekostenanteil über drei Prozent des Umsatzes ausmacht. Doch die Rufe nach weiteren Geldspritzen werden immer lauter. Sind diese Rufe auch gerechtfertigt? Auf Dauer sicher nicht. Schwankungen in Energiemärkten sind kein neues Phänomen und die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels kennen wir nicht erst seit gestern. Zahlreiche Unternehmen haben die ökologische Transformation schlichtweg verschlafen. Wer bereits frühzeitig auf erneuerbare Energieträger gesetzt hat, wird jetzt dafür belohnt. Shareholder und Umwelt danken.

© PantherMedia / Yakobchuk
EU in der Energiefalle - Europäische Lösungen sind unumgänglich

Vor allem in punkto fossiler Brennstoffe besteht – mehr denn je – dringender Handlungsbedarf, um uns aus den Fängen der Abhängigkeit und der damit einhergehenden Unsicherheit zu befreien. Dafür sind Unternehmen selbst verantwortlich. Die Öl- und Gaspreise werden wohl auch auf lange Sicht nicht mehr auf alte Preisniveaus sinken. Um nicht in der Energiefalle gefangen zu bleiben, müssen wir die Transformation hin zu erneuerbaren Energieträgern massiv vorantreiben. Dabei gibt es keine Denkverbote – Photovoltaik, Geothermie, Wasserstoff aber auch Digitalisierung schaffen Abhilfe! Durch die KI-gestützte Optimierung der Beladung unserer Flugzeuge und intelligente Routenplanung konnten wir beispielsweise den Treibstoffverbrauch in einem zweistelligen Prozentbereich senken.

Der Blick nach Brüssel – Europäischer Schulterschluss wichtiger denn je

Jedes Unternehmen muss im Rahmen seiner Möglichkeiten einen Beitrag zur Bewältigung der Energiekrise leisten. Effiziente Maßnahmen zur langfristigen Absicherung unserer Wettbewerbsfähigkeit findet man aber auch beim Blick in Richtung Brüssel. Ein europäisches Problem erfordert auch europäische Lösungen.
Selten hat man die Mitgliedstaaten EU so geschlossen gesehen, wie bei der Verabschiedung der zahlreichen Sanktionspakete gegen Russland. Und auch beim Gaspreisdeckel konnte nach langwierigen Verhandlungen unlängst eine Einigung erzielt werden. Wichtige strukturelle Weichenstellungen für die Zukunft lassen indes weiter auf sich warten. Verhandlungen zum gemeinsamen Gaseinkauf laufen schleppend und auch das vielfach kritisierte Merit-Order System innerhalb der Union scheint eine heilige Kuh zu bleiben.
Um Europa zukunftsfit zu machen und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standortes im internationalen Wettkampf zu behaupten, benötigten wir – besser gestern als heute – mutige politische Entscheidungen. Und vor allem eines: ein geeintes Europa! Andernfalls laufen wir bald Gefahr, in einem noch gefährlicheren Strudel wie die Energiefalle zu geraten – der zunehmenden Deindustrialisierung Europas.

Autor: Ralf Schweighöfer

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