Raus aus Plastik – vom Wollen zum Handeln

Die Rewe Group realisierte am 25. Oktober ein „Stakeholder Forum“ zum Thema „Das Leben der Kunden nachhaltig verbessern“.

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Die Rewe International AG und ihre Handelsfirmen Billa, Merkur, Penny, Bipa und Adeg veranstalten seit inzwischen einem Jahrzehnt das Stakeholder Forum, um das Zukunftsthema Nachhaltigkeit gemeinsam mit Partnern in den Mittelpunkt zu stellen. Heuer nahmen Partner und Persönlichkeiten aus der Wirtschaft wie Bettina Vogler Trinkfass (P&G), Nikolaus Huber (Unilever Österreich), Lukas Klimesch (Klimesch Group), Christian Zeiler (Die Gärtnerei Zeiler) sowie Britta Ruisz-Schiansky (Henkel) am regen Austausch im Wiener MuseumsQuartier teil.

„Raus aus Plastik – vom Wollen zum Handeln“ war das Motto des 10. Rewe International Stakeholder Forums. Vorstand Marcel Haraszti gab den geladenen Gästen einen Überblick, was die Handelskette im Bereich der Nachhaltigkeit leistet: „Bis Ende 2019 wird die Verpackung von Obst und Gemüse der Marke Ja! Natürlich komplett auf nachhaltige Materialien umgestellt. Die Knotenbeutel bei Obst und Gemüse werden auf kompostierbare Varianten umgestellt. Alleine damit sparen wir 125 Millionen Plastikbeutel pro Jahr ein.“

1.200 Filialen werden schon energieeffizient betrieben, die Zahl der Umbauten steigt. Einige Merkur-Filialen sind bereits CO2-neutral. Haraszti: „Es geht nur, wenn wir alle an einem Strang ziehen – Handel, Industrie und Konsumenten. Für Letztere muss es einfach sein, einen Beitrag zur Umwelt zu leisten. Sobald es kompliziert wird, macht der Kunde nicht mehr mit.“

Der Kosmonaut und heutige Chief Technology Officer von Berndorf, Franz Viehböck, schilderte seinen Aufenthalt in der Raumstation Mir. Vom Erdorbit aus fotografierte er damals ganze Landstriche – anhand der Beispiele des Amazonas und Ural-Sees zeigte er, wie bereits vor 28 Jahren der Planet in Mitleidenschaft gezogen wurde. „Bilder wie diese lösen bei mir ein Gefühl für die Sensibilität der Welt aus“, kommentierte Viehböck das Gezeigte.

Prof. Klaus Menrad, Konsumforscher am TUM Campus Straubing, zeigte anhand von zehn Jahren Beschäftigung mit der Materie auf, wo bei der Nachhaltigkeit Fortschritt gemacht wird und wie die Konsumenten eingebunden werden können. Er bestätigte, was Haraszti auch schon betonte: „Es muss einfach für den Konsumenten sein. Das Interesse am Einsparen von Verpackung ist vorhanden, aber Gewohnheiten sind schwer änderbar. Konsumenten sind bei ihrem Einkauf bereits mit einer Vielzahl an Fragen konfrontiert – die Frage der richtigen Verpackung sollte sich daher gar nicht erst stellen, sonst sind sie irgendwann überfordert. Daher braucht es ein Zusammenspiel aller Teilnehmer der Wertschöpfungskette und der Politik, um hier etwas zu bewirken.“

Bei der Podiumsdiskussion unterhielten sich Marktforscherin Roswitha Hasslinger, Food-Bloggerin Michaela Titz und Klaus Menrad über die realistischen Möglichkeiten im Rahmen der Nachhaltigkeit. Denn hier besteht ein klares Spannungsfeld zwischen den Wünschen der Konsumenten, der Händler und der Industrie sowie deren Umsetzbarkeit.

