Mittel- und Osteuropa: Die Auswirkungen von externen Direktinvestitionen

Investitionen aus Österreich und Deutschland mit nachweislichem Effekt auf die Volkswirtschaften.
© wiiw
Mittel- und Osteuropa: Die Auswirkungen von externen Direktinvestitionen
Doris Hanzl-Weiss, Studienautorin und Ökonomin am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw).

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Die umfangreichen deutschen und österreichischen Direktinvestitionen in Ostmittel- und Südosteuropa haben dort seit Anfang der 1990er Jahre maßgeblich zu Wirtschaftswachstum und Beschäftigung beigetragen. Gleichzeitig haben sie auch einen Beitrag zum Abbau von Armut und sozialer Ungleichheit geleistet. 

Entwicklungsschub durch Direktinvestitionen 

Es ist die bisher umfangreichste wissenschaftliche Studie zur Bedeutung ausländischer Direktinvestitionen für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in der Region, in der deutsche und österreichische Unternehmen zu den größten Investoren zählen. Bis Ende 2020 hatten deutsche Firmen nicht weniger als 109 Milliarden Euro in den 17 Ländern investiert, österreichische Unternehmen immerhin 76 Milliarden Euro. 

„Die deutsche Wirtschaft profitiert wie kaum eine andere von der Marktöffnung im Osten Europas seit 1989. Unsere enge wirtschaftliche Verflechtung mit der Region trägt entscheidend zur globalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bei. Ohne Mittel- und Osteuropa stünden wir heute nicht so gut da“, erläutert Ost-Ausschuss-Vorstandsmitglied Philipp Haußmann (Ernst Klett AG). 

Deutschlands Unternehmen profitierten insbesondere von niedrigeren Produktions- und Beschaffungskosten im Osten, dem Zugang zu neuen Absatzmärkten und dem Zuzug von Arbeitskräften von dort. 

„Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass umgekehrt die deutschen und österreichischen Investitionen maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung in Mittel-, Ost- und Südosteuropa beigetragen haben. Direktinvestitionen und Handel sind keine Einbahnstraßen, sondern kommen beiden Seiten zugute“, so Haußmann. 

© PantherMedia/Eduard Goričev
Mittel- und Osteuropa: Die Auswirkungen von externen Direktinvestitionen

Hauptprofiteure aus Deutschland und Österreich 

Besonderes Augenmerk richten die Studienautoren Branimir Jovanović und Doris Hanzl-Weiss, vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw), auf die Wirkungen der Direktinvestitionen aus der EU, insbesondere aus Deutschland und Österreich. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass der allgemein positive Effekt ausländischer Direktinvestitionen bei deutschen und österreichischen Direktinvestitionen in der Region MOSOE besonders ausgeprägt war. So zeigten diese einen durchschnittlich fünfmal so hohen Wachstumseffekt wie andere Direktinvestitionen. Zuflüsse von 1% des BIP aus Deutschland oder Österreich führten im Schnitt zu 0,9 Prozentpunkten mehr Wirtschaftswachstum. 

Direktinvestitionen aus Deutschland und Österreich trugen neben den Impulsen für Wachstum und Arbeitsmarkt auch zur Reduzierung sozialer Ungleichheit und Armut bei. Diese im Vergleich zu anderen Investitionen besonders vorteilhafte Wirkung ist vor allem darauf zurückzuführen, dass gerade deutsche und österreichische Direktinvestitionen in besonderem Maße zu einem höheren Konsum und steigenden Exporten in den Zielländern führten und insbesondere Menschen mit niedrigeren Einkommen zugutekamen. 

„Ausländische Direktinvestitionen sind nach wie vor die Basis des Wachstumsmodells in Mittel- und Osteuropa. Jene Länder der Region, welche die höchsten Einkommen haben, sind auch über hohe ausländische Direktinvestitionen eng in den mitteleuropäischen Industrie-Cluster eingebunden. Ein gutes Beispiel sind die Direktinvestitionen der deutschen Automobilindustrie, die zehntausende Arbeitsplätze für qualifizierte Facharbeiter geschaffen haben, die vom Zusammenbruch großer staatlicher Industriebetriebe im Zuge der Transformation nach 1989 besonders stark betroffen waren“, betont Mario Holzner, Direktor des wiiw. 

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Mittel- und Osteuropa: Die Auswirkungen von externen Direktinvestitionen
Branimir Jovanović, Studienautor und Ökonom am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw).

Allerdings zeitigten nicht alle Direktinvestitionen die gleichen positiven Effekte, wie jene aus Deutschland und Österreich. Die Studienautoren Jovanović und Hanzl-Weiss leiten aus ihren Untersuchungen daher die Empfehlung ab, dass die Volkswirtschaften der Region ihre Bemühungen, ausländische Direktinvestitionen anzuziehen, gezielt auf solche Investitionen konzentrieren sollten, die positive wirtschaftliche und soziale Auswirkungen erwarten lassen. 

Das wiiw ist ein wirtschaftswissenschaftlicher Think Tank, der seit fast 50 Jahren volkswirtschaftliche Analysen und Prognosen zu derzeit 23 Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas erstellt. Zudem betreibt das wiiw Forschung zu Makroökonomie, Handelsfragen, Wettbewerbsfähigkeit, Investitionen, zum europäischen Integrationsprozess, zu Regionalentwicklung, Arbeitsmärkten, Migration und Einkommensverteilung. 

Mehr Infos zur Studie finde Sie hier 

http://www.wiiw.ac.at 

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