Die Stimmung in den österreichischen Unternehmen ist besser als erwartet. Wie eine aktuelle Deloitte Studie zeigt, trotzen die Unternehmen dem wirtschaftlichen Abschwung, der den Standort seit nunmehr zwei Jahren prägt. Mit den gerade geschlagenen Nationalratswahlen werden nun die Weichen für Österreich gestellt.
Pünktlich zum Wahlherbst hat Deloitte im Rahmen des jährlichen Unternehmensbarometers einen Blick auf die Stimmung in den österreichischen Unternehmen geworfen und die zentralen Forderungen an die neue Bundesregierung identifiziert.
„Erstmals in der Geschichte der zweiten Republik wird die heimische Wirtschaft zwei Jahre in Folge schrumpfen. Doch überraschenderweise zeigen sich die Unternehmen trotz dieser einschneidenden Entwicklung nach wie vor resilient. So nimmt ein Großteil der Befragten eine positive Stimmung innerhalb der eigenen Organisation wahr. Und auch die aktuelle Geschäftslage wird von mehr als der Hälfte als positiv beurteilt, ein Drittel sieht sogar eine bessere Geschäftsentwicklung als ursprünglich erwartet“, erklärt Harald Breit, CEO von Deloitte Österreich.
Fehlende Investitionen
Doch obwohl die eigenen Geschäfte im Großen und Ganzen laufen, zeigt sich ein großer Teil der Unternehmen hinsichtlich einer gesamtwirtschaftlichen Erholung nur wenig optimistisch. Vor allem die steigenden Personalkosten (42 %) und die Entwicklung der Einkaufspreise (40 %) ist für viele eine Belastung. Mehr als ein Viertel (27 %) reduziert deshalb aktuell die Investitionen. Rund die Hälfte (53 %) wird gleich viel investieren wie in den bereits vergangenen Monaten.
„Das sind keine guten Vorzeichen. Wirtschaftlicher Aufschwung ist nur durch spürbaren Investitionswillen möglich. Fehlt dieser, bleibt nur der wenig zufriedenstellende Status quo erhalten. Genau hier muss die Politik ansetzen und ein Umfeld schaffen, das Investitionswillen und Risikobereitschaft begünstigt. Vor allem die Aussicht auf monatelange Koalitionsverhandlungen und damit wirtschaftspolitischen Stillstand bereiten den Wirtschaftstreibenden allerdings Sorgenfalten“, verdeutlicht der Experte.
Fachkräftemangel bleibt akut
Hinsichtlich Personalstand verfolgt die Mehrheit der Unternehmen (60 %) trotz Krise und hoher Kosten eine klare Devise: Die Belegschaft, wenn möglich, halten statt abbauen. 21 % der Befragten wollen in den kommenden sechs Monaten sogar neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen.
„Die Ergebnisse der Studie machen einmal mehr deutlich, dass sich österreichischen Unternehmen der wertvollen Ressource Personal bewusst sind. Ob ihr Plan vom Halten des Mitarbeiterstands auch aufgeht, wird vor allem von der Wirtschaftsentwicklung im kommenden Jahr abhängen. Es steht also viel auf dem Spiel“, betont Harald Breit.
Ohnehin zählt der Arbeitskräftemangel nach wie vor zu einer zentralen Herausforderung. Sorgen bereiten zudem auch das Thema Cyberkriminalität (64 %), die geopolitische Lage in Europa (52 %) und der Welt (55 %), die Finanzmärkte (41 %) sowie die Inflation (41%).
„41 % der Unternehmen betrifft derzeit der Mangel an Arbeitskräften. Und dass, obwohl die Arbeitslosenzahlen mittlerweile wieder steigen. Offensichtlich wird nicht das notwendige Arbeitskräftepotenzial freigesetzt, das die Unternehmen benötigen“, konstatiert der CEO von Deloitte Österreich.
„Wunschliste“ der Wirtschaft
Um den zahleichenen Herausforderungen zu begegnen und den Wirtschaftsstandort Österreich nach Jahren des Stillstands wieder nach vorne zu bringen, geben die Unternehmen der neuen Bundesregierung einen klaren Handlungsauftrag mit auf den Weg. Gefordert wird eine Reihe von Maßnahmen, die sofort angegangen werden sollten:
Neben der Senkung der Einkommenssteuer (79 %) und der Lohnnebenkosten (71 %), stehen vor allem eine Reform des Arbeitsmarktes mit einer Erleichterung der Zuverdienstmöglichkeiten in der Pension (75 %) sowie eine weitere Reform des Gesundheitssystems (72%) und der Bürokratieabbau (71 %) im Vordergrund.
„Die Unternehmen haben ihre dringendsten Maßnahmen auf den Punkt gebracht. Jetzt ist die Politik am Zug – gefragt ist zielgerichtetes und sachorientiertes Handeln. Dafür braucht es vor allem eine zügige Regierungsbildung und dann eine handlungsfähige, zukunftsorientierte Bundesregierung“, fordert Harald Breit abschließend.