„Der Wirtschaftsstandort Wien hat die Folgen der Pandemie überdurchschnittlich gut bewältigt. Ein Beleg dafür ist auch die hohe Gründungsaktivität in unserer Stadt. Die Zahl der neu gegründeten Unternehmen in Wien hat im Vorjahr, einmal mehr, die 9.000er-Marke übersprungen. Damit bewegen wir uns schon fast auf dem Niveau vor der Pandemie“, betont Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien.
Zunahme bei Gründungen und Beratungen
Konkret wurden in Wien im vergangenen Jahr 9.051 Unternehmen gegründet. Zum Vergleich: vor Corona 2019 waren es 9.131 Neugründungen, 2021 waren es 9.034. In Summe entfiel fast ein Viertel aller Gründungen in Österreich auf Wien (23 Prozent). Durch die neuen Wiener Unternehmen entstehen direkt 17.200 Arbeitsplätze. Der Wertschöpfungsbeitrag liegt bei 2,4 Milliarden Euro.
Neben den Arbeitsplätzen, die direkt in den neuen Unternehmen entstehen, sorgen sie auch indirekt für viele Jobs – vor allem bei Vorleistern und durch den Konsum der Beschäftigten, so dass sich der gesamtwirtschaftliche Beschäftigungseffekt auf über 28.000 Arbeitsplätze in Wien beläuft.
Nicht nur die Zahl der Gründungen bewegt sich auf hohem Niveau. Auch die Zahl der Gründungsberatungen durch die Wirtschaftskammer Wien stieg 2022 auf 29.026 an, nach 28.600 im Jahr davor. Hochgerechnet wurde damit alle fünf Minuten ein Gründer oder eine Gründerin beraten – persönlich, online oder am Telefon.
Gründer brauchen mehr Unterstützung
„Was uns ein wenig nachdenklich gestimmt hat, ist die Überlebensdauer der neuen Unternehmen, die leider in Wien unterdurchschnittlich ist“, erläutert Walter Ruck.
Österreichweit sind nach drei Jahren noch 78 Prozent der neugegründeten Unternehmen am Markt, in Wien 73 Prozent. Einer der Gründe dafür: In Wien werden sehr viele Dienstleistungsunternehmen gegründet. Im Allgemeinen ist hier die Markteintrittsbarriere niedrig, größere Investitionen in Maschinen oder Geschäftslokale sind oft nicht notwendig. Daher gibt es eine größere Neigung, sich in der Selbstständigkeit auszuprobieren.
„Zugleich steigt der Fachkräftemangel, der es manchen attraktiver macht, doch wieder in die Unselbstständigkeit zu wechseln. Es hat sich gezeigt, dass neue Unternehmen auch in den ersten Jahren nach der Gründung mehr Unterstützung brauchen. Wir haben daher unsere Beratungsaktivitäten in diesem Bereich verstärkt“, konstatiert Walter Ruck.
Wien als Hotspot für junge Gründer und Start-Ups
Wien hat nicht nur die meisten Gründerinnen und Gründer in Österreich, sondern auch die jüngsten. „Das Durchschnittsalter der Wiener Gründerinnen und Gründer ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken und liegt aktuell bei 36 Jahren – österreichweit bei 38 Jahren. Das ist einmal mehr Beweis dafür, dass die Jungen voller Tatendrang stecken und bereit sind, neue Ideen und Innovationen voranzutreiben“, erklärt Clemens Schmidgruber, neuer Vorstandsvorsitzender der Jungen Wirtschaft Wien.
Zu sehen ist dieser Innovationsgeist auch bei heimischen Start-ups. Mit rund der Hälfte von österreichweit 3.300 bestehenden Start-ups hat Wien auch hier die Nase deutlich vorn. „Wien ist ein Universitäts- und Wissenszentrum, Heimat vieler Forschungseinrichtungen und internationaler Headquarters und punktet durch seine hervorragende geografische Lage und Lebensqualität. Kurz: Wien bietet für Start-ups einen deutlichen Wettbewerbsvorteil – diesen gilt es weiter auszubauen“, so Clemens Schmidgruber abschließend.
Gewerbe und Handwerk gefragt
Die meisten Unternehmen wurden mit einem Anteil von 38 Prozent in der Sparte Gewerbe und Handwerk gegründet, auf die Sparte Information und Consulting entfielen 25 Prozent und auf den Handel 22 Prozent.
Rund 46 Prozent der Gründerinnen und Gründer haben einen migrantischen Hintergrund. Die drei stärksten Länder sind dabei Rumänien, Deutschland und Ungarn. Die Ukraine befindet sich mit 136 Gründungen an achter Stelle. Die WK Wien unterstützt Gründerinnen und Gründer aus der Ukraine mit speziellen Web-Seminaren inklusive Simultanübersetzung.