Weltweit Spitze: Blockchain Initiative Logistik

Als erstes konkretes Anwendungsbeispiel hat sich „BIL“ die global erste Branchenlösung der Digitalisierung von Frachtdokumenten ausgesucht.

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Die Blockchain wird als Zukunftstechnologie in vielen Branchen zu einem nachhaltigen Wandel führen und gerade im Bereich Transport, Logistik und Supplychain besteht großes Potenzial für neue Geschäftsmodelle. Der dänische Logistikgigant Maersk beispielsweise wickelt bereits 800 Schiffe logistisch und versicherungstechnisch über die Blockchain ab.

Um die Potenziale der Blockchain für die österreichische Logistikbranche zu nützen, haben die Transportunternehmen DB Schenker, Lkw Walter und GS1 Austria, der EDI-Dienstleister Editel Austria, die Bundesvereinigung Logistik Österreich (BVL), die Prüfungs- und Beratungsorganisation EY sowie die WU Wien ein Pilotprojekt gestartet: Mit der gemeinsam gegründeten „Blockchain Initiative Logistik“ (BIL) soll die erste Branchenlösung für Transport und Logistik auf der Blockchain entwickelt werden. Die Pilotphase läuft noch bis Dezember dieses Jahres, neue Partner können noch einsteigen.

75 Millionen Prozesse pro Jahr

Der erste konkrete Anwendungsfall ist die Digitalisierung von Dokumenten wie Frachtbriefen (CMR). Dadurch können jährlich rund 75 Mio. Prozesse österreichischer Logistiker automatisiert werden. Zudem können bis zu zwölf Mio. Blätter Papier eingespart werden: Frachtdokumente sind meist papierbasiert und deren Handhabung und Übergabe erfolgt daher oft unkontrolliert.

Michael Schramm, Leiter des EY Blockchain Kompetenzzentrums im deutschsprachigen Raum

„Die Blockchain birgt für alle Branchen, speziell jene mit vielen standardisierten Prozessen wie Transport und Logistik, enormes Potenzial, wenn man die Technologie richtig einsetzt“, erklärt Michael Schramm, Leiter des EY Blockchain Kompetenzzentrums im deutschsprachigen Raum. „In diesem Pilotprojekt wollen wir Frachtdokumente mittels Blockchain digitalisieren und damit Verfügbarkeit, Zugriff und Weiterverarbeitung der Dokumente zu jedem Zeitpunkt transparent und sicher für alle Prozessteilnehmer aufsetzen.“ Bei der Umsetzung des Projekts wird auch der neue internationale Standard für den elektronischen Frachtbrief, „e-CMR“, berücksichtigt, der noch nicht in allen Ländern ratifiziert ist.

Nach zwei erfolgreichen Projekten gemeinsam mit der Stadt Wien für die Implementierung von Blockchain in der öffentlichen Verwaltung, die international viel Aufmerksamkeit erreicht haben, startet das Blockchain-Kompetenzzentrum von EY mit Sitz in Wien das nächste Pilotprojekt: „Wir wollen gemeinsam mit den Partnern der Blockchain Initiative Logistik nichts weniger erreichen als die Revolution der Logistik-Branche“, benennt Schramm die hochgesteckten Ziele. „Es geht um eine neutrale Plattform auf Basis der Blockchain-Technologie, wo die Frachtdokumente für alle Beteiligten nachvollziehbar einzusehen sind. Aufgrund des breiten Know-hows, das in der Initiative gebündelt ist und durch neue Partner laufend angereichert wird, sind wir sehr optimistisch, diese Vision auch Realität werden zu lassen.“

