Nachhaltigkeit hat für FMA im Jahr 2022 Top-Priorität

Nachhaltigkeit ist einer der sechs Aufsichts- und Prüfschwerpunkte der FMA im Jahr 2022 und steht auch im Zentrum der von der FMA am 16. Dezember 2021 veröffentlichten Publikation „Fakten, Trends und Strategien 2022“. Dies wird nicht nur Auswirkungen auf die Finanzbranche, sondern auf alle österreichische Unternehmen haben.
© PantherMedia/rfphoto
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Wie können die Klimaziele der EU erreicht werden?

Um die ehrgeizigen Klimaziele der EU zu erreichen, soll ein nachhaltiges Finanzwesen (sustainable finance) einen wichtigen Beitrag zur Ökologisierung der Wirtschaft leisten. Kernpunkte der von der EU forcierten Neuausrichtung sind:

  • Nachhaltige Investitionen ohne Greenwashing (dh keine Bewerbung eines Finanzprodukts als umweltfreundlich, ohne dass dieses konkrete Umweltstandards tatsächlich erfüllt),
  • Bewältigung finanzieller Risiken im Hinblick auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (environmental, social and governance, kurz ESG-Risiken) und
  • Transparenz und Langfristigkeit in der Finanz- und Wirtschaftstätigkeit.

Welche Ziele verfolgt die FMA?

Zielsetzung der FMA ist eine Unterstützung der grünen Transformation der Wirtschaft, aber auch die daraus erwachsenden Risiken zu begrenzen. So gibt es beispielsweise einen Zusammenhang zwischen Umweltrisiken und Kreditvergaben, wie anhand des folgenden Praxisbeispiels aus dem Leitfaden der FMA zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken gezeigt werden kann:

Infolge der Klimaerwärmung ist in Österreich in niedrigen und mittleren Lagen mit einem Rückgang der Schneedecke und -höhe zu rechnen, weiters verkleinern sich die alpinen Gletscher. Durch die Verkleinerung der Gletscher wird wiederum die Wasserführung der Flüsse beeinflusst, die von Gletschern gespeist werden. Ökonomische Folgen betreffen u.a. den Wintertourismus, da auch die künstliche Beschneiung in Schigebieten nur begrenzt möglich ist.

Tourismusbetriebe sind häufig und teilweise in signifikantem Ausmaß über Bankkredite fremdfinanziert. Gelingt es den Tourismusbetrieben nicht, Rückgänge im Wintertourismus auszugleichen, so droht Zahlungsausfall. Daher ist es für Kreditinstitute wichtig, sowohl vor als auch nach einer entsprechenden Kreditvergabe derartige Nachhaltigkeitsrisiken zu erkennen und entsprechend zu steuern. Gleiches gilt beispielsweise für Kreditvergaben an die Landwirtschaft, die von zunehmenden Hitzetagen, Austrocknung und Erosion der Böden und damit einhergehendem Humusabbau, vermehrten Starkregenereignissen und wärmeliebenden Schädlingen betroffen ist.

Welche Vorgaben bestehen für Banken?

Das österreichische Bankwesengesetz verpflichtet Kreditinstitute dazu, sich über Umweltrisiken zu informieren und diese durch angemessene Strategien und Verfahren zu steuern, zu überwachen und zu begrenzen. Auch auf EU-Ebene bestehen immer strengere Vorgaben für Banken zur Integration von Nachhaltigkeitsrisiken im Risikomanagement. So hat beispielsweise die Europäische Kommission im Rahmen ihres Bankenpakets 2021 im Oktober 2021 Maßnahmen zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit von Banken gegenüber wirtschaftlichen Schocks und für einen Beitrag zur Klimaneutralität vorgeschlagen.

Das Bankenpaket beinhaltet die regelmäßige Durchführung von Klimastresstests durch die Aufsichtsbehörden, durch die ESG-Risiken im Rahmen regelmäßiger Überprüfungen zu bewerten und offenzulegen sind. Dafür sind einheitliche Informationen über ESG-relevante Aktivitäten der Kreditnehmer eine wichtige Grundvoraussetzung. Mit der EU-Taxonomie-Verordnung sowie weiteren Richtlinien und Verordnungen über Sustainable Finance und nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten sind die erforderlichen EU-Regularien bereits in Kraft bzw. kurz vor der Beschlussfassung. Daher gilt es 2022 diese in der Praxis anwendbar zu machen und die Weiterentwicklung auf europäischer Ebene im Auge zu behalten.

Nachhaltige Finanzierung in der Praxis

Die FMA hat bereits erste Schritte eingeleitet, um die angemessene Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsfaktoren und -risiken in der Geschäftsstrategie, der internen Governance und im Risikomanagement bei Kreditinstituten im Rahmen des aufsichtlichen Überprüfungsverfahrens zu beurteilen.

Es wird in Zukunft nicht nur darum gehen, wie Unternehmen Umwelt, Soziales und Regulatorisches in eine verantwortungsvolle Unternehmensführung integrieren, sondern auch darum, wie sie dies kommunizieren. Durch die Entscheidung der FMA für Nachhaltigkeit als Prüf- und Aufsichtsschwerpunkt 2022 steigt der Druck auf Unternehmen gegenüber Banken über ihren ökologischen und sozialen Fußabdruck zu berichten. Derzeit hat laut FMA noch keine Bank einen Gesamtüberblick über die relevanten Klimarisiken. Allerdings sind in Teilbereichen bereits gute Fortschritte zu erkennen. So finden Klimarisiken bei der Due Diligence der Kunden schon verstärkt Berücksichtigung. Damit Banken ihren Verpflichtungen gegenüber der FMA nachkommen können, werden sie im Jahr 2022 verstärkt Informationen von Kreditnehmern über deren Nachhaltigkeits­verhalten benötigen.

TPA Tipp: Die Ernennung eines Nachhaltigkeitsbeauftragten sowie die Erstellung jährlicher Nachhaltigkeitsberichte werden zunehmend positiv bei Kreditvergaben berücksichtigt. Viele der hierfür notwendigen Informationen sind im betrieblichen Rechnungswesen vorhanden, bzw. können effizient erhoben werden. TPA unterstützt sie hierbei gerne! Weitere Erfolgsfaktoren sind externe ESG Ratings, ISO- oder vergleichbare Zertifikate.

Zudem hat die FMA auf dem österreichischen Markt ein großes Interesse an nachhaltigen Finanzprodukten und Finanzdienstleistungen festgestellt. Zum 30. 9. 2021 waren 11,2 % aller österreichischen Wertpapierfonds als Nachhaltigkeitsfonds nach dem „Österreichischen Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte“ (UZ 493) klassifiziert, was einen Anstieg um 75 % innerhalb eines Jahres bedeutet. Viele Marktanbieter – insbesondere auch Banken – arbeiten bereits an der Emission von Green Bonds. Bei der Emission von Anleihen werden ökologisch verantwortungsvolle Unternehmen daher zukünftig ebenfalls im Vorteil sein.

Autoren: Karin Fuhrmann, Gerald Kerbl, Elisabeth Pamperl

tpa-group.at

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