Ist die (Finanz)welt anhaltend im Krisenmodus? Müssen Nationalbanken wieder vermehrt aktiv werden, um das Finanzsystem zu unterstützen? Wiederholt sich ein Szenario wie2008? Und kommt dann gleich die nächste Eurokrise? Viele Fragen, die aktuell für hohe Unsicherheit sorgen. Einfache Antworten gibt es keine. Untergangspropheten und Scharlatane versuchen hier aber Kapital zu schlagen.
Versachlichung anstatt Emotionen
Unser Verhalten auf den Kapitalmärkten ist zumeist durch Emotionen und nicht durch eine sachlich fundierte Grundlage gesteuert. Dies ist auch der Menge an Information und der Komplexität dieses Themas geschuldet. Typische Verhaltensmuster werden unter dem Begriff Behavioral Finance (zu Deutsch: „verhaltensorientierte Finanztheorie“) analysiert. Dabei zeigt sich, dass neben ökonomischen Faktoren auch psychologische und soziologische Einflüsse das Anlegerverhalten stark beeinflussen.
In fallenden Marktphasen dominieren häufig Verunsicherung und Angst, während bei steigenden Marktphasen Gier und die Lust zu Risikobereitschaft im Mittelpunkt stehen. Beide sind keine guten Ratgeber und führen oft zu nachteiligen Anlageentscheidungen.
Allerdings werden Entscheidungen immer von Emotionen begleitet werden. Die Emotion, die bei Vermögensentscheidungen hilfreich ist, ist Sicherheit und Vertrauen in die jeweilige Entscheidung. Um Sicherheit zu erlangen, ist eine Versachlichung der Entscheidung und damit eine akkurate Informationsbasis von Nöten.
Vertrauen und Sicherheit
Basis für Entscheidungen, die mit Vertrauen und Sicherheit getroffen werden können, ist das Wissen um die eigene Situation, eine klare Definition der Erwartung und eine realistische Beurteilung der Kapitalmarktsituation.
Als Beispiel soll uns die Entwicklung globaler Aktienmärkte dienen: so betrug die historische Rendite eines globalen Aktienportfolios seit 1.1.99 bis zum 31.12.22 rund 120%. Zwischenzeitlich musste der Anleger aber auch Verluste von bis zu 50% ertragen.
Dieser Zeitraum beinhaltet Krisen wie die Argentinien Krise, Dotcom Blase, Subprime Krise, Eurokrise, Krieg, Inflation, etc. – also Phasen mit unterschiedlichsten Herausforderungen. Langfristige Aktienrenditen sind zwangsweise auch mit erheblichen kurzfristigen Schwankungen verbunden. Anleger, deren Anlagestrategie auf die eigenen Ziele und Bedürfnisse abgestimmt sind, sind weniger verleitet in turbulenten Marktphasen mit Angst und Verunsicherung zu reagieren.
Negativbeispiel Immobilienfonds
Als weiteres Beispiel dieser Tage lassen Sie uns an die Bewertung von Immobilienfonds denken: Der starke Zinsanstieg in den letzten Monaten wird bei der Bewertung einzelner Immobilien zu einem Abwertungsbedarf führen.
Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf den Net Asset Value (NAV) eines Fonds. Da Anleger stetig steigende NAVs in der Vergangenheit gewohnt waren, könnte dies zu vermehrten Verkäufen von Fondanteilen führen. Dies hat zur Folge, dass je nach Liquidität im Fonds der Manager gezwungen ist, Objekte in einem negativen Marktumfeld zu verkaufen. Bei zu hohen Abflüssen könnten Fonds gezwungen sein, die Verkäufe einzuschränken. Diese Faktoren sind in nächster Zeit bei Anlageentscheidungen zu bedenken.
Reaktion auf Krisenszenarios
Was soll nun konkret in Krisenszenarien geschehen? Oder noch besser – was sollte grundsätzlich vor Investitionsentscheidungen geschehen? Damit Sicherheit und Vertrauen Ihr Handeln beeinflussen, sollten folgende Schritte erfolgen:
- Ziele der Veranlagung definieren
- Kritische Analyse der Strategie
- Beurteilung, ob die gewählte Veranlagungsvariante noch zur Zielsetzung passt
Die Basis, damit Sie diese Schritte durchführen zu können, sind transparente Informationen zu Ihren Vermögensanlagen und eine saubere Gewaltentrennung in der Anlageorganisation:
- Berichtsformat: die Basis für jede Entscheidung ist ein umfassender Gesamtvermögensüberblick mit Details zur Verteilung über Anlageklassen, Branchen, Währungen, etc. Erst ein akkurater Vermögensbericht lässt eine Versachlichung der Entscheidung zu.
- Gewaltentrennung: moderne Demokratien und erfolgreiche Unternehmen haben eines gemein, nämlich die Idee der Gewaltentrennung bzw. ein System von „Checks and Balances“. Damit ist gemeint, dass Ausführung und Kontrolle getrennt voneinander erfolgen. Dies dient vor allem dazu, Interessenskonflikte zu vermeiden. Bei der Vermögensanlage bedeutet dies, dass Sie neben Ihrem Vermögensverwalter einen unabhängigen Berater haben, der die Entwicklung des Gesamtvermögens unter den Aspekten Risiko, Kosten und Resultat überwacht und die Qualität des Verwalters beurteilt. Kontrolle ist von der Verwaltung zwingend zu trennen.
„Wir alle wissen nicht, was die Zukunft bringt, aber wir wissen aus der Historie, dass mit einer kosteneffizienten und konsequenten Umsetzung der passenden Anlagestrategie langfristig gute Anlageresultate zu erzielen sind. Wer seine Entscheidungen auf einer gesicherten Informationsbasis trifft, ist weniger gefährdet, der Gefahr emotionaler Entscheidungen zu unterliegen“, analysiert Manfred Wieland, Gründer von stiftung-nextgen.