Der European Venture Sentiment Index von Venionaire erfasst die Stimmung unter europäischen Top-Investoren und gibt einen Ausblick, was die Startup-Branche erwartet. Nach einem Höchststand im vergangenen Quartal, konnte der European Venture Sentiment Index mit Ausblick auf das vierte Quartal 2024 sogar noch etwas zulegen.
„Nach über einem Jahr steigender Zuversicht, flacht die Kurve momentan etwas ab. Es könnte für Startups schwer werden, noch passende Investments vor Jahresende zu finden“, mahnt Berthold Baurek-Karlic, Vorstandsvorsitzender der Venionaire Capital AG.
Ergebnisse hinter den Erwartungen
Das Positive vorweg: Seit einem Jahr steigt die Stimmung unter den Investoren stetig und erreicht mit 6,1 Punkten einen neuen Höchststand für das vierte Quartal 2024 (Steigerung um 0,7 Prozent zum Q3/24, 21,1 Prozent im Jahresvergleich).
Verhalten zeigt sich der tatsächliche Index, der mit 5,1 Punkten im dritten Quartal weit hinter den Erwartungen der Investoren zurückblieb – wohl auch, da zum Zeitpunkt der Befragungen, die Fed noch keine Zinssenkungen bekannt gab.
„Anhaltende geopolitische Spannungen, Unsicherheiten im Vorfeld der US-Wahlen, sowie Sorgen, sich mit dem Fokus auf KI zu viel auf einen Trend zu verschreiben, schränken die Handlungsfähigkeit von Investoren ein und dämpfen den Ausblick ein wenig“, unterstreicht der Experte.
Deals und Investitionsvolumina
In Zahlen bedeutet das einen herben Rückgang bei den Deals und den Investitionsvolumina. Im dritten Quartal wurden insgesamt 10,9 Milliarden US-Dollar in europäische Startups investiert – rund 31,5 Prozent weniger als im vorangegangenen Quartal. Die europäischen „Big 3“, Großbritannien, Deutschland und Frankreich, hielten ihre führenden Positionen und waren zusammen für 7,8 Milliarden US-Dollar der Investitionen verantwortlich.
Dennoch verringerte sich ihr Investitionsvolumina um 34,2 Prozent (Q2/24: 1,9 Milliarden Dollar) zum Vorquartal und ließ ihren Anteil an europäischen Investitionen um 3,9 Prozent auf 71,3 Prozent sinken. Eine genauere Betrachtung zeigt, dass vor allem Großbritannien als Powerhouse der europäischen Startup-Ökonomie Federn lassen musste. Rund 35 Prozent weniger Investitionsvolumina (Q3/24: 4,5 Milliarden Dollar) gegenüber dem Vorquartal (Q2/24: 6,9 Milliarden Dollar) verschaffen den Briten einen leichten Dämpfer nach einem sehr starken zweiten Quartal. Auch die Anzahl der Deals sank in Großbritannien um 21,2 Prozent auf 257 (Q2/24: 326).
Deutschland hingegen konnte im Vergleich zum Vorquartal wieder Boden gut machen und rückt von Platz drei auf Platz zwei vor. Insgesamt wurden 2,2 Milliarden Dollar im dritten Quartal investiert, eine Steigerung um rund 39,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal (Q2/24: 1,6 Milliarden Dollar). Im gleichen Zeitraum stiegen auch die Deals um 13,1 Prozent auf 95.
In Frankreich gab es im dritten Quartal für Startups wenig zu holen. Das Investmentvolumen sank um 66,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal auf 1,2 Milliarden Dollar (Q2/24: 3,4 Milliarden Dollar). Ebenso wurden 70 Deals weniger abgeschlossen als im Q2/24, was in 100 Deals gesamt und einem Minus von 41,2 Prozent resultiert.
Ausblick
Wie könnte es nun weitergehen? Laut Stimmungsbarometer kann die Branche die positive Stimmung aus dem Vorquartal mitnehmen. Investorinnen und Investoren erwarten für das vierte Quartal 2024 unter anderem einen Anstieg der Investmentaktivitäten um 2,7 Prozent und sehen auch wieder mehr Wettkampf unter den Investoren.
„Das sind positive Vorzeichen für europäische Startups, die in der Vergangenheit oft damit zu kämpfen hatten, Investitionen zu finden. Nicht zuletzt deswegen, versuchen etliche Startups, die nichts mit Künstlicher Intelligenz zu tun haben, diese in ihr Geschäftsmodell einzubauen“, so der Vorstandsvorsitzende der Venionaire Capital AG.
Etwas getrübter sieht der Ausblick für die allgemeine Bewertung von Startups, sowie die Deal-Qualität aus. Während Startup Bewertungen 9,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal verlieren, wird erwartet, dass die Deal-Qualität um 4,8 Prozent zurück geht.
„Es bleibt abzuwarten, ob wir zum Jahresende noch einen wahren Sprint erleben oder ob Investoren noch wichtige Ereignisse wie die neue US-Präsidentschaft abwarten. Spannung ist jedenfalls gegeben“, ergänzt Berthold Baurek-Karlic abschließend.
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