1996 ging der Porsche Boxster in Serie, mittlerweile sind wir bei mehr als 357.000 Einheiten und der vierten Generation angelangt. So dramatisch wie sich Porsche als Marke seitdem verändert hat, so sehr hat sich auch das Standing des Boxster verändert. Anno dazumal eher als Damenfahrzeug belächelt, hat er sich, umgeben von SUV´s und Elektroraketen, gemeinsam mit seinem Bruder Cayman zum vielleicht glaubwürdigsten Markenbotschafter entwickelt.
Beim Kontakt mit der jüngeren Generation ist das gut erkennbar. Völlig unbelastet von eh schon überworfenen Vorurteilen huldigen sie dem Porsche durch eindeutige Gestik und Mimik. Nur einmal war „Porsche für Arme“ zu hören. Dieses zum Himmel schreiende Unwissen kann durchaus ein Segen sein, das Jubiläumsmodell wechselt erst nach Überweisung von stolzen EUR 119.328,00 seinen Besitzer. Dass hier angesichts einer auf 1.250 Exemplare limitierten Edition aller Voraussicht nach in eine Wertanlage investiert wird, mag etwas zur Linderung beitragen.
Mehr noch aber tut das der Boxster „25 Jahre“ selber. Er basiert auf dem GTS 4.0-Modell und recht viel mehr muss man nicht mehr wissen. Was grob unfair gegenüber den visuellen Schmankerln ist. Nicht zu übersehen sind die kupferfarbenen Akzente an Frontschürze, Lufteinlässen und den 20-Zoll-Rädern. Zumindest so lange nicht, bis sich das rote Stoffverdeck in 10 Sekunden öffnet und eine perfekt verarbeitete bordeauxrote Lederinnenausstattung die Iris doch etwas in Anspruch nimmt. Wie auch immer, bei dem, was der Boxster fahrdynamisch abfeiert, würden wir auch abwaschbare Jutebezüge wohlwollend akzeptieren.
Dreh- und Angelpunkt ist der 4.0-Liter Sechszylinder Boxermotor. Er hat 400 PS und ein bei 5.500 Umdrehungen anliegendes maximales Drehmoment von 430 Newtonmeter. Mindestens genau so beeindruckend ist, was er nicht hat, zum Beispiel einen Turbo, irgendwas Hybrides oder auch jedwede Form von Zurückhaltung. Sie wird schon beim Start ad acta gelegt, wo der Boxer die erweiterte Nachbarschaft je nach Neigung verzücken oder verärgern wird. Der Sound des Sechszylinders ist schlicht atemberaubend, mit offenem Verdeck noch sinnlicher und in den ASFINAG-Röhren eine Ode an vergangen geglaubte Zeiten.
Die Fahrleistungen sind wenig überraschend genial, der Längs wie der Quer. Das Konglomerat aus 7-Gang-Automatik, Sport Chrono-Paket, Sportfahrwerk inklusive Tieferlegung und das Porsche Torque Vectoring mit mechanischer Hinterachs-Quersperre setzten Überlandfahrten bei Bedarf mit Astronautentraining gleich. Spielerisch macht der Boxster aus uns einen Rennfahrer, auf Knopfdruck auch mit langer Leine, aber immer auf der sicheren Seite. Dabei schafft es der Porsche uns das Gefühl zu geben, wir hätten alles selber im Griff. Danke dafür.
Der Porsche Boxster „25 Jahre“ ist wie zu erwarten ein zutiefst emotionales Auto. Rational denkende Menschen werden sich vielleicht am Preis oder dem etwas angestaubten Infotainment stören. Design, Antrieb und Dynamik aber gehen direkt ins Herz. Wen das nicht packt, der kann ja weiter Plug-in-SUV´s fahren.
Echt lässig:
Wird’s, wenn man einer der 1.250 Glücklichen ist.
Echt stressig:
Das volle Potential des Boxster zu entdecken.
Echt fett:
Der Sound. Eine Watschn für alle Soundgeneratoren
Echt jetzt:
Der Motor gehört zu einer aussterbenden Spezies.
Daten Porsche Boxster „25 Jahre“
Motor: 6-Zylinder Benziner
Leistung: 400 PS
Max. Drehmoment: 430 Nm / 5.500 U.
Testverbrauch: 10,4 Liter
Vmax: 293 km/h
0 auf 100 km/h: 4,0 Sek Preis ab EUR 119.328,00