Überlastetes Gesundheitspersonal, lange Wartezeiten, intransparente Wege im System: Österreichs Gesundheitswesen leidet nicht nur an einer System- sondern auch an einer Vertrauenskrise.
Die Erkenntnis lautet: Wer zahlt, wird schneller gesund – 68 % sehen einen deutlichen Qualitätsunterschied zwischen privater und gesetzlicher Versorgung. Das Vertrauen in das österreichische Gesundheitssystem leidet und insbesondere die jüngere Generation zeigt sich besorgt.
Reformbedarf im heimischen Gesundheitswesen
Die aktuelle Umfrage zeigt eine klare Unzufriedenheit mit dem österreichischen Gesundheitssystem: 55 % fordern eine grundlegende Reform, während nur 27 % an eine Verbesserung durch die neue Regierung glauben. Fast 60 % haben Angst vor einer Verschlechterung des Systems.
„Die Ergebnisse verdeutlichen, dass es höchste Zeit ist, zu handeln. Wir haben das erste HEALTH MAKERS Festival veranstaltet, um einen Raum zu schaffen, in dem wir als Plattform für alle Stakeholder konkrete Veränderungen in die Wege leiten können. Neulinge aus Gesundheitsberufen und langjährige Expert:innen aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens kamen zusammen, um gemeinsam Lösungen für unsere Gesundheitszukunft zu entwickeln“, erörtert Julia Bernhardt, Gründerin und Vorstandsvorsitzende von SOLAR PLEXUS sowie Initiatorin des HEALTH MAKERS Festivals.
Kritik am Gesundheitssystem
Die Diagnose: Das österreichische Gesundheitssystem krankt.
Österreich investiert 11% seines Bruttoinlandsprodukts in das Gesundheitswesen, was es zu einem der teuersten in Europa macht (Quelle: Statistik Austria / OECD, Eurostat – Anm. d. Red.). Dennoch ist nicht einmal jede Dritte (31 %) in Österreich lebende Person mit dem Gesundheitssystem und dessen Leistungen zufrieden – 27 % fühlen sich in Sachen Gesundheit sogar im Stich gelassen.

„Die heimische Politik befindet sich in einer veritablen Vertrauenskrise, da wichtige Entscheidungen in der Vergangenheit nicht getroffen wurden. Die über 50 Milliarden Euro, welche Jahr für Jahr ins österreichische Gesundheitssystem fließen (Quelle: Statistik Austria – Anm. d. Red.), müssen endlich sinnvoll eingesetzt werden. Innovative öffentliche Vergabe ist hier der Schlüssel“, konstatiert Martin Schiefer, Rechtsanwalt, Vergaberechtsexperte sowie Gründer & Partner der Kanzlei Schiefer Rechtsanwälte.
Ein wichtiger Hebel wird in der Digitalisierung gesehen: Knapp 50 % betrachten sie als große Chance für das heimische Gesundheitssystem.
„Besonders im Bereich der Digitalisierung liegt enormes Potenzial. Die öffentliche Hand muss hier als innovationstreibende Kraft fungieren und zukunftsfähige Lösungen im Sinne der Bevölkerung ermöglichen“, verdeutlicht Martin Schiefer.
Schwindendes Vertrauen in Schulmedizin
Vertrauen ist entscheidend für ein funktionierendes Gesundheitssystems, doch in der Realität ist die Unsicherheit groß:
Nur 58 % vertrauen der Schulmedizin, mit einem klaren Generationen-Gap: Weniger als die Hälfte (45 %) der Generation Z (Jahrgang: 1994 – 2010), aber 71 % der Babyboomer (Jahrgang: 1946 – 1964) setzen auf wissenschaftliche Medizin.
Mehr Vertrauen genießen die österreichischen Ärzt:innen (68 %) sowie die heimische Forschung (62 %). Allerdings fühlt sich nur die Hälfte (52 %) ausreichend informiert, um eigenverantwortliche Entscheidungen über die eigene Gesundheit treffen zu können. Während 59 % der Befragten sich insgesamt gut versorgt fühlen, sind es bei den unter 30-Jährigen nur 51 %, bei den Babyboomern 68 %. Ein Drittel (32 %) sucht bei Symptomen zuerst auf Google nach Antworten, und jede:r Zehnte wendet sich an Künstliche Intelligenz wie ChatGPT– bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 20 %.
Auch Impfungen verlieren an Zustimmung: Nur 55 % vertrauen den in Österreich zugelassenen Impfstoffen, 45 % halten Impfungen für nicht mehr wichtig, 17 % empfinden sie sogar als gefährlich.
„Ein funktionierendes Gesundheitssystem allein reicht nicht – die Menschen müssen sich verstanden und ernst genommen fühlen. Kommunikation ist der Schlüssel, um Vertrauen zurückzugewinnen. Nur wer sich sicher und gut informiert fühlt, wird das System auch annehmen“, analysiert Manisha Joshi, Business Director, Healthcare-Lead und DEI-Expertin bei Ketchum.
Forderung nach Chancengleichheit in der Medizin
Auch in Hinblick auf gesundheitliche Chancengleichheit offenbart die Umfrage mögliche Problemfelder:
28 % der Befragten nehmen wahr, dass Frauen in der österreichischen Gesundheitsversorgung (teilweise) schlechter gestellt sind als Männer. Fast jede:r Fünfte (17 %) erlebt zudem, dass Menschen mit Migrationshintergrund schlechter behandelt werden. Zwei Drittel (67 %) empfinden, dass in Österreich nicht ausreichend auf geschlechtsspezifische Unterschiede in der Medizin geachtet wird.
„Diese Zahlen sind alarmierend. Neben notwendigen Reformen braucht es auch dringend einen gesellschaftlichen Dialog über ein faireres und inklusiveres Gesundheitssystem“, warnt Manisha Joshi.
Lösungen für ein gerechtes System
Die Studienergebnisse sind ein deutlicher Appell: 68 % der Befragten sind der Meinung, dass eine bessere Zusammenarbeit aller Akteur:innen im Gesundheitssystem notwendig ist, um dessen langfristige Funktionsfähigkeit zu sichern. Genau deshalb wurde das HEALTH MAKERS Festival ins Leben gerufen.
„Mehr als die Hälfte der Befragten sind überzeugt, dass mutigere Visionär:innen notwendig sind, um das Gesundheitssystem umzustrukturieren. Das HEALTH MAKERS Festival 2025 bot diesen Visionär:innen nun eine Bühne. Es ist mehr als nur ein Event – es ist ein Raum, in dem neue Ideen entstehen und der Weg für ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem geebnet wird“, ergänzt Julia Bernhardt abschließend.
Dies sind die Ergebnisse einer aktuellen repräsentativen Gesundheitsstudie anlässlich des HEALTH MAKERS Festivals in Zusammenarbeit mit Schiefer Rechtsanwälte und der Kommunikationsberatung Ketchum.