Wenn dieser Meinungsbeitrag erscheint, befinden wir uns nur noch wenige Tage vor Weihnachten. Mit der besinnlichen Jahreszeit und den nahenden Feiertagen freuen sich die meisten von uns nicht nur auf Zeit mit den Liebsten und eine wohlverdiente Pause. Es ist auch die Zeit, in der viele das vergangene Jahr Revue passieren lassen und Fazit ziehen, beziehungsweise auch schon Vorsätze für die kommenden Monate machen.
Herausforderungen und Krisen
Im beruflichen Kontext war diese Aufgabe für mich und vermutlich die meisten Kolleg:innen aus der Immobilienbranche keine Einfache. Die vergangenen 12 Monate waren geprägt von zahlreichen Herausforderungen und Krisen, angefangen bei den erhöhten Baukosten, aber auch bei den Rahmenbedingungen getrieben durch Inflation, Zinsen und Energiekosten.
Diese Umstände haben viele Bauträger dazu veranlasst, geplante Baustarts bis auf Weiteres zu verschieben. Insbesondere im Hinblick auf die Schaffung von leistbarem Wohnraum eine wirtschaftlich nachvollziehbare Entscheidung, für ein möglichst ausgeglichenes Verhältnis von (bezahlbarem) Angebot und Nachfrage aber wenig vorteilhaft.
Mit folgender Aussage wiederhole ich mich, dennoch ist es wichtig festzuhalten: Ohne geänderte Rahmenbedingungen steht uns in den kommenden Jahren ein massiver Engpass beim Neuflächenangebot bevor. Wenn langwierige bürokratische Genehmigungs- und Widmungsverfahren den gesamten Ablauf verzögern, wird es in naher Zukunft einen beachtlichen Nachfrageüberhang geben. Zudem wird uns in nächster Zeit die Frage begleiten, wie sich der Markt in puncto Verwertung weiterentwickelt. Die aktuelle Situation sieht heute so aus, dass institutionelle Investoren bzw. Anleger vorübergehend zurückhaltender geworden sind, während Eigennutzer, die über die nötigen finanziellen Mittel verfügen, weiterhin hohes Interesse an neuen Wohnungen zeigen.
Die derzeit streng reglementierten Finanzierungsbedingungen sowie die schwelende Zinsunsicherheit führen dazu, dass der Finanzierungsprozess in die Länge gezogen wird.
Hinzu kam kürzlich mit der Insolvenz eines großen Players am Markt und dem dadurch erzeugten Imageschaden für die ganze Branche ein weiterer Tiefpunkt. Eine solche Imagekrise vermag es, eine ganze Branche in ein schlechtes Licht zu rücken und schädigt auch all diejenigen Unternehmen, die transparent, vertrauensvoll und sicher aufgestellt sind.
Man kann es also nicht schönreden, 2023 war nicht das beste Jahr für die Immobilienbranche. Auch wenn sich die Krisen in den vergangenen 12 Monaten nur so gestapelt haben, ist es meiner Ansicht nach dennoch wichtig, Ruhe, Zuversicht und Optimismus zu wahren.
Wichtig ist, dass die Branche Gehör findet
Was erwartet uns nun im nächsten Jahr? Eine solche Einschätzung ist recht schwierig, da sie ja stets situationsabhängig ist.
Nichtsdestotrotz gibt es für 2024 ausreichend Gründe, um optimistisch zu sein. Wir sind etwa gerade im Planungsprozess und wenn die Rahmenbedingungen passen, dann kommen natürlich auch wieder Baustarts in Frage. Die Inflation scheint sich zu stabilisieren und für die KIM-Verordnung, die auch heuer in aller Munde war, ist zu erwarten, dass es zu einer Lockerung der Finanzierungsmöglichkeiten für Private und Institutionelle kommt – eine durchaus wünschenswerte Entwicklung, von der Bauträger und Wohnungssuchende profitieren dürften.
Obwohl in den kommenden Jahren mit einem massiven Nachfrageüberhang zu rechnen ist, werden auch 2024 noch einige spannende Projekte fertiggestellt. Vollverwertungen, wie etwa die des BUWOG-Projekts HALLER kurz nach Fertigstellung zeigen, dass der Bedarf an neuem Wohnraum und auch das Kaufinteresse in Wien weiterhin sehr hoch sind. Die BUWOG hat beispielsweise noch knapp 200 erstklassige Wohnungen aus den zuletzt fertiggestellten Projekten und bietet interessierten Käufer:innen und Mieter:innen in Wien somit weiterhin ein hochwertiges Angebot.
Hinzu kommen innovative Incentives, mit denen wir unsere Kund:innen bei Abwicklung und Finanzierung unterstützen. Bei allem Optimismus bleiben wir dennoch realistisch und halten fest: Auch 2024 wird für die Immobilienbranche durchwachsen. Weiterhin zählt, dass jene, die das vergangene Jahr gut genutzt haben, um Prozesse, Projekte und Strategien zu hinterfragen und zu optimieren, sich einen Vorsprung gesichert haben.
Mein Weihnachtswunschbrief für die Immobilienbranche
Da dies mein Weihnachtswunschbrief ist, wünsche ich mir Folgendes: Eine Verbesserung der (politischen) Rahmenbedingungen für den Wohnungsmarkt, zudem wage ich es zu hoffen, dass die Neubautätigkeiten mit sukzessiv zunehmendem Volumen wieder ansteigen werden und die ausgesprochen hohe Nachfrage nach neuem und vor allem leistbarem Wohnraum besser gedeckt werden kann.
2023 gab uns ausreichend Zeit, Prozesse, Projekte und Strategien zu hinterfragen und zu optimieren. Nun ist es Zeit zum Handeln: Es braucht, auch seitens der Regierung, klare Maßnahmen, um ab 2024 wieder mehr Wohnungsangebot für alle Zielgruppen schaffen zu können, sonst droht eine massive Angebotslücke.
Bis auf Weiteres gilt es, die Planungssicherheit zu erhöhen, um für etwaige Szenarien vorbereitet zu sein – denn die Erfahrung aus den Vorjahren hat uns gelehrt, dass der schönste Ausblick plötzlich auch ganz anders aussehen kann. Lassen wir uns überraschen, was 2024 tatsächlich bringt und zeigen wir uns allen Herausforderungen gewachsen.
Autor: Andreas Holler