Das Wachstum auf dem EU-Neuwagenmarkt hielt auch Ende 2023 an: Der Pkw-Absatz legte laut dem Branchenverband ACEA um sieben Prozent zu, im bisherigen Jahresverlauf ergibt sich hingegen ein Wachstum von 16 Prozent. In Österreich kletterte der Absatz nur um vier Prozent, im bisherigen Jahresverlauf aber immerhin um zwölf Prozent.
Absatz unter Vorkrisenniveau
In 23 EU-Märkten wurde ein prozentual zweistelliges Wachstum erzielt, allerdings lagen vier Länder – darunter Deutschland als größter Markt – im Negativbereich. Zudem bleibt der Neuwagenabsatz deutlich unter dem Vorkrisenniveau:
Im Vergleich zu November 2019 fehlten europaweit etwa 130.000 verkaufte Neuwagen, der Absatz lag um 13 Prozent unter dem Vorkrisenniveau, in Österreich um 19 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf ergibt sich auf EU-Ebene eine Lücke von 19 Prozent, in Österreich von ungefähr 28 Prozent.
Der Absatz von Elektroautos kletterte EU-weit Ende 2023 nur um 16 Prozent, nachdem er im Jahresverlauf um immerhin 48 Prozent gewachsen war. Österreich verzeichnete ein Plus bei den Elektro-Neuzulassungen von 26 Prozent.
Grund für die schwache Entwicklung in der EU ist der Absatzrückgang in Deutschland, der auf das sehr hohe Vorjahresniveau zurückzuführen ist. Zum Jahresende 2022 wurden in Deutschland die Subventionen für den Kauf von Elektroautos reduziert, was im Vorfeld zu einem regelrechten Elektro-Boom führte.
Ungewisser Ausblick für 2024
„Noch ist der europäische Neuwagenmarkt im Aufschwung, das Plateau für nächstes Jahr ist aber voraussichtlich bereits erreicht, weiteres Wachstum eher unwahrscheinlich“, erwartet Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY, und ergänzt:
„Damit erwarten wir auch für 2024 einen Absatz unter dem Vorkrisenniveau. Der Grund dafür sind die ungünstigen Rahmenbedingungen rund um Konjunkturschwäche, hohe Finanzierungskosten und die erheblichen geopolitischen Spannungen, die sowohl bei Privatleuten als auch bei Unternehmen zu vorsichtigem Kaufverhalten führen. Außerdem führen fehlende Komponenten und Softwareprobleme nach wie vor zu Problemen und sogar zu Modellverschiebungen.“
Wachstum im Elektrosegment
In vielen Ländern dürfte das Elektrosegment weiterhin als Wachstumstreiber fungieren – allerdings nicht in Deutschland, wo der staatliche Zuschuss kurzfristig abgeschafft wurde.
„Staatliche Förderungen sind nach wie vor ein starker Treiber des Elektrosegments. Wo nicht gefördert und die Ladeinfrastruktur nicht ausgebaut wird, werden auch nur wenige Elektroautos verkauft“, unterstreicht Axel Preiss.
Das sehe man zum Beispiel an den sehr niedrigen Marktanteilen in vielen ost- und südosteuropäischen Ländern. Der Marktanteil von Elektroautos lag in der EU im November bei 16,3 Prozent (Vorjahr: 15,0 Prozent). In Österreich stieg der Elektro-Marktanteil im Jahresvergleich von 18,9 auf 22,9 Prozent.
Skandinavien bleibt Vorreiter
Innerhalb der EU bestehen hinsichtlich der Marktanteile von Elektroautos weiterhin erhebliche Unterschiede: Die höchsten Marktanteile wurden in Dänemark und Schweden mit 44 bzw. 40 Prozent registriert. Die niedrigsten Marktanteile wiesen Bulgarien, Griechenland, Tschechien und Kroatien mit vier Prozent und die Slowakei mit drei Prozent auf.
Berücksichtigt man zusätzlich Plug-in-Hybride, wird der Unterschied noch deutlicher – dann reicht die Spanne von 5 Prozent (gemeinsamer Marktanteil BEV und PHEV) in Bulgarien bis 61 Prozent in Schweden.
„Elektroautos setzen sich innerhalb der EU-Länder sehr unterschiedlich durch. Die Unterschiede zwischen den Märkten werden sogar immer größer. Die skandinavischen Länder haben den Puls der Zeit schon vor langem erkannt und entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen. Dort sind elektrifizierte Neuwagen bereits in der Mehrheit, Osteuropa hinkt hingegen hinterher – dort spielen Elektroautos auf dem Neuwagenmarkt keine Rolle. Der aktuellen Realität gegenüber stehen die ambitionierten EU-Pläne für die Elektromobilität, denen zufolge ab 2035 keine Verbrenner mehr neu zugelassen werden sollen. Es ist in Anbetracht der aktuellen Zahlen aber fraglich, ob dieses Ziel erreicht werden kann“, analysiert der Experte.
Immerhin: Immer mehr Hersteller haben inzwischen angekündigt, Elektromodelle im 20.000-Euro-Bereich einzuführen:
„E-Mobilität muss auch für die breite Masse zugänglich werden, deshalb ist es erfreulich, dass sich nun auch im niedrigeren Preissegment etwas tut“, konstatiert Axel Preiss abschließend.
Plug-in-Hybride
Der Absatz von Plug-in-Hybriden schrumpfte um 22 Prozent, der Marktanteil sank von 11,1 auf 8,1 Prozent. In der Mehrheit der EU-Länder erfreut sich diese Antriebstechnologie zwar steigender Beliebtheit – in 16 der 27 Länder legte der Absatz von Plug-in-Hybriden im November zu.
Aber vor allem aufgrund des Einbruchs in Deutschland (um 59 %) ergab sich EU-weit ein Rückgang. Auch in Österreich lag der Absatz von Plug-in-Hybriden im Minus: um 21 Prozent.