Trend-Baustoff Holz: Mit neuer Qualität zum Weltmarktführer

Die Digitalisierung könnte dabei helfen, Österreich in eine historische Poleposition hinsichtlich nachhaltigen Holzbaus zu bringen.
© buildingSMART Austria
Trend-Baustoff Holz Mit neuer Qualität zum Weltmarktführer Alfred Waschl buildingSMART Austria
Alfred Waschl, Vorstandssprecher buildingSMART Austria

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp

Holz als Baustoff liegt im Trend, weil es der einzige Werkstoff ist, der Kohlendioxid in relevanten Mengen aufnimmt. Doch leider wird das heimische Qualitätsholz oft mit nicht nachhaltig geerntetem Holz aus Billigländern vermischt. Eine einfache Herkunftsbezeichnung mit transparenter, leicht verständlicher Datenbezeichnung würde Transparenz schaffen. Diese Meinung teilt auch buildingSMART Austria. Die Produktnachverfolgung wäre nur ein Schritt von vielen, mit denen Österreich zu einem Wissens-Weltmarktführer im Bereich Holz werden könnte, ist sich Alfred Waschl, Vorstandvorsitzender buildingSMART Austria sicher.

Holz-Tracing

„Schon bei der Ernte des Holzes im Wald kann der Baumstamm mit Hilfe eines Chips identifizierbar gemacht werden“, erklären IT