Hirnforschung 2.0 – Neue Mittel gegen die aktuelle Krisenstimmung

Der Wiener Neurobiologe Marcus Täuber verrät, wie wir den mentalen Turnaround schaffen können.
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Hirnforschung 2.0 – Neue Mittel gegen die aktuelle Krisenstimmung
Marcus Täuber, Neurobiologe, psychologischer Coach und Unternehmensberater.

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Die Österreicherinnen und Österreicher starten sorgenvoll ins neue Jahr. Für 81% verändert sich durch die Krisen unser Alltag. 74% haben Angst vor weiteren Verschlechterungen der Lebenssituation. Der Neurobiologe und psychologische Coach Marcus Täuber zeigt, was wir gegen die Krisenstimmung tun können.

Eine Reihe von Studien belegen, dass sich Pessimismus schädlich auf Gesundheit und Lebenserwartung auswirkt. Die pessimistische Grundstimmung ist wie ein Nährboden für Schlafstörungen, Ängste und Depressionen.

Eine groß angelegte Meta-Analyse von 61 Studien und 221.133 Probanden zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen Optimismus, Pessimismus und körperlicher Gesundheit. Pessimismus hat demnach einen stark negativen Effekt auf Gesundheitsparameter.

Optimismus oder Pessimismus?

„Der negative oder positive Blick auf die Dinge hat nichts mit Logik oder Verstand zu tun, sondern mit einer emotionalen Grundhaltung. Laut Arthur Schopenhauer leben wir in der schlechtesten aller möglichen Welten. Gottfried Wilhelm Leibniz wiederum meinte, unsere Welt wäre die beste aller möglichen Welten. Zwei geniale Köpfe und philosophische Superstars kommen zu völlig gegensätzlichen Einschätzungen“, konstatiert der promovierte Neurobiologe und Lehrbeauftragte der Universität Wien, Marcus Täuber.

© PantherMedia / Andrei Bordeianu
Hirnforschung 2.0 – Neue Mittel gegen die aktuelle Krisenstimmung

Schon vor rund 15 Jahren hat ein Team um die Psychologin Tali Sharot von der New York University zwei Hirnregionen lokalisiert, die mit Pessimismus und Optimismus in Verbindung stehen. Je optimistischer jemand in die Zukunft blickte, desto höher wurde die Aktivität in der sogenannten Amygdala und dem rostralen anterioren cingulären Cortex (rACC). Negative Vorstellungen hingegen führten zu einer nachlassenden Aktivität in beiden Hirnregionen. Diese spielen bei der emotionalen Färbung eine wichtige Rolle, unabhängig von unserem Verstand im Stirnhirnbereich.

„Learned optimism“

Studien zur positiven Psychologie zeigen, dass Pessimismus kein Schicksal ist. „Wir können unser Hirn auf Optimismus trainieren. Der Fachbegriff des US-Psychologen Martin Seligman „learned optimism” steht im bewussten Kontrast zur „learned helplessness”, der erlernten Hilfslosigkeit, die als Modell für Despression gilt“, erläutert Marcus Täuber.

„Seligman konnte auch zeigen, dass Meta-Kognition, die Fähigkeit über die eigenen Gedanken nachzudenken und diese zu hinterfragen, am besten schon vor der Pubertät angelegt werden sollte. Meta-Kognition ist das vermutlich wichtigste mentale Tool, um Optimismus zu lernen. Aber trotzdem gilt: Es ist nie zu spät, ein Optimist zu werden“, so Marcus Täuber.

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Optimismus ist trainierbar.

Drei Strategien die den Turnaround bringen

1. Dankbarkeitstagebuch – Oft empfohlen, gut bekannt, wird aber noch immer massiv unterschätzt. Täglich fünf Dinge notieren, für die man dankbar ist, helfen laut Täuber unsere Aufmerksamkeit neu auszurichten. Am besten morgens, um das Gehirn gleich in einen positiven Modus zu stimmen.

2. Denken Sie, was Sie wollen – Analysieren Sie Alltagssituationen immer wieder nach dem Optimismus-ABC. (A) steht dabei für den Auslöser, also die Situation, (B) für die Bewertung, also die Gedanken, die Sie mit einer Situation verbinden und (C) für die Konsequenz, also die Gefühle, die sich daraus ergeben. Dreh- und Angelpunkt des Optimismus-Trainings ist nun das (B). Prüfen Sie kritisch: Entsprechen die Gedanken den Tatsachen? Helfen die Gedanken Ihnen, sich zu fühlen, wie Sie es gerne hätten? Wenn Sie nicht beide Fragen mit einem bedingungslosen „Ja” beantworten können, empfiehlt es sich neue produktivere Gedanken ins Auge zu fassen.

3. Gute Beziehungen – Familie, Freundschaften und geselliges Beisammensein sind mehr als nur ein sozialer Kitt. Gute Beziehungen sind ein Wundermittel gegen Stress. Verantwortlich dafür ist das Bindungshormon Oxytozin, das als natürlicher Gegenspieler des Stresshormons Kortisol wirkt.

Hier könnt ihr eure mentale Stärke ermitteln.

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