Zu Beginn des Superwahljahres thematisierten Experten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum die Einflusssphären großer globaler Plattformen auf Journalismus und Demokratie.
„Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Dominanz der globalen Plattformen entwickelt sich zur manifesten Gefahr für die Menschheit und rüttelt bedrohlich an den Grundfesten des demokratischen Systems. Die Big Tech Companies arbeiten an der Abschaffung des Journalismus und der Meinungspluralität. Der Erhalt der etablierten Medien ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bevor die globalen Plattformen die Medienwirklichkeit übernehmen“, unterstreicht Walter Zinggl, Geschäftsführer bei IP Österreich und Sprecher von Screenforce-Österreich.
Monopolisierung durch „Big Tech“
Ohne analoge Medien gäbe es kein duales System und reine Digitalmedien können sich kaum gegen die globalen Plattformen und ihr Monopol über gesamte Mediengattungen durchsetzen, das einen freien Wettbewerb verhindert.
Durch den Netzwerkeffekt, geschlossene Standards und die Kontrolle über die Gateways verhindert Big Tech das freie Internet und saugt den Traffic in die eigenen Ökosysteme ab. Bis 2029 werden analoge Medien in der Nutzung auf unter 25 Prozent sinken, welche jedoch die gesamte redaktionelle Arbeit leisten.
Meta, Alphabet und Amazon ziehen bis zu 90 Prozent der globalen Werbeinvestitionen auf sich, wodurch etablierten Medienmarken die wirtschaftliche Grundlage entzogen wird. Zudem kontrollieren die Plattformen durch ihre Algorithmen die politische Öffentlichkeit. Um den Traffic zu erhöhen, fördern sie konsequent Fake News, Hate Speech und demokratiefeindliches Verhalten.
„Die Schäden sind enorm! Nicht nur die Demokratie wird durch Big Tech gefährdet, sondern die gesamte digitale Wirtschaft wird künftig durch Monopolisten kontrolliert. Wenn Big Tech nicht in die Schranken gewiesen wird, verabschieden wir uns ohne Not konsequent von der Demokratie. Die Plattformen verdienen mit strafbaren und kriminellen Inhalten Geld“, warnt der Wissenschafter, CEO und Startup-Gründer von AMP Digital Venture, Martin Andree.
Medien zwischen Achtung und Ächtung
In einer aktuellen tiefenpsychologischen Studie untersuchte der Diplom-Psychologe und Geschäftsführer von rheingold salon, Jens Lönneker, das schwindende Vertrauen in die etablierten Medien, im speziellen die Medienaversion in Ost- und Westdeutschland.
Noch haben 75 Prozent der Deutschen mehr oder minder großes Vertrauen in klassische Medien. Bereits 25 Prozent hegen jedoch eine grundsätzliche Aversion gegen Medien, von denen sich ein Großteil von System und Politik alleingelassen fühlt.
Ein Drittel der AFD-Wähler fällt unter die Medienkritiker, die kein Gehör in der Berichterstattung finden und sich dieses in anderen Kanälen durch Reizthemen wie Corona, Klimaschutz, Ukraine-Krieg oder Migration verschaffen. Der Effekt wird verstärkt, da Ostdeutschland auf eine nichtdemokratische Medienhistorie und auf problematische Nachwende-Erfahrungen zurückblickt, während im Westen Zukunftsängste dominieren. Große persönliche Sorgen und überwältigende Ängste sowie das Aufbegehren gegen das System prägen die Geisteshaltung der Medienaversen.
Die Rückholung dieser Menschen durch Massenmedien als Basis der Demokratie durch Zuhören, Zuwendung und Akzeptanz ist möglich.
„Marken haben die Möglichkeit, zu verbinden und zu vereinen. Statt Individualisierung und Differenzierung zu fördern, müssen sie Ihr gesellschaftliches Potenzial nutzen und das Gemeinsame fördern“, konstatiert Jens Lönneker.
Mit Haltung gegen Hass im Netz
In multiplen Krisen müssen Gesellschaften, Kulturen und Menschen verbunden werden, um demokratische Meinungsbildung zu ermöglichen.
Seit 2020 setzt sich, zum Beispiel, der Telekommunikationsanbieter Deutsche Telekom gegen Hass im Netz ein. Am Anfang der Kommunikation stand die Definition und Sensibilisierung, um die unterschiedlichen Aspekte sichtbar zu machen. Rund 40 Millionen Menschen kennen die Awareness-Initiative der Deutschen Telekom, mit welcher der Konzern gesellschaftliche Verantwortung innerhalb seines Kernbusiness übernimmt. Über 5,7 Millionen Menschen beteiligen sich mittlerweile aktiv an Maßnahmen gegen Hass im Internet.
„Wir sind erst zufrieden, wenn alle miteinander verbunden sind“, erklärt Christian Hahn, Leiter Kommunikation und Marketing bei Deutsche Telekom AG, abschließend.