Wie steht es um das heimische Forschungs-, Technologie- und Innovationssystem?

Der FTI-Monitor 2024 untersucht erneut die Stärken und Schwächen des österreichischen FTI-Standorts.
© FORWIT / Johannes Zinner
Wie steht es um das heimische Forschungs-, Technologie- und Innovationssystem?
V.l.n.r.: Thomas König (FORWIT), Thomas Henzinger (FORWIT), Bundesministerin Leonore Gewessler (BMK), Generalsekretärin Eva Landrichtinger (BMAW) und Bundesminister Martin Polaschek (BMBWF).

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Der Rat für Forschung, Wissenschaft, Innovation und Technologieentwicklung (FORWIT) hat in seinem alljährlichen „Monitor“ die Leistungsfähigkeit Österreichs in Forschung, Innovation und Technologie (FTI) im Vergleich zu den „Innovation Leaders“ (2024: Dänemark, Schweden, Finnland, Niederlande und Belgien) analysiert.

„Österreichs FTI-System hat sich in den vergangenen Jahren – auch im europäischen Vergleich – gut entwickelt, sodass wir heute in einigen Teilbereichen eine führende Position auf dem Niveau der Innovation Leaders einnehmen. Das zeigt der FTI-Monitor deutlich. Damit wir die Erfolge festigen und bis 2030 insgesamt zu einem Innovation Leader werden, braucht es weiterhin entschiedenes, systemisch wirksames Handeln und eine starke Rolle Österreichs in Europa“, so der Vorsitzende des Rates, Thomas Henzinger.

Österreich mit Verbesserungen

Der FTI-Monitor mache die Stärken und Schwächen Österreichs nachvollziehbar und transparent und helfe damit nicht nur der FTI-Politik, sondern auch anderen Stakeholders und Akteur:innen, systemisch wirksame Entscheidungen zu treffen.

Insgesamt zeichnen die Ergebnisse für das Jahr 2024 ein ähnliches Bild wie im Vorjahr, in dem Österreich gegenüber dem EU-Durchschnitt gut abschneidet, es jedoch noch nicht schafft, gemäß der FTI-Strategie 2030 der Bundesregierung zu den Innovation Leaders aufzuschließen.

Stärken Österreichs 2024

Der Bereich Finanzierung von Forschung und Entwicklung performt weiterhin überdurchschnittlich, insbesondere in der Unternehmensförderung.

© FORWIT

Da die öffentliche Forschungsförderung weiter intensiviert wurde, zählt Österreich nun erstmals zu den Top 3-Ländern. Allerdings wird primär durch Steueranreize, also indirekt, gefördert. Um innovative und damit risikoreiche Forschungsvorhaben zu unterstützen, sollte die direkte Förderung weiter gestärkt werden.

Die Unternehmensförderung trägt auch wesentlich zu Österreichs Standortattraktivität bei, die gegenüber den Innovation Leaders nach wie vor überdurchschnittlich hoch bewertet wird.

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Einen positiven Beitrag leisten zudem die Strenge der Regulierung geistigen Eigentums und die Verfügbarkeit von Strom aus sauberen Quellen. Dämpfend wirken hingegen Aspekte wie Unternehmensbesteuerung, Qualität der Publikationen, die Zahl von Tertiärabschlüssen in naturwissenschaftlichen und technologischen Fachrichtungen und die nationale Regulierungsqualität.

Neben der internationalen Verflechtung Österreichs ist weiters der Bereich Kreislaufwirtschaft in Österreich stärker ausgeprägt als in den innovationsführenden Ländern.

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Dafür verantwortlich sind vor allem Investitionen in kreislaufwirtschaftliche Anlagen, die Wertschöpfung der Betriebe und der Anteil kreislaufwirtschaftlicher Exporte. Weitere Stärken bilden die Menge des gesammelten Elektroschrotts und der hohe Recyclinganteil von Batterien. Herausforderungen liegen in der Verwertung von future waste, also von aktuell existierenden Produkten, die künftig zu Abfall werden, und der Notwendigkeit, die Grundlagenforschung in diesem Bereich weiter auszubauen.

Schwächen Österreichs 2024

Für den Gründungssektor lässt sich einerseits eine Aufholdynamik im Bereich der Mittelaufbringung über Risikokapital feststellen, andererseits sind aber grundlegende Verbesserungen notwendig, um insgesamt zumindest zum EU-Durchschnitt aufzuschließen.

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Speziell bei den schnellwachsenden Unternehmen und der Gesamtbewertung der Unicorns zeigt sich ein signifikanter Rückstand gegenüber den Vergleichsgruppen. Der kürzlich vorgestellte Ausgründungsrahmen für die Universitäten könnte bei rascher Umsetzung für positive Impulse für das Start-up-Ökosystem sorgen.

Hinsichtlich des Digitalisierungsgrades kann sich Österreich leicht verbessern, schließt aber nach wie vor nicht zu den Innovation Leaders auf.

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Zurückzuführen ist diese Entwicklung insbesondere auf infrastrukturelle Defizite wie etwa in der geringen Breitbanddurchdringung und der niedrigen Verfügbarkeit von Glasfaseranschlüssen. Aber auch die unterdurchschnittliche IKT-Innovationsperformance und der durch den Mangel an IKT-Absolvent:innen zusätzlich verschärfte Fachkräftemangel wirken sich negativ auf die Leistungsfähigkeit aus – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Kompetenzen für die Entwicklung und Nutzung von KI-Systemen.

Weiterhin eine Herausforderung für die österreichische FTI-Politik stellt die Geschlechtergerechtigkeit dar, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften.

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Dabei sind die größten Schwächen der Anteil von Forscherinnen in Unternehmen und die Anzahl der IKT-Absolventinnen sowie die Leistungsdifferenz zwischen Mädchen und Jungen beim internationalen PISA-Test im Bereich Mathematik. Dieses Defizit wirkt sich wiederum auf den Gründungssektor aus, in dem lediglich 17 % aller Gründer:innen weiblich sind.

Schlüssel für die „triple transition“

Ein starkes, leistungsfähiges österreichisches FTI-System ist für die Bewältigung der aktuellen und künftigen Herausforderungen, vor die uns die Polykrise aus Klima und geopolitischen wie wirtschaftlichen Verwerfungen stellt, essenziell.

„Forschung, Technologie und Innovation sind die Schlüssel für Österreichs und Europas Wohlstand, Souveränität und Zukunft. Wenn wir wissen, wie wir uns in jenen Bereichen, die für die Bewältigung der triple transition – also der grünen, digitalen und sozialen Transformation – relevant sind, entwickeln, sind wir in der Lage, entschieden und vorausschauend zu handeln“, ergänzt Sylvia Schwaag Serger, stellvertretende Vorsitzende des FORWIT, abschließend.

Weitere Informationen zum FTI-Monitor 2024 finden Sie hier

https://forwit.at

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