DB Schenker in Linz

Top-Partner bereits zum Start

Bereits zum Start des Pilotprojekts beteiligen sich die renommierten Partner DB Schenker, Lkw Walter, GS1 Austria, Editel Austria, BVL und die Wirtschaftsuniversität Wien an der Blockchain Initiative Logistik. Weitere Unternehmen und Institutionen können auch nach dem Startschuss jederzeit einsteigen. „Wir treiben Digitalisierungsinitiativen im Logistikbereich intensiv voran, um unseren Kunden damit noch effizientere Lösungen anbieten zu können“, sagt Alexander Winter, Vorstandsvorsitzender von DB Schenker in Österreich und Südosteuropa. „Dabei wollen wir aktiv am Prozess teilnehmen und neue Standards setzen. Blockchain-Technologien bieten gerade für die Logistik enorme Potenziale. Wir beschäftigen uns bereits seit einiger Zeit mit deren Einsatz und tauschen uns intensiv mit unseren Projektpartnern der Blockchain Initiative Logistik aus, um gemeinsam die Anwendungen von Blockchain-Technologien weiterzuentwickeln.“

Auch Lkw Walter war von Anfang an von der Initiative überzeugt: „Da sich unsere Geschäftspartner auf Lkw Walter als Marktführer und kompetenten Ansprechpartner auch im Bereich Innovation verlassen, wollen wir diese Erwartungshaltung natürlich erfüllen. Durch den Forschungsgedanken des Innovationsteams sind wir ständig dabei, neue Technologien zu testen und deren Relevanz für uns und unsere Partner zu evaluieren“, meint Innovationsmanager Matthias Leibetseder.

Zu den Gründungsmitgliedern gehört auch der führende Spezialist für Elektronischen Datenaustausch, Editel Austria GmbH. Geschäftsführer Gerd Marlovits: „Auch wenn Blockchain die bestehenden EDI-Prozesse vorerst nicht ersetzen wird, bietet sich für uns als EDI-Provider hier eine gute Möglichkeit, wichtige Einblicke und Synergien zu gewinnen. Diese möchten wir auch in unsere künftigen Lösungen einfließen lassen.“

Gregor Herzog, Geschäftsführer von GS1 Austria GmbH

Die Initiative soll international „funktionieren“

Auch GS1 Austria-Geschäftsführer Gregor Herzog ist überzeugt, „dass diese Technologie zur Speicherung von Daten auch ein disruptives Potenzial für Logistik und Supplychain Management hat. Die damit einhergehenden Entwicklungen sind daher äußerst relevant für GS1 Austria als Datendrehscheibe, und wir freuen uns, dazu einen Beitrag leisten zu dürfen.“

Als stärkstes Logistiker-Netzwerk Österreichs ist auch der Bundesverband Logistik (BVL) als Know-how-Geber und Multiplikator dabei. Gerald Gregori, Vizepräsident des BVL Österreich und seit Jahren als Berater in der Logistikbranche aktiv: „Gerade in der Logistik ist die Digitalisierung der Prozesse eines der zentralen Erfolgskriterien und bereits seit vielen Jahren im Laufen. Die Idee, Blockchain-Technologie und den e-CMR miteinander zu kombinieren, ist genau der richtige Schritt: Betriebliche Anforderungen und neue technologische Möglichkeiten werden zu einer Standardanwendung kombiniert, die auch international funktionieren wird.“

Grenzenlos aktiv

Ein Blick auf eine andere überregionale Initiative beweist das enorme Potenzial dieser Maßnahme „Made in Austria“: Über die Blockchain-Plattform TradeLens des oben erwähnten dänischen Logistikers Maersk und anderen Carriern soll schon bald annähernd die Hälfte (!) der weltweiten Seecontainertransporte laufen, wodurch eine noch effizientere Zusammenarbeit in den Lieferketten die Rahmenbedingungen im Welthandel optimieren soll.

TradeLens ermöglicht es den Teilnehmern, sich über das gesamte Ökosystem der Lieferkette hinweg zu verbinden, Informationen auszutauschen und digital zusammenzuarbeiten. Die Mitglieder erhalten einen umfassenden Überblick über ihre Daten, während sich die Fracht um die ganze Welt bewegt. So kann eine transparente, sichere und unveränderbare Aufzeichnung der jeweiligen Transaktionen erstellt werden. Blockchain erstellt eine gemeinsame, unveränderliche Aufzeichnung aller Transaktionen, die innerhalb eines Netzwerks stattfinden, und ermöglicht berechtigten Parteien den Zugriff auf vertrauenswürdige Daten in Echtzeit.

