Wohlstandsbericht 2024: Rückschläge bei guter Arbeit und Verteilungsgerechtigkeit

Der AK-Wohlstandsbericht beleuchtet gesellschaftliche und ökonomische Entwicklungen in Österreich.
© Markus Zahradnik
Wohlstandsbericht 2024: Rückschläge bei guter Arbeit und Verteilungsgerechtigkeit
Markus Marterbauer, Chefökonom der Arbeiterkammer.

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Im diesjährigen Bericht zeigt sich eine gemischte Bilanz. In mehreren Bereichen, insbesondere beim Klimaschutz, gab es zwar Fortschritte, doch bei den meisten Zielen, vor allem in Bezug auf Verteilungsgerechtigkeit und gute Arbeit, gibt es deutliche Rückschläge.

Die Folgen der multiplen Krisen – von der COVID-19-Pandemie bis zur anhaltenden Teuerung – prägen die gesellschaftliche Lage in Österreich stark und hinterlassen ihre Spuren. So sind bei vier von fünf Zielen Rückschritte zu verzeichnen, lediglich beim Ziel der intakten Umwelt ist eine geringfügig positive Entwicklung festzustellen.

Wohlstand und Arbeit

Beim Ziel des gerecht verteilten materiellen Wohlstands etwa bleibt die Vermögenskonzentration alarmierend hoch, und die Einkommensschere zwischen Arm und Reich klafft weiterhin auseinander.

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Besorgniserregend ist unter anderem auch die Vermögenskonzentration: Die reichsten 5 Prozent der Bevölkerung besitzen mehr Vermögen als die restlichen 95 Prozent. Trotz guter Lohnabschlüsse profitieren nicht alle Menschen gleichermaßen von den wirtschaftlichen Erholungsphasen.

Besonders der Gender-Pay-Gap, also die Einkommensungleichheit zwischen Männern und Frauen, schließt sich nur sehr langsam. Insgesamt wird das Ziel mit minus 0,6 bewertet.

Die Gesamtbewertung des Ziels Vollbeschäftigung und gute Arbeit fällt schlechter aus als im Jahr 2023. Der Arbeitsmarkt ist von multiplen Krisen geprägt. Zwar bleibt die Mitbestimmung in der Arbeitswelt stark, jedoch stagnieren die Arbeitsbedingungen und die Arbeitslosenquote steigt leicht an.

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Trotz hoher Erwerbstätigenzahlen nehmen prekäre Arbeitsverhältnisse zu. Unbezahlte Sorgearbeit ist nach wie vor ungleich verteilt und erschwert vor allem Frauen den Zugang zu guter Arbeit. Es werden insgesamt zu wenig politische Maßnahmen getroffen, um den Negativentwicklungen auf dem Arbeitsmarkt gegenzusteuern und die multiplen Krisen abzudämpfen. Insgesamt wird das Ziel mit minus 0,6 bewertet.

Lebensqualität und Umwelt

Das Ziel „Hohe Lebensqualität“ erreicht in den Wohlstandsberichten üblicherweise die höchste Punktezahl, doch in diesem Jahr wird es erstmals schlechter bewertet als die Intakte Umwelt.

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Die Lebensqualität vieler Menschen wird durch immer wieder steigende Lebenshaltungskosten und die Gefahr von Armut und Ausgrenzung belastet. Besonders die Wohnkosten und Gesundheitsversorgung stellen zentrale Probleme dar. Trotz der wirtschaftlichen Belastungen bleibt die allgemeine Lebenszufriedenheit stabil, doch die Ungleichheit innerhalb der Bevölkerung ist spürbar. Insgesamt wird das Ziel mit minus 0,2 bewertet.

Etwas besser sieht es beim Ziel Intakte Umwelt aus. Österreich verzeichnet positive Entwicklungen im Bereich des Klimaschutzes, insbesondere bei der Reduktion der Feinstaubbelastung und Treibhausgasemissionen, Verbesserungen gibt es auch im Bereich des öffentlichen Verkehrs.

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Jedoch bleiben die Entwicklungen zu langsam und sind darüber hinaus nicht ausreichend sozial abgesichert. Denn u.a. die Energiepreiskrise führte zu mehr Energiearmut. Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels muss intensiviert werden, um eine nachhaltige und gerechte Umweltpolitik zu gewährleisten. Insgesamt wird das Ziel mit plus 0,2 bewertet.

Gefährdung der staatlichen Stabilität

Die gesamtstaatliche Stabilität hingegen leidet unter den aktuellen Krisen. Trotz stabiler Finanzmärkte und sinkender Inflation gibt es besorgniserregende Entwicklungen bei der Produktivität und bei der demokratischen Beteiligung.

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Viele Menschen fühlen sich politisch ausgeschlossen. Negative Entwicklungen gibt es auch beim Aufbau des öffentlichen Vermögens, da Österreich viel zu wenig investiert. Es braucht gezielte Maßnahmen, um die gesellschaftliche Teilhabe zu stärken und den Staat langfristig zu stabilisieren. Insgesamt wird das Ziel mit minus 0,4 bewertet.

Fazit

Insgesamt ergibt sich für den Wohlstand in Österreich damit ein Mittelwert von minus 0,3:

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„Die soziale Schieflage und die Ungleichheit nehmen zu. Wir brauchen eine Politik, die nicht nur kurzfristig Krisen bewältigt, sondern langfristig den Wohlstand aller sichert und ausbaut“, so das Fazit von Markus Marterbauer, Chefökonom der Arbeiterkammer, und weiteren AK Expert:innen.

Konkret fordert die Arbeiterkammer eine gerechtere Verteilung von Einkommen und Vermögen, Förderung von guter und sicherer Arbeit, Investitionen in Bildung, Gesundheit und leistbares Wohnen, Bekämpfung von Armut, konsequenten Klimaschutz und Schutz vor Energiearmut sowie Sicherstellung gesamtstaatlicher Stabilität.

https://arbeiterkammer.at

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