Werte wie Sicherheit und Beständigkeit haben wieder an Bedeutung gewonnen. Eine gute Vermögensplanung hilft, die Zukunft der Familie auf stabile Beine zu stellen und dafür zu sorgen, dass ein optimaler Vermögensübergang auf Partner und Kinder gewährleistet ist, wenn man nicht mehr über die eigenen Vermögenswerte verfügen kann. Auch die Zürcher Kantonalbank Österreich AG beschäftigt sich regelmäßig mit solchen Themen. Hermann Wonnebauer, Vorstandsvorsitzender der auch in Süddeutschland tätigen Privatbank, verweist auf einige wichtige Punkte, an die man unbedingt denken sollte, um den eigenen Liebsten eine böse Überraschung zu ersparen.
Berücksichtigung aller Eventualitäten
Langfristiges und vorausschauendes Denken ist in allen vermögensbezogenen Fragen wichtig. „Dazu gehört nicht nur, die bestehenden Vermögenswerte optimal zu verwalten und zu vermehren, sondern auch klare Regelungen für den Fall zu treffen, dass man eines Tages nicht mehr handlungsfähig ist“, sagt Hermann Wonnebauer. „Wenn man hier unachtsam ist, kann rasch ein wesentlicher Teil des über Jahre und Jahrzehnte aufgebauten Vermögens verloren gehen. Mit einer gut durchdachten, detaillierten Planung kann man vorbauen und einen stabilen Vermögensübergang sicherstellen“, so Wonnebauer, der insbesondere auf folgende Punkte verweist:
1. „Nach mir“-Ordner
Die Regelung der Vermögensnachfolge soll den Angehörigen im Ernstfall durch eine Aufstellung aller Vermögenswerte im In- und Ausland eine rasche Orientierung bieten. Hier sorgt das Anlegen eines Ordners – wenn möglich in gedruckter und digitaler Form – für Abhilfe. Dieser sollte Kontonummern, Depotnummern, Versicherungen, Hauspläne, Verträge etc. inkludieren. Im Idealfall ist dieser Ordner mit eindeutigen Handlungsanweisungen versehen und bei einem Notar oder im Familiensafe hinterlegt. Einmal jährlich sollte dieser Ordner aktualisiert werden.
2. Heranführung von Angehörigen
Die Familie soll langsam darauf vorbereitet werden, das Vermögen irgendwann zu übernehmen. Das kann durch die schrittweise Übertragung von Vermögenswerten geschehen.
3. Regelmäßige Überprüfung des Testaments
Besonders wichtig ist, dass Erblasser die strengen formalen Anforderungen erfüllen und zudem ihren letzten Willen eindeutig und zweifelsfrei formulieren. In der Praxis sorgen Verstöße gegen diese Vorschriften immer wieder dafür, dass Teile oder im schlimmsten Fall das gesamte Testament ungültig sind. Ein Testament muss demzufolge regelmäßig überprüft werden, um auch die jüngsten Gesetzesänderungen abzudecken und Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden.
4. Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung
Schwere Erkrankungen oder Unfälle sind unerwartete Schicksalsschläge, die oftmals das eigene Handeln einschränken oder gar unmöglich machen können. Angehörige dürfen nicht automatisch stellvertretend Entscheidungen hinsichtlich medizinischer oder finanzieller Belange der betroffenen Person treffen. Eine Vorsorgevollmacht, etwa in Form einer Generalvollmacht, kann hier sinnvoll sein, um finanzielle Engpässe für die Familie oder ein Entscheidungsvakuum, beispielsweise im Unternehmen, zu vermeiden. Daneben ist die Patientenverfügung ebenfalls wichtig, regelt jedoch nur die Befugnisse von Angehörigen bei schwerwiegenden medizinischen Entscheidungen, wenn der Betroffene nicht ansprechbar ist.
5. Vermögen langfristig ausrichten
Empfohlen wird, ihre Vermögen immer langfristig aufzustellen. Idealerweise wenden sich Betroffene an Professionisten, die sich auch um die Nachfolgeregelung im Sinne ihrer Klient:innen kümmern. Professionell verwaltete Fonds sind beispielsweise in der Regel besser diversifiziert, risikooptimiert und für verschiedene Marktphasen gewappnet als selbstverwaltete Einzelaktien. Auch die Gründung einer Stiftung ist eine beliebte Möglichkeit und bedarf unbedingt professioneller Betreuung.
6. Kurzfristig liquide Mittel sicherstellen
In jedem Fall sollte ein finanzieller Engpass der Familie und eine notwendige Auflösung von komplexen Vermögensstrukturen und unbeweglichen Vermögenswerten wie Immobilien vermieden werden. Nicht alle Vermögenswerte müssen sofort verfügbar sein, eine gesunde Aufteilung zwischen liquiden und nicht beweglichen Gütern ist wichtig. Auch deswegen macht es Sinn, Angehörigen bestimmte Vermögenswerte teilweise zu übertragen. Bestehende gemeinsame Konten sollten auf „Oder“- statt „Und“-Konten umgestellt werden, sodass die zweite Person ebenfalls über das Geld verfügen kann. Auch der Abschluss von Lebensversicherungen kann zielführend sein.
7. Immobilien: Handlungsfähigkeit gewährleisten
Hier ist es wichtig, die Handlungsfähigkeit sicherzustellen, um Entscheidungen treffen zu können. Sobald eine Immobilie unter zu vielen Familienmitgliedern aufgeteilt wird, werden derartige Entscheidungen erschwert. Eine frühzeitige Schenkung, etwa in Verbindung mit einem lebenslangen Wohnrecht oder einem Nießbrauchrecht für den Erblasser sowie einem Veräußerungsverbot, kann Komplikationen dieser Art von vornherein vermeiden.
8. Digitale Zugänge organisieren
Für den Notar ist es ein Leichtes, etwa im Falle eines Nachlassverfahrens, Sparbücher und Konten bei Banken ausfindig zu machen, indem er diese anschreibt. Bei den dezentralen Kryptoassets sieht die Sache anders aus. Daher sollten Krypto-Anleger im „Nach mir“-Ordner anführen, über welche Wallets sie verfügen und wie eine mögliche Übergabe funktionieren kann. Auch andere digitale Zugangsdaten sollten vermerkt sein.