Schließlich fanden vier Workshops statt, die sich den Themengebieten Verpackungsreduktion, klimafreundlicher Ladenbau, Shoppen im hohen Alter und Vermeidung von Lebensmittelverschwendung widmeten. „Das Leben ist oft kompliziert genug“, brachte es Haraszti auf den Punkt. „Daher ist es unser Ziel, nachhaltige Lebensmittel und neue, umweltfreundliche Verpackungslösungen ganz einfach zu unseren Kunden zu bringen, um ihnen Alltag zu erleichtern und ihr Leben zu verbessern. Gleichzeitig nehmen wir unsere gesellschaftliche Verantwortung als größter Lebensmittelhändler Österreichs wahr.“

Ökosackerl

Sackerln-Facts

Seit dem 26. Oktober kommen in den mehr als 2.000 Filialen von Billa, Merkur, Penny, den beteiligten Adeg-Kaufleuten und Sutterlüty statt der bisherigen Kunststoff-Knotenbeutel nur mehr die umweltfreundlichen Öko-Sackerln sowie Papiersackerln für Obst & Gemüse zum Einsatz. Damit haben die letzten Plastiksackerln endgültig ausgedient. Schon seit 2017 sparen die Handelsfirmen der Rewe Group Österreich mit Unterstützung der täglich 1,9 Mio. Kunden rund 31 Mio. Kunststoff-Tragetaschen pro Jahr ein.

Auch die Zahl der Kunststoff-Knotenbeutel konnte bereits spürbar gesenkt werden: Neben der Reduktion um 25 Mio. Stück, die früher an den Kassen aufgelegt waren, wurden heuer weitere 12 Mio. durch die Einführung und den Verkauf von mehr als 90.000 Dreier-Packs der umweltfreundlichen Mehrweg-Netze für unverpacktes Obst & Gemüse vermieden.

Mit dem nun erfolgten, finalen Schritt – der flächendeckenden Umstellung auf Öko-Sackerln – werden ab sofort 125 Mio. Plastik-Knotenbeutel pro Jahr eingespart, ein weiterer Meilenstein für „Raus aus Plastik“. Die neuen Öko-Sackerln bestehen aus dem nachwachsenden Rohstoff Kartoffelstärke, der aus Industrieabfällen stammt und damit keine Lebensmittelkonkurrenz darstellt, und Kunststoff, der biologisch völlig abbaubar ist. Nach der Norm „EN 13432“ und von der TÜV Austria „OK compost HOME“ zertifiziert, kann das Öko-Sackerl sogar als Bioabfall-Beutel verwendet werden, da es auch im heimischen Kompost unter niedrigen Temperaturen kompostierbar ist und dabei kein Mikroplastik hinterlässt.

„Wir geben das Öko-Sackerl zum Selbstkostenpreis von drei Cent ab, wir verdienen daran natürlich nichts“, meint Haraszti. „Wir wollen damit ganz bewusst ein Signal für den Wert von Ressourcen setzen und einen Anreiz schaffen, dass das Öko-Sackerl mehrfach verwendet und die jetzt bestehende Möglichkeit zur Verwendung als Bioabfall-Beutel genutzt wird.“

Bis 2030 sollen 100% der Verpackungen aller rund 60 Lebensmittel-Eigenmarken in enger Zusammenarbeit mit Partnern und Lieferanten systematisch umweltfreundlicher gestaltet werden. Dafür werden von den Experten der Rewe Group Österreich jeder einzelne Artikel und zahlreiche Verpackungsalternativen überprüft; es wird sorgfältig abgewägt, welche Auswirkungen sich bei jedem Produkt mit seinen Eigenschaften und Besonderheiten in Bezug auf Haltbarkeit, Qualität und Hygiene ergeben.

Bis Jahresende werden bereits zwei Drittel des gesamten Obst & Gemüse-Sortiments plastikfrei verpackt angeboten, mehr als 30% sogar lose und unverpackt. „Die Green-Packaging-Alternative von Ja! Natürlich hat bisher schon mehr als 480.000 Kilo Plastik eingespart“, sagt Haraszti. „Man muss aber ganz klar und offen sagen: Für einige Artikel wie beispielsweise Bio-Cremechampignons ist es uns trotz intensivster Bemühungen noch nicht gelungen, eine nachhaltige Verpackung zu finden, die nicht massive Auswirkungen auf die Haltbarkeit hat. Und wir verstehen unter Nachhaltigkeit nicht, dass Plastikfreiheit mit der Verschwendung wertvoller Lebensmittel erkauft wird.“

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