Die Forschungskaiser

Laut EY-Analyse haben die 30 börsennotierten Firmen in Österreich ihre F&E-Investitionen in den vergangenen fünf Jahren deutlich gesteigert.

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Das kann kein Zufall sein: Rund um die Diskussion zur möglichen Übernahme der Osram Licht AG mit Sitz in München durch die ams AG wird das Ranking der Unternehmen mit den höchsten Ausgaben für Forschung und Entwicklung (erstellt von der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY im August 2019) auch von der ams AG aus dem steirischen Premstätten angeführt. Der weltweit tätige Technologiekonzern investierte 2018 beachtliche 239 Mio. € in Innovationen, das ist eine Steigerung von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr.

An zweiter Stelle reihte sich voestalpine ein, die 2018 152 Mio. € ausgab (plus acht Prozent gegenüber dem Vorjahr), gefolgt von S&T, die 123 Mio. € investierte – rund sieben Prozent mehr als 2017.

Forschungs- und Technologiesektor führt bei F&E-Intensität

Im Bereich F&E-Intensität, also in der Höhe des Anteils der F&E-Ausgaben am Umsatz, führt Fabasoft mit Ausgaben in Höhe von 24,1% des Umsatzes im Geschäftsjahr 2018.

An zweiter und dritter Stelle platzieren sich ams (16,8) sowie Kapsch TrafficCom (14,9%), gefolgt von S&T und AT&S. Die Top Fünf werden also ausschließlich von IT-Unternehmen belegt.

Den sechsten Platz sichert sich mit Zumtobel ein Unternehmen aus dem Industriesektor; das Vorarlberger Unternehmen, spezialisiert auf Lichttechnik, investierte 6,1 Prozent seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung.

„Die IT-Branche investiert gut jeden achten Euro in Forschung und Entwicklung, also 12,7 Prozent“, kommentiert Gunther Reimoser, Country Managing Partner EY Österreich. „Der starke Wandel durch die Digitalisierung ist vor allem im Bereich Informationstechnologie, aber auch im Industriesektor spürbar; daher müssen nicht nur Global Player, sondern auch österreichische Unternehmen schneller reagieren und Innovationen vorantreiben, um am Markt bestehen zu können.“

voestalpine investiert in F&E

Hohe EBIT-Marge bei hoher F&E-Intensität

Während global gesehen Pharmakonzerne sowie Biotechnologie die Reihung dominieren, investieren in Österreich die Sparten Informationstechnologie, Industrie und Bergbau/Metallgewinnung am meisten in F&E-Projekte.

Auch die Umsätze (plus zehn Prozent von 2017 auf 2018) und das EBIT (+40% von 2017 auf 2018) sind in Österreich gestiegen. Speziell im Bereich Informationstechnologie zeigte sich deutlich der Zusammenhang zwischen überdurchschnittlicher F&E-Intensität und einer hohen EBIT-Marge: Unternehmen mit besonders hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung erzielten durchschnittlich eine EBIT-Marge von 14,7%.

Hingegen erreichten Konzerne mit unterdurchschnittlicher F&E-Intensität nur eine EBIT-Marge von 11,7 Prozentpunkten. Diese Entwicklung zeichnet sich nicht nur im IT-Sektor, sondern auch im Bergbau und der Metallgewinnung sowie der Industrie ab.

Daraus lässt sich schließen, dass innovativere Unternehmen auch erfolgreicher sind, betont Reimoser: „Es wird immer klarer, dass die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zunehmend von ihrer technologischen Leistungsfähigkeit und Innovationskraft bestimmt wird. Auch Anleger und Investoren legen immer größeren Wert auf diese Faktoren.“

Forschungsquote in einem Vierteljahrhundert mehr als verdoppelt

Generell hat Österreich in den vergangenen zwei Jahrzehnten einen gewaltigen Sprung im Bereich Forschung und Entwicklung gemacht – der Anstieg der Forschungsquote von 1,53 (1994) auf aktuell 3,17% ist ein Beweis dafür. Österreichs Entwicklungsdynamik in F&E ist damit eine der stärksten in Europa. Konsequente Investments der Unternehmen tragen wesentlich zu dieser Dynamik bei, ebenso das Engagement der öffentlichen Hand, das eine breit aufgestellte Forschungsförderung und ein innovationsfreundliches Steuersystem bietet. Österreich zählt daher zu den wenigen europäischen Ländern, die das erklärte forschungspolitische Ziel der EU – eine Forschungsquote von drei Prozent bis 2020 – sogar übertreffen.

Insgesamt gesehen, hat Österreich seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung gemäß der Globalschätzung von Statistik Austria auf 12,3 Mrd. € gesteigert, was einem Plus von 5,6% (bzw. plus rund 658 Mio. €) gegenüber dem Vorjahr entspricht. Damit liegen die Ausgaben für F&E in Österreich über der prognostizierten nominellen Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von plus 4,9%.

Zuletzt wurde bereits zum vierten Mal in Folge eine Forschungsquote von über drei Prozent – dem europäischen Zielwert für 2020 – erreicht. Im EU-Vergleich liegt Österreich somit an zweiter Stelle hinter Schweden und hat neben Deutschland auch Dänemark und Finnland überholt.

