Christoph Neumayer: Eine Industriestrategie, die den Namen auch verdient!

Eine kluge Industriepolitik gibt Vertrauen in den Standort und stärkt Identität sowie Zusammenhalt.
© Philipp Hora
Christoph Neumayer: Eine Industriestrategie, die den Namen auch verdient!
Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV)

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Dass Wirtschaft zu 50 Prozent Psychologie ist, soll schon der ehemalige deutsche Bundeskanzler Ludwig Erhard gesagt haben, der als Schöpfer des „Wirtschaftswunders“ der Nachkriegsjahre und Mitarchitekt der Sozialen Marktwirtschaft gilt.

Und er hatte naturgemäß Recht – Menschen, die sich wirtschaftlich unsicher fühlen, konsumieren weniger und Unternehmen, die von einer unsicheren wirtschaftlichen Lage und fehlender Planungssicherheit ausgehen, investieren weniger. Wirtschaftspolitik muss daher ein stabilisierender Anker sein, verlässlich und nachvollziehbar. Und sie sollte eine Vision bieten, die Menschen, Politik und Unternehmen eint und Vertrauen in die Zukunft gibt.

Industriestrategie für Österreich

Angesichts der auf dem Tisch liegenden Inhalte – nicht nur von der IV erarbeitet – für eine Industriestrategie, wurde wohl die nicht unberechtigte Frage gestellt, warum es nun der Erarbeitung einer neuen Industriestrategie für Österreich braucht.

Doch, wenn dieser möglichst kurze Prozess ein breites, gemeinsames Zukunftsbild und Bewusstsein schafft, kann dies sinnvoll sein. Die industrielle Produktion ist der Kern der heimischen Wirtschaft und wirkt weit über sich selbst hinaus – in den Mittelstand, die Zulieferbetriebe und in breite Teile der Gesellschaft. Die Industrie, das sind Unternehmen, die oft historisch tief in diesem Land verwurzelt sind. Der produzierende Sektor, das sind rund eine Million Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die stolz darauf sind, dort zu arbeiten.

Industriepolitik gibt Vertrauen in den Standort, stärkt aber auch die Identität des Landes und den Zusammenhalt.

Christoph Neumayer Eine Industriestrategie, die den Namen auch verdient!
© PantherMedia / iLixe48 (YAYMicro)

Zuversicht und klare Signale

Dem Industrieland Österreich droht jedoch der Atem auszugehen. Der Internationale Währungsfonds und die EU-Kommission sagen dem Land heuer als einem der wenigen weltweit ein negatives Wirtschaftswachstum voraus – schon wieder.

Während andere Volkswirtschaften in Europa langsam wieder auf einen Wachstumskurs einschwenken, rangiert Österreich in dem Ranking neben Staaten wie Venezuela, dem Sudan, dem Jemen oder Haiti. Wir brauchen dringend einen überzeugenden Plan, der Menschen und Unternehmen wieder Zuversicht gibt. Die Industriestrategie darf kein Papier voller leerer Versprechen werden – wir brauchen unter anderem klare Signale in den großen Problemfeldern, die die Industrie beschäftigen: leistbare Energie, ein schlanker und verlässlicher regulatorischer Rahmen und Entlastungen, die uns im weltweiten Wettbewerb stärken (Stichwort Lohnstückkosten).

Wir müssen weiter in die Zukunft investieren, hochattraktiv für Zukunftsbranchen und -entwicklungen in Österreich sein. Die Industriestrategie muss ihren Namen auch verdienen.

Ja, der Staat muss lernen, mit weniger Ausgaben bessere Leistungen zu erbringen. Jeder Unternehmer weiß, dass das machbar ist und dass man Menschen gut auf diese Reise mitnehmen kann, wenn man spürbar macht, wofür es gut ist. Was also ist die Vision für Österreichs Industrie und Wirtschaft? Österreich soll weltweit gefragt sein für seine industriellen Stärken – für seine innovative Bahnindustrie, für moderne Biotechnologie, für den Maschinenbau der Zukunft, Technologien und Komponenten für die Energiewende und für den Einsatz Künstlicher Intelligenz, um noch bessere Leistungen erzielen zu können.

Das Versprechen muss sein, dass in Österreich 2030 noch mehr Menschen in attraktiven und gut bezahlten Jobs in der Industrie arbeiten können.

Wir sind stolz auf „Made in Austria“ und wollen mit effizienten und umweltfreundlichen Produkten am Weltmarkt wieder an die Spitze der Industrieländer aufschließen. Wir werden als Industriellenvereinigung genau darauf achten, dass dafür nun die richtigen strategischen Weichen gestellt werden.

Autor: Christoph Neumayer

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