Mit mehr als 100 Teilnehmern auf der Plattform verarbeitet TradeLens bereits heute mehr als zehn Mio. einzelne Versandvorgänge und Tausende von Dokumenten pro Woche und bietet Verladern, Spediteuren, Frachtführern, Zollbeamten, Hafenbehörden, Binnentransportunternehmen und anderen Beteiligten einen durchgehenden Überblick über alle Transaktionen und schafft damit Vertrauen. Die Einhaltung von Datenbesitzrechten und der genehmigte Datenzugriff tragen dazu bei, Privatsphäre und Vertrauen zu gewährleisten und ermöglichen den Nutzern, durch den Echtzeitzugriff auf Lieferdaten effizienter zusammenzuarbeiten.

Steigendes Potenzial für alle

TradeLens ist darauf ausgerichtet, die Supplychain-Branche zu verändern und allen Beteiligten – von Spediteuren über Häfen und Terminalbetreibern bis hin zu Binnentransportanbietern, Zoll- und anderen Regierungsbehörden und letztlich den Kunden selbst – einen Mehrwert zu bieten.

So profitieren z.B. Frachteigentümer wie Procter und Gamble von der Aufnahme weiterer Container-Reedereien auf der Plattform. „P&G verschifft jedes Jahr ein erhebliches Volumen an Seecontainern“, sagt Michelle Eggers, Director Global Logistics Purchases, P&G. „Unabhängig davon, ob diese mit unseren Produkten oder mit Produktionsmaterialien gefüllt sind, hilft uns das Verständnis über den jeweiligen Containerstandort und -status dabei, die Lieferkette effizient(er) zu managen. Wir sind davon überzeugt, dass die Branche von der Transparenz und Genauigkeit von Blockchain-Lösungen profitieren wird, und wir sehen ein steigendes Potenzial, je größer die Lösung wird.“

Hinter den Kulissen

Eine Blockchain ist eine auf viele Rechner verteilte Datenbank, die digitale Transaktionen sicher dokumentiert. Die Liste der Transaktionen ist für alle Blockchain-Teilnehmer einsehbar. Sie wird ständig chronologisch erweitert, vergleichbar einer Kette, in die alle beteiligten Rechner eingebunden sind und der ständig neue Glieder hinzugefügt werden (daher auch der Begriff „Blockchain“ = „Blockkette“). Ist ein Block vollständig, wird der nächste erzeugt. Jeder Block enthält eine Prüfsumme des vorhergehenden Blocks.

Das technische Modell der Blockchain wurde im Rahmen der Kryptowährung Bitcoin entwickelt – als webbasiertes, dezentrales, öffentliches Buchhaltungssystem aller Bitcoin-Transaktionen, die jemals getätigt wurden. Die Bitcoin-Blockchain wächst stetig, da ständig neue Blöcke mit neu abgeschlossenen Bitcoin-Transaktionen hinzukommen. Jeder Computer, der an das Bitcoin-Netz angeschlossen ist, neue Bitcoins erzeugt und/oder die bisher erzeugten verwaltet, hält eine 1:1-Kopie der vollständigen Blockchain vor, die mittlerweile (Stand: Juli 2019) rund 230 Gigabyte groß ist.

Das heutige Internetprotokoll „http“ erlaubt einen uneingeschränkten Austausch von Informationen und Blockchain den uneingeschränkten Austausch von Werten. Diese grundlegende Innovation wird daher – so wie das heutige Internet – das Wirtschaftsleben in den kommenden Jahren nachhaltig transformieren. Die Identifikation neuer Möglichkeiten und eigener Geschäftsideen erfordert einen klugen Abgleich zwischen den Eigenschaften der neuen Technologie und der Kenntnis der Geschäftsnotwendigkeiten.

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