Frühe Förderung von MINT-Themen als Schlüssel zur modernen Gesellschaft

Ob Kinder in der Bildungskarriere Interesse an MINT entwickeln, hängt von den ersten Erfahrungen ab.
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Frühe Förderung von MINT-Themen als Schlüssel zur modernen Gesellschaft
Martina Gaisch, Studienautorin und Forscherin an der FH Hagenberg.

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„Vor der Kompetenz steht immer zuerst das Interesse. Warum ist etwas spannend und wichtig für mich? Dieses Interesse für MINT-Themen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – Anm. d. Red.) zu entfachen – gerade bei jungen Mädchen – muss bereits im Kindergarten und weiter in der Volksschule gelingen.“, erklärt Martina Gaisch, Studienautorin und Forscherin an der FH Hagenberg.

Aus einer aktuellen Studie mit 1505 Onlinefragebögen und in weiterer Folge 4 Fokusgruppen-Interviews mit Schülerinnen geht hervor, dass es Impulse bereits auf dem Level der Elementarpädagogik braucht und wie wesentlich es ist, für althergebrachte Stereotype, die oft unbewusst noch immer Teil unseres Mindsets sind, Pädagog:innen wie Eltern zu sensibilisieren.

Früher Fokus auf MINT

Auf die Frage, ob die Studienteilnehmerinnen überhaupt wissen, wofür die Abkürzung MINT steht, antworteten 71,5% mit „Nein“.

© MINTality / FH Oberösterreich

„Mit MINT steht uns ein Label zur Verfügung – eine Marke, wenn Sie so wollen – die in unserer Zielgruppe praktisch unbekannt ist. Um MINT in die Mitte der Gesellschaft zu bringen, braucht es laufende Kommunikation und Überzeugungsarbeit, und zwar von sämtlichen Stakeholdern im Bildungs- und Wirtschaftsbereich. Das „Role Model“ kann nicht jedes Mal die Wissenschafterin des Jahres oder die Vorständin im Technologiekonzern sein. Wir brauchen auch „die nette Mathematikerin von Nebenan“ sowie das Aufzeigen der Vielfalt und Kreativität von MINT-Berufen“, erörtert Therese Niss, Gründungsmitglied und Vorstand der MINTality Stiftung.

Bekämpfung von Stereotypen

Knapp 60% der Befragten geben an, die Aussage „Informatik ist für Nerds“ schon öfters gehört zu haben. Immerhin 40%, dass Technikerinnen „unweiblich seinen“. Auch, dass Frauen weniger begabt sind für MINT, ist mehr als einem Drittel geläufig.

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Frühe Förderung von MINT-Themen als Schlüssel zur modernen Gesellschaft

„Dass Worte Taten sind, wissen wir seit Ludwig Wittgenstein, wobei es da um weitaus mehr geht als um gendergerechte Sprache. Es geht um die Vermittlung eines Weltbildes von Vorgestern, wo der Platz der Frau zu Hause am Herd war. Hier braucht es Arbeit für eine echte Bewusstseinsbildung bei allen Beteiligten.“, so Therese Niss.

Fehlende Motivation

Jene, die bereits ein ausgeprägtes Interesse an MINT haben, fühlen sich auch stärker von anderen motiviert und unterstützt. Bedenklich ist, dass im Segment der Unentschlossenen diese Art der Motivation sehr gering bewertet wird. Nur 18% dieser Gruppe gibt an, in der Schule und zu Hause aktiv motiviert zu werden, eine Laufbahn in einem MINT-Fach zu starten. 8% geben hingegen an, dass ihnen explizit abgeraten wird.

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Frühe Förderung von MINT-Themen als Schlüssel zur modernen Gesellschaft

„Wir sehen ganz klar: Hier besteht ein echter Aufholbedarf unter den Erwachsenen. Kinder und Jugendliche sind auf Unterstützung und Motivation zur Orientierung in der Ausbildungswelt angewiesen. Vom spannenden Mathematikunterricht, bis zu versierten und engagierten Gesprächen zu Hause beim Abendessen.“, erläutert Martina Gaisch.

Auf die Frage, ob aktiv aufgezeigt wird, was man mit MINT alles erreichen kann, antworten jene, die eine MINT-Ausbildung anstreben zu 37% mit „Ja“. Unter den Unentschlossenen ist es mit 19% gerade die Hälfte. „Es ist ein wenig wie die Henne-Ei-Diskussion: Folgt das Interesse der aktiven Motivation oder umgekehrt. Wichtig ist, dass es sich um einen positiven Verstärkungskreislauf handelt. In diesen gilt es gerade Unentschlossene zu integrieren“, führt die Studienautorin weiter aus.

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Handlungsempfehlungen der MINTality Stiftung

  • Konkrete Inhalte:
    Vielfach fehlt einfach die Vorstellung, um welche Ausbildungen und Berufsbilder es geht. „Welche Studienrichtungen gibt es konkret?“ „Wie sieht, zum Beispiel, der Arbeitsalltag einer Produktentwicklerin in einem Technologieunternehmen aus? „Woran erkenne ich, dass MINT für mich eine echte Alternative ist?“ Dies sind einige der Fragen, für die es konkrete Beispiele „zum Anfassen“ braucht.
  • „Neues“ Geschlechterbild:
    Die höchste Glaubwürdigkeit herrscht zumeist im Umfeld der eigenen Familie. Es ist von großer Bedeutung, welches MINT-Bild den jungen Mädchen vom eigenen Vater, Onkel oder Bruder vermittelt wird. Ein Geschlechterbild, dass von gleichen Fähigkeiten und Teilhabe geprägt ist, schafft entscheidende Vorteile. Von Heimwerken, über gemeinsames Lernen für Schularbeiten bis zu Ausflügen zu MINT-relevanten Museen etc. – die Bandbreite ist groß.
  • Pädagog:innen als wichtiger Faktor:
    Das größte Potenzial liegt mit Sicherheit in der großen Gruppe der Unentschlossenen. „In etwa die Hälfte der Mädchen, die sich eine Ausbildung in einem MINT-Fach vorstellen können, wünschen sich aktive Unterstützung durch ihre Lehrerinnen und Lehrer. Das macht klar, welche Bedeutung unseren Pädagog:innen zukommt wenn es darum geht, MINT und Mädchen in unserer Gesellschaft zu einer Erfolgsstory zu entwickeln. Unsere Stiftung arbeitet laufend und mit Begeisterung an neuen praxisorientierten Projekten über alle Alters- und Ausbildungsstufen hinweg, um hier nachhaltig zu unterstützen.“, konstatiert Therese Niss abschließend.

Mehr Infos zur Studie finden Sie hier

https://www.mintality.at

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