EY-Analyse: Top 10: Die Unternehmen mit den höchsten F&E-Ausgaben in Österreich

Von Robotersensorhäuten und ganz neuen Quantencomputern

Österreichs beste aktuelle Forschungsprojekte sind am 9. Mai 2019 im Rahmen einer festlichen Gala in der voestalpine Stahlwelt in Linz mit dem Houskapreis der B&C Privatstiftung ausgezeichnet worden. Aus den fünf nominierten Einreichungen in der Kategorie „Forschung & Entwicklung in KMU“ ging die Wiener Blue Danube Robotics GmbH als Sieger hervor und erhielt den Hauptpreis in Höhe von 150.000 €. „Wir sind überglücklich, dass unsere Entwicklung entsprechend honoriert wird“, sagt Geschäftsführer Michael Zillich. „Wir bedienen mit Airskin einen wachsenden Bedarf am Markt – das leistet in dieser Form noch kein anderer Anbieter.“

v.li. Erich Hampel, Vorstandsvorsitzender der B&C Privatstiftung; Projektleiter Michael Zillich, Blue Danube Robotics; Wolfgang Hofer, Vorstandsmitglied der B&C Privatstiftung

Airskin ist eine drucksensitive Sensorhaut für jedes Robotermodell sowie für Greifer und Werkzeuge. Diese löst erstmals einen sicheren Stopp des Roboters aus, sobald sie einen Kontakt zwischen dem Roboter und einem Hindernis feststellt. Mittels Airskin kann somit jeder Roboter ohne einen Schutzzaun betrieben werden, und man kann je nach Anwendung alle Gefahrenstellen mit Airskin absichern. Airskin-Pads werden, basierend auf den 3D-Daten des Roboters, entworfen und anschließend im Selective Laser Sintering-Verfahren 3D-gedruckt. Somit sind neben Standardlösungen für weitverbreitete Robotertypen auch kundenspezifische Lösungen möglich.

In der Kategorie „Universitäre Forschung“ waren ebenfalls fünf Projekte für den Houskapreis nominiert. Hier holte Wolfgang Lechner mit dem Hauptpreis von 150.000 € die Houskapreis-Trophäe an die Universität Innsbruck. Lechner entwickelte spezialisierte Quantencomputer, die Optimierungsaufgaben effizienter als jeder bisherige Algorithmus lösen können; die dazu verwendete, mittlerweile patentierte LHZ-Architektur könnte einen neuen Standard setzen und Österreich eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung von Quantencomputern zukommen lassen. Die zahlreichen Anwendungen reichen von Medikamentenforschung, über logistische Probleme bis hin zu Machine Learning.

Weitere Forschungs-Highlights

Den zweiten Platz beim Houskapreis in der „Universitären Forschung“ gewann Bernhard Seifert von der FH Wiener Neustadt für die Entwicklung eines hochintegrierten Indium-Ionentriebwerks für kleine Raumfahrzeuge, deren Masse minimiert werden soll; die Verwendung effizienter Antriebssysteme leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Elektrische Triebwerke, die auf dem Prinzip der Feldeffektemission (FEEP) beruhen, gelten dabei als besonders vielversprechend; FOTEC, das Forschungsunternehmen der Fachhochschule Wiener Neustadt, entwickelt solche FEEP-Triebwerke.

Als Treibstoff dient flüssiges Indium; damit können kleine Schübe bei hoher Effizienz erzeugt werden. Kleinstsatelliten verändern damit ihren Orbit, bei größeren Satelliten wird eine extrem genaue Positions-und Ausrichtungskontrolle ermöglicht. Ein Durchbruch gelang mit der Entwicklung poröser Kronenemitter, wodurch der Schub vervielfacht werden konnte. Aufgrund des Erfolgs dieser Technologie wurde das Spin-off Enpulsion gegründet, das die Kommerzialisierung von FEEP in Wiener Neustadt zum Ziel hat. Das erste Triebwerk wird bereits weltweit verkauft, weitere Produkte sind derzeit in Vorbereitung.

In der Kategorie „Forschung & Entwicklung in KMU“ konnte Christian Gorsche mit dem Projekt „Hot Lithography“ den zweiten Platz für die Cubicure GmbH nach Wien holen; Cubicure löst mit „Hot Lithography“ eine Herausforderung des Kunststoff-3D-Drucks: Aufgrund unzureichender Oberflächenqualität und Präzision haben es additiv gefertigte Kunststoffbauteile bis dato noch nicht über Prototypen und Gebrauchsmuster hinaus in die industrielle Produktion von technischen oder medizinischen Bauteilen geschafft.

Kern dieser Technologie ist ein eigens entwickelter und patentierter Beheizungs- und Beschichtungsmechanismus, der technisch relevante Kunststoffe äußerst präzise verarbeiten kann. Die zwei Standbeine der Cubicure sind Prozess- und Materialentwicklung im Bereich des Lithografie-basierten 3D-Drucks, die wichtigsten Anwendungsfelder sind Luft- und Raumfahrt, Maschinenbau und biomedizinische Technik.

Zusätzlich wurde in jeder Kategorie je ein Publikumssieger mittels Live-Voting ermittelt und mit dem 3. Platz ausgezeichnet: In der Kategorie „Universitäre Forschung“ gewann Projektleiter Alexsandr Ovsianikov von der TU Wien mit dem Projekt „Disrupt 3D – Hochauflösender Druck für industrielle Anwendungen“, in der Kategorie „Forschung & Entwicklung in KMU“ die surgebright GmbH aus Lichtenberg (OÖ) für das Projekt „Shark Screw“. surgebright ist weltweit das erste und einzige Unternehmen, das Schrauben aus menschlichem Knochen fertigt und menschliches Gewebe mit einer Genauigkeit von 0,02 mm formen kann; mittlerweile operieren bereits mehr als 40 Kliniken in Österreich mit der Shark Screw.

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