Nach Inputs aus Praxis und Wissenschaft haben 40 Energieexpert:innen im Rahmen der Workshop-Reihe „futurE Stromcamp“ von Oesterreichs Energie und der österreichischen Energieagentur gemeinsam Maßnahmen zur Überwindung von Hürden beim Erneuerbaren-Ausbau diskutiert und erarbeitet.
Akzeptanz ja, Umsetzung nein
„Wie schaffen wir es, dass aus einem ja zur Energiewende auch ein ja zu Infrastruktur und damit ein ja zu Windrädern, Wasserkraftwerken, Fotovoltaik, Stromnetzen oder Speichern wird?“, fragte Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, bei ihrem Eingangsstatement des dritten futurE Stromcamps. „Erneuerbarer Strom ist ein wesentliches Element, um Österreich unabhängig von Erdöl, Erdgas oder Kohle zu machen und die Klimaziele zu erreichen. Und auch wenn die meisten Menschen dem Ausbau erneuerbarer Energie positiv gegenüberstehen, endet diese Akzeptanz oft, wenn diese Projekte vor der eigenen Haustüre umgesetzt werden“, ergänzt Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur.
Aus diesem Grund haben die zwei Organisationen das futurE Stromcamp initiiert, in dessen dritter Ausgabe das Thema Akzeptanz am Programm stand. Bei der Veranstaltung im Mai 2022 haben rund 40 Energieexpert:innen gemeinsam einen Blick über den Tellerrand geworfen und Antworten auf die Frage „Wie können wir mehr Akzeptanz für unsere Projekte erreichen?“ gesucht. Nach Impulsvorträgen aus Praxis und Wissenschaft haben die Teilnehmer:innen in Workshops in einem kreativen, kollaborativen Arbeitsprozess mögliche Maßnahmen entwickelt, um Akzeptanz zu fördern.
Franz Strempfl, Spartensprecher Netze von Oesterreichs Energie und Geschäftsführer der Energienetze Steiermark, erläuterte in seinem Impulsstatement die Herausforderungen im Bereich der Infrastruktur und warum diese massiv ausgebaut werden muss. Er gab auch Einblick in einen Best Case beim Ausbau des Stromnetzes: Erfolgsfaktoren dafür waren aus seiner Sicht die Darstellung des lokalen Nutzens und die starke Einbindung der lokalen Politik.
Schlüsselrolle der Länder und Gemeinden
Franz Angerer skizzierte im Anschluss die Rolle der Länder und Gemeinden bei Akzeptanz-Themen rund um die Energiewende. Ihm zufolge kommt es auf die Reihenfolge der Kommunikation an, erfolgskritisch sind darüber hinaus Transparenz und Klarheit der Kommunikation.
Information wesentlich, aber nicht ausreichend
Sigrid Stagl, Universitätsprofessorin an der WU Wien und Scientists4Future, präsentierte Ergebnisse aus einer aktuellen wissenschaftlichen Analyse zum Thema Akzeptanz. Sie betonte, dass Information zwar eine wesentliche Grundvoraussetzung ist, sich dadurch alleine aber noch keine Akzeptanz einstellt. Es gilt zu bedenken, dass neben Fakten vor allem auch Werte eine große Rolle spielen. Es muss prozedurale Gerechtigkeit herrschen, dann kann durch Partizipation ein Kompromiss hergestellt werden. Außerdem: Nur wenn Menschen befähigt werden systemisch zu denken, können sie gemeinsam an einer Lösung arbeiten.
Kontrollierte Problematisierung
Franzisca Weder, Associate Professor an der University of Queensland und an der Universität Klagenfurt, warf in ihrer Session „Ziel kommuniziert, aber nicht erreicht? Braucht es neue Formen der Kommunikation, um Akzeptanz zu erreichen?“ die Frage auf: Was wäre, wenn die Kommunikation nicht ausschließlich auf Konsens ausgerichtet ist? Sie plädiert dafür, Dissens als Nährboden zu verstehen. Es braucht eine kontrollierte Problematisierung in entsprechenden Kommunikationsräumen. So können Probleme gemeinsam definiert und Lösungen entwickelt werden.
Klimafreundliche Kulturlandschaft
Agnes Zauner, politische Geschäftsführerin von Global 2000, fokussierte in ihrem Vortrag auf das Thema „Wie können wir Klimaschutz und Naturschutz vereinen?“ Sie betonte, dass das fossile Energiesystem zwar massive Schäden verursacht, aber gleichzeitig nicht in der Landschaft sichtbar ist. Das hingegen ist bei Windkraft oder Photovoltaik anders. Diese Technologien sollten als Teil einer klimafreundlichen Kulturlandschaft verstanden werden. Akzeptanz dafür kann ihr zu folge am besten erreicht werden, wenn Menschen persönlichen Nutzen aus den Projekten ziehen können. Das ist etwa bei Bürger:innen-Kraftwerken oder ähnlichen Projekten der Fall.