Wird der Klimawandel von der heimischen Bevölkerung nicht mehr als Bedrohung gesehen?

Die Bereitschaft der Österreicher:innen zu wirtschaftlichen Opfern lässt deutlich nach.
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Wird der Klimawandel von der heimischen Bevölkerung nicht mehr als Bedrohung gesehen?
Sven Rabe, Vorsitzender des Vorstandes der VAV Versicherung.

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Laut einer aktuellen Studie der VAV Versicherungs-Aktiengesellschaft sehen deutlich weniger Menschen als in den Vorperioden ihren Lebensstil vom Klimawandel bedroht.

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Während in der Befragung von 2023 noch 54 Prozent ihren Lebensstil von der Klimakrise bedroht sahen, sinkt dieser Wert in der aktuellen Auswertung auf 45 Prozent. Damit geht nicht einmal mehr jede Zweite der in Österreich lebenden Personen von gravierenden, klimabedingten Auswirkungen aus, die persönlich spürbar sind.

Verschiebung zwischen den Gruppen

48 Prozent der Proband:innen nach 42 Prozent im Vorjahr glauben nicht daran, dass eine Klimakrise die Änderung ihres Verhaltens erzwingen wird. Die entscheidende Verschiebung zur Vorjahresstudie findet zwischen den Gruppen statt, die „eher Ja“ oder „eher Nein“ an eine klimabedingt notwendige Umstellung der Lebensführung glauben.

Im Jahr 2023 entschieden sich 40 Prozent für „eher Ja“ und 27 Prozent für „eher Nein“. In der diesjährigen Studie wählten mit 31 Prozent entschieden weniger Teilnehmer „eher Ja“ und 30 Prozent „eher Nein“, womit das Pendel in die andere Richtung schwang.

„Offensichtlich ist ein gewisser Gewöhnungseffekt eingetreten. Die Menschen leben seit Jahren mit der Bedrohung durch eine Klimakrise und rechnen mit einer Änderung der persönlichen Lebensführung nur in kleinen Schritten“, unterstreicht Sven Rabe, Vorstandsvorsitzender der VAV.

Gesellschaftliche und demografische Unterschiede

Wenig überraschend gehen Jüngere, Menschen mit höheren Einkommen und mit höherer Bildung überdurchschnittlich häufiger von einer erzwungenen Beeinträchtigung der Lebensführung aus.

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So sagen 56 Prozent aller 18 bis 29jährigen, dass sie eine Einschränkung unbedingt oder eher schon auf sich zukommen sehen. Bei den Maturant:innen und Universitätsabsolvent:innen sind 53 Prozent dieser Ansicht und bei Bezieher:innen höherer Einkommen von 3.000 Euro pro Monat und mehr glauben 52 Prozent an eine Gefährdung.

Am wenigsten betroffen fühlen sich Menschen ab 50 Jahren, von denen lediglich 39 Prozent eine unausweichliche Änderung sicher oder eventuell annehmen und Bezieher:innen niedriger Einkommen, die zu 40 Prozent von unfreiwilligen Einschränkungen ausgehen.

Bemerkenswert ist, dass Wiener:innen mit 51 Prozent sowie Niederösterreicher:innen und Burgenländer:innen mit 50 Prozent sich weit häufiger bedroht sehen als Bewohner:innen anderer Bundesländer. Tirol und Vorarlberg kommen auf 46 Prozent, Oberösterreich und Salzburg auf 39 Prozent und Steiermark und Kärnten auf 38 Prozent.

Finanzielle Maßnahmen

Gleichzeitig sinkt auch die Bereitschaft wirtschaftliche Opfer für die Erhaltung einer lebenswerten Umwelt auf sich zu nehmen. So geben in der aktuellen Studie 49 Prozent der Befragten an, keinerlei finanzielle Einschränkung zugunsten des Umweltschutzes akzeptieren zu wollen.

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Im Jahr 2023 lag dieser Wert noch bei 45 Prozent und 2021 sprachen sich überhaupt nur 39 Prozent gegen finanzielle Maßnahmen aus. Jene, die mit Einbußen einverstanden sind, favorisieren unter einer Reihe zur Wahl gestellter Eingriffe, wie auch in den Vorperioden, eine höhere Besteuerung umweltschädlicher Produkte. Insgesamt sprachen sich 37 Prozent dafür aus. Jedoch ist auch hier eine rückläufige Zustimmung zu beobachten. 2023 sprachen sich noch 42 Prozent für fiskalische Maßnahmen aus, 2021 waren es 45 Prozent.

An zweiter Stelle steht die streckenabhängige Besteuerung von Kfz mit einer Zustimmung von 20 Prozent (nach 26 Prozent im Vorjahr und 22 Prozent im Jahr 2021). Höhere Treibstoffpreise werden von 17 Prozent befürwortet. Auch hier ist ein, wenn auch leichtes, Sinken der Akzeptanz zu beobachten: 2023 votierten noch 19 Prozent und 2021 21 Prozent dafür. Das generelle Verteuern von Kfz-Steuern und Energiepreisen fanden wie im Vorjahr 13 bzw. 10 Prozent Zustimmung. Lediglich ein genereller Zuschlag zur Mehrwertsteuer fand mit 6 nach 5 Prozent marginal mehr Ja-Stimmen.

Bereitschaft zu persönlichen Einschränkungen

Auch persönliche Abstriche für eine bessere Umwelt werden weniger gern akzeptiert als in den Vorjahresperioden, wenngleich sich auch hier keine Verschiebung in der Rangfolge herausgebildet hat.

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An erster Stelle steht nach wie vor die bewusste Bevorzugung regionaler Lebensmittel, mit der sich 61 Prozent nach 64 Prozent anfreunden können. Für die grundsätzliche Bevorzugung regionaler Produkte sprechen sich 57 nach 61 Prozent aus und auf Produkte mit langen Transportwegen verzichten 50 nach 53 Prozent.

19 Prozent der Studienteilnehmer:innen würden keinerlei persönliche Einschränkung, welcher Art auch immer, für den Erhalt einer lebenswerten Umwelt auf sich nehmen. 2023 lag dieser Wert noch bei 13 Prozent.

https://www.vav.at

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