Kein Ende der Krise auf dem Neuwagenmarkt in Sicht: Im Februar 2022 schrumpften die Pkw-Neuzulassungen in der EU im Vergleich zum Vorjahresmonat um sieben Prozent und erreichten damit ein neues Rekordtief. Gegenüber dem Vor-Pandemieniveau (Februar 2019) ergibt sich sogar ein Rückgang um 30 Prozent.
Unterschiedliche Entwicklung der Märkte
Die größeren Märkte entwickelten sich unterschiedlich – abhängig davon, wie groß der Rückgang im Vorjahr bereits war: Während etwa in Deutschland und Spanien jeweils ein einstelliges Wachstum erzielt wurde, lagen Frankreich, Italien, Polen und auch Österreich zweistellig im Minus. In Österreich lag das Minus gegenüber Februar 2021 bei 19 Prozent, gegenüber Februar 2019 sogar bei 32 Prozent.
Neuwagen-Verfügbarkeit nimmt ab
Die Chipkrise sei im Februar der entscheidende Faktor gewesen, der eine Erholung verhindert habe, so Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY: „Der Februar war vor allem von der anhaltenden Chipkrise beeinflusst, seit Monaten fehlen wichtige Bauteile, entsprechend werden weniger Neuwagen produziert. Jetzt Ende Februar hat sich die Situation nochmal wegen der Ukraine-Krise verschärft. Das trifft nun auch massiv die Zuliefererindustrie: Einige österreichische Zulieferer haben ihre Produktion aufgrund instabiler Lieferketten unterbrechen müssen. Das verschlechtert die Lieferfähigkeit der Autohersteller weiter, in den kommenden Monaten dürften die Neuzulassungszahlen daher weiter sinken. Auch wenn die Branche aktuell mit Hochdruck daran arbeitet, neue Bezugsquellen zu finden, dauert es etwas, um Lieferketten neu aufzustellen. Für AutokäuferInnen bedeutet das, dass die Verfügbarkeit von Neuwagen weiter abnimmt, die Lieferzeiten noch länger werden und die Preise vermutlich weiter steigen.“
Fraglich ist auch, ob die hohe Nachfrage in den kommenden Monaten anhalten wird, meint Preiss: „Die steigende Inflation und rekordhohe Spritpreise könnten sich negativ auf die Nachfrage nach Neuwagen auswirken. Schwächelt die Konjunktur – und das ist in Anbetracht der aktuellen Rahmenbedingungen durchaus möglich – beeinflusst das die Nachfrage zusätzlich negativ.“
Auch E-Automarkt ausgebremst
Die Lieferkettenprobleme bremsen auch weiterhin den sonst boomenden Absatzmarkt für elektrifizierte Neuwagen, gerade bei Plug-in-Hybriden: Der Absatz von Elektroautos und Plug-in-Hybriden stieg in den fünf größten Märkten Westeuropas (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) im Februar insgesamt um 36 Prozent; im gesamten Vorjahr hatte das Wachstum bei 74 Prozent gelegen. In Österreich stiegen die Neuzulassungen elektrifizierter Modelle gerade einmal um vier Prozent.
Besonders stark abgebremst wurde die Wachstumsdynamik bei Plug-in-Hybriden. Deren Absatz kletterte im Februar in den Top-5-Märkten nur noch um elf Prozent, in Österreich schrumpfte der Absatz sogar um 15 Prozent. Bei reinen Elektroautos wurde in den Top-5-Märkten ein Plus von 67 Prozent verzeichnet – in Österreich lag das Wachstum hingegen nur bei 15 Prozent.
„Der Absatz von Elektroautos und auch Hybridmodellen könnte deutlich höher sein, wenn die Industrie lieferfähig wäre. In Elektroautos sind noch mehr Chips verbaut als in konventionellen Pkw, der Chipmangel trifft das Segment daher besonders stark“, beobachtet Preiss.
Der Marktanteil elektrifizierter Neuwagen (Elektro und Plug-in-Hybride zusammen) stieg im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat in den Top-5-Märkten von 13,0 auf 18,8 Prozent, in Österreich von 14,7 auf 18,9 Prozent. Großbritannien wies im Februar mit 25,6 Prozent den höchsten Marktanteil elektrifizierter Neuwagen unter den Top-5-Märkten Westeuropas auf, gefolgt von Deutschland (24,9 %). Bei reinen Elektroautos lag ebenfalls Großbritannien mit einem Anteil von 17,7 Prozent im Februar vorn, während Plug-in-Hybride in Deutschland am beliebtesten waren (Marktanteil: 10,8 %). In Österreich wurden Marktanteile von 13,1 Prozent (Elektroautos) bzw. 5,8 Prozent (Plug-in-Hybride) erreicht.