Neben dem Wohnbaupaket der Bundesregierung braucht es, laut Heimo Scheuch, unter anderem weitere politische Maßnahmen, um langfristig mehr leistbaren, ökologischen und nachhaltigen Wohnraum zu ermöglichen.
Herr Scheuch, ist das Wohnbaupaket der Bundesregierung ein ausreichender Anreiz für die Branche?
„Die Baubranche steht vor einer doppelten Herausforderung. Wir müssen mehr leistbaren Wohnraum schaffen, und andererseits den Klimawandel und seinen Auswirkungen entgegenwirken. Dazu braucht es die richtigen politischen Rahmenbedingungen.
Das Wohnbaupaket der Bundesregierung beinhaltet gute Maßnahmen, es ist aber kein Ersatz für langfristige politische Weichenstellungen. Ausreichend leistbarer, ökologischer und nachhaltiger Wohnraum ist entscheidend für einen modernen, wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort Österreich. Denn nur wenn Wohnen leistbar ist, bauen heutige und kommende Generationen ihre Zukunft hier auf.“
Welche Schritte würden konkret weiterhelfen?
„Der Gebäudebestand ist verantwortlich für mehr als ein Drittel des weltweiten Endenergieverbrauchs und für beinahe 40 Prozent aller CO2-Emissionen. Daher ist die Sanierung dieses Altbestands ein wichtiger Schritt zur Erreichung der Klimaneutralität.
Eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Material- und Arbeitskosten bei Sanierungen würde eine Win-Win-Win-Situation schaffen. Durch die angekurbelten privaten Investitionen wird mehr renoviert, das senkt den Energieverbrauch und reduziert somit gleichzeitig Wohnkosten und Emissionen.
Bestehender Wohnraum wird langfristig nutzbar, auch das kommt künftigen Generationen zugute. Und die zusätzlichen Renovierungsaufträge sichern Arbeitsplätze. Diese wirtschaftliche Aktivität bringt auch wieder mehr Steuereinnahmen. Eine solche Steuersenkung ist rasch umsetzbar, kosteneffizient und setzt Impulse für nachhaltiges Wohnen.“
Wie sieht die Situation im Bereich des Neubaus aus – gibt es hier Ansatzpunkte?
„Um den Wohnraumbedarf der wachsenden Bevölkerung in Österreich zu decken, braucht es mehr Neubau. Es ist daher wichtig, dass Gemeinden und der Bund zusätzlichen Grund für gemeinnützigen Wohnbau zur Verfügung stellen. Damit das nicht zu Spekulationsgeschäften und damit wieder zu höheren Baukosten führt, muss dieser Boden für längere Zeitspannen verpachtet werden als aktuell üblich. Konkret wäre eine hundertjährige Pacht im Bereich des Möglichen.
Die Gemeinden und der Bund können dazu einen entscheidenden Beitrag leisten, indem sie Boden in ihrem Eigentum für gemeinnützigen Wohnbau zur Verfügung stellen. Langzeitpachten verhindern dabei Spekulationen und halten so die Baupreise niedrig.
Zusätzlich braucht es mehr zweckgebundene Förderungen. So ermöglichen wir mehr leistbares Wohnen in Österreich. Dies ist wichtig für die gesamte Bevölkerung, insbesondere aber für junge Menschen mit geringerem Einkommen, und damit für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Österreich.“
Eine Videobotschaft von Heimo Scheuch zu diesem Thema finden Sie hier.