Europäischer Fahrradmarkt erfährt konjunkturellen Gegenwind

Fahrradbranche im Umbruch – trotz rückläufigem Absatz bleiben die Zukunftsaussichten dennoch positiv.
© EY / Robert Herbst
Europäischer Fahrradmarkt erfährt konjunkturellen Gegenwind
Martin Unger, Leiter Konsumgüter und Handel bei EY Österreich und Partner bei EY-Parthenon.

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Nach dem Höchststand im Jahr 2022 verzeichnete der europäische Fahrradmarkt 2023 einen Abschwung mit einem Umsatzrückgang um neun Prozent.

Deutschland (-4 %), die Niederlande (-4 %) und Frankreich (-8 %) zeigten dabei leichte Veränderungen zum Vorjahr, während die Umsätze in Spanien (-23 %) und Italien (-19 %) signifikant gefallen sind. Österreich liegt mit einem Rückgang von minus 18 Prozent im unteren Mittel der untersuchten Länder.

Europäischer Fahrradmarkt erfährt konjunkturellen Gegenwind
© EY Parthenon
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„Seit dem Ausbruch der Pandemie gleicht die Nachfrage nach Fahrrädern einer Achterbahnfahrt. Zunächst stieg diese massiv, was zu Rekordverkäufen und hohen Bestellungen führte. Dann kam es zu Unterbrechungen der Lieferketten und erheblichen Lieferproblemen. Nach einem beispiellosen Höhenflug im Jahr 2022 erleben wir jetzt auch am Fahrradmarkt einen konjunkturellen Gegenwind. Die Kauffreude der Konsument:innen ist deutlich getrübt, was sich auch bei Fahrrädern in einem Umsatzrückgang niederschlägt. Diese Entwicklung zeigt, dass die Branche neue Strategien entwickeln muss, um sich an die veränderten Marktbedingungen anzupassen und langfristiges Wachstum zu sichern“, erklärt Martin Unger, Leiter Konsumgüter und Handel bei EY Österreich und Partner bei EY-Parthenon.

Unterschiede bei Fahrradvarianten

Hinsichtlich der beiden Fahrradvarianten E-Bike und klassische, mechanisch betriebene Fahrräder zeigen sich deutliche Unterschiede: Bei E-Bikes meldeten die Schweiz und Italien einen Rückgang im Absatz von jeweils 19 Prozent, während der Markt in Deutschland um nur fünf Prozent zurückging.

Europäischer Fahrradmarkt erfährt konjunkturellen Gegenwind
© EY Parthenon

Österreich lag mit einem Rückgang um elf Prozent im Mittelfeld. Nur in Spanien wuchs der Absatz von E-Bikes um zwei Prozent. Hingegen haben mechanische Fahrräder mit Ausnahme der Niederlande (-6 %) landesübergreifend einen starken Rückgang verzeichnet – in Österreich um 23 Prozent.

„Es ist eine deutliche Verschiebung der Verbraucherpräferenzen hin zu technologisch fortschrittlicheren und komfortableren Mobilitätslösungen beobachtbar. Der geringere Rückgang bei E-Bikes im Vergleich zu mechanischen Fahrrädern deutet darauf hin, dass das Segment der E-Bikes möglicherweise widerstandsfähiger gegenüber Marktschwankungen ist und ein höheres Wachstumspotenzial aufweist. Der Markt hat vor allem aufgrund des steigenden Umweltbewusstseins und den Entwicklungen hin zur E-Mobilität gute Prognosen – E-Bikes könnten von staatlichen Anreizen und Investitionen in die Radinfrastruktur profitieren. Immerhin beträgt das erhöhte Investitionsbudget der EU für die Fahrradinfrastruktur im Jahr 2024 4,5 Milliarden Euro – zum Vergleich: 2012 waren es noch 600.000 Euro“, konstatiert Nikolaus Köchelhuber, Partner bei EY-Parthenon und Experte für die Handels- und Konsumgüterbranche.

Wachstumsmarkt Fahrradleasing

Als neueres Geschäftsmodell der letzten Jahre gilt, Fahrräder auch im Leasing anzubieten.

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© Bike Europe, Deutsche Private Equity, EY Parthenon Analyse, Experteninterviews, Rivean Capital, Union Sport & Cycle, Velobiz, Volkswagen Financial Services, ZIV, Lucky Bike / EY Parthenon

Vor allem bei Dienstfahrrädern wird dieses Modell gut angenommen. Europaweit geht man von einem Marktpotenzial von 10 Milliarden Euro bis 2028 aus. Geleast werden vor allem E-Bikes – in Deutschland beispielsweise sind 80 Prozent der geleasten Fahrräder E-Bikes.

„Der Markt für Fahrradleasing ist ein Wachstumsfeld. Das Leasingmodell bietet Konsument:innen und Unternehmen finanzielle Flexibilität, indem es die anfänglichen Anschaffungskosten senkt und eine gleichmäßige Ausgabenverteilung über die Laufzeit ermöglicht. Dies erhöht die Zugänglichkeit zu hochwertigen und teureren E-Bike-Modellen“, kommentiert Martin Unger.

„Der Fahrradsektor ist längst mehr als nur der Verkauf von Zweirädern; er ist ein umfassendes Ökosystem, das Bekleidung, Zubehör und Reparaturdienstleistungen einschließt und dessen Bedeutung für den gesamten Handel stetig wächst. Gerade beim Leasing sehen wir hohes Potenzial – derzeit wird dieser Aspekt vom Handel noch zu wenig genutzt. Wir sehen hier eine große Chance für den Einzelhandel den Sektor weiter voranzutreiben und ein nachhaltiges Wachstum zu sichern“, ergänzt Nikolaus Köchelhuber abschließend.

https://www.ey.com

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