Volatile Märkte und zunehmende Risiken belasten den Welthandel

Unternehmen, vor allem die heimische Exportwirtschaft, müssen sich auf mehr Unsicherheit einstellen.
© Acredia / M. Draper
Michael Kolb, Vorstand der Acredia Versicherung AG.

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Die globale Konjunktur tritt auf der Stelle, der Welthandel droht 2026 unter dem Gewicht des Handelskriegs dramatisch einzubrechen. Das zeigt der aktuelle „Economic Outlook“ von ACREDIA, internationaler Kreditversicherer, gemeinsam mit Allianz Trade.

Besonders für Österreich, dessen Wirtschaft stark von Exporten abhängt, sind die Prognosen ein Warnsignal: Unternehmen müssen sich auf schwächere Nachfrage, volatile Märkte und steigende Risiken einstellen.

Verlangsamtes Wachstum im Welthandel

Laut Analysen dürfte sich das weltweite Handelswachstum von soliden +2 Prozent im Jahr 2025 auf nur noch +0,6 Prozent im Jahr 2026 verlangsamen, das ist ein Rückgang um rund zwei Drittel. Erst 2027 ist mit einer leichten Erholung auf +1,8 Prozent zu rechnen.

Volatile Märkte und zunehmende Risiken belasten den Welthandel
© Allianz Research
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Das globale Bruttoinlandsprodukt wächst 2025 und 2026 lediglich um +2,6 Prozent und liegt deutlich unter dem langjährigen Schnitt. Begleitet wird diese Flaute von hartnäckiger Inflation: 3,9 Prozent im Jahr 2025 und 3,6 Prozent im Jahr 2026. Damit droht eine Phase der Stagflation, die Unternehmen doppelt belastet.

„2025 ist geprägt von Vorzieheffekten, Hamsterkäufen in den USA und massiven Investitionen in Künstliche Intelligenz. Das hat die Märkte kurzfristig stabilisiert. 2026 wird die Quittung des Handelskriegs fällig und das Wachstum im Welthandel deutlich einbrechen“, warnt Michael Kolb, Vorstand von ACREDIA.

Heimische Exportwirtschaft unter Druck

Für die österreichische Exportwirtschaft, die mehr als 50 Prozent ihres BIP im Ausland erwirtschaftet, wiegen die internationalen Bremsspuren besonders schwer. Der Rückgang der US-Nachfrage, eine schwächelnde deutsche Industrie, sowie geopolitische Unsicherheiten treffen zentrale Exportsektoren wie Maschinenbau, Automotive und Metallverarbeitung direkt.

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„Österreichische Unternehmen stehen vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen ihre internationalen Absatzmärkte absichern und gleichzeitig in neue Märkte investieren, um Abhängigkeiten zu reduzieren“, verdeutlicht Michael Kolb.

Länder-Detailanalyse

In den USA verliert die Konjunktur weiter an Schwung: Nach einem Wachstum von +1,8 Prozent im Jahr 2025 dürfte die Wirtschaftsleistung 2026 nur noch um +1,6 Prozent zulegen. Das ist eine der schwächsten Werte seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Höhere Importzölle belasten dabei zunehmend die Kaufkraft der Haushalte, da ein großer Teil der Mehrkosten direkt an die Konsumenten weitergegeben wird.

Die Eurozone bleibt ebenfalls in der Wachstumsfalle. Nach +1,2 Prozent im Jahr 2025 erwarten die Analysten 2026 lediglich +0,9 Prozent.

Besonders deutlich zeigt sich die Schwäche in Deutschland: Mit einem minimalen Zuwachs von +0,1 Prozent im laufenden Jahr droht die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt in eine Phase anhaltender Stagnation zu rutschen und kann sich erst 2026 mit einem Plus von +1,0 Prozent leicht erholen.

Auch China kann sich dem globalen Trend nicht entziehen. Das Wachstum verlangsamt sich von +4,8 Prozent im Jahr 2025 auf +4,2 Prozent im Folgejahr.

Etwas optimistischer ist der Ausblick für Mittel- und Osteuropa, Lateinamerika und Afrika: Hier bleiben die Konjunkturperspektiven robuster, teils sind sogar steigende Wachstumsraten möglich.

Abwärtsrisiken

Neben den Folgen des Handelskonflikts drohen weitere Belastungen. Am wahrscheinlichsten gilt eine neue Zollrunde in den USA, die den Welthandel im Extremfall in die Rezession treiben könnte. Das Risiko dafür beziffert ACREDIA mit rund 45 Prozent.

Volatile Märkte und zunehmende Risiken belasten den Welthandel
© Allianz Research

Zusätzlich besteht die Gefahr eines De-Dollarisierungsschocks (35 Prozent) und von Staatsschuldenkrisen in hochverschuldeten Ländern wie Frankreich, Italien oder den USA (20 Prozent). Auch die Geopolitik bleibt ein Unsicherheitsfaktor: Eine Eskalation des Ukraine-Krieges, neue Spannungen im Nahen Osten oder ein Konflikt um Taiwan könnten globale Lieferketten empfindlich treffen.

„Aktive“ Transformation

Vor allem Deutschland, Österreichs wichtigster Handelspartner, leidet unter strukturellen Problemen: Demografie, Bürokratie, geringe Investitionsdynamik.

„Das exportorientierte Modell bleibt unter Druck. Was es jetzt braucht, sind mutige Investitionen in Digitalisierung und grüne Transformation, auch in Österreich. Unternehmen müssen sich auf mehr Unsicherheiten einstellen, Risiken aktiv managen und ihre Geschäftsstrategien anpassen. Wer frühzeitig handelt, kann trotz Handelskrieg Chancen nutzen, besonders in jenen Regionen, die stabil bleiben oder wachsen“, ergänzt Michael Kolb.

Nähere Informationen zur vollständigen Studie finden Sie hier.

https://acredia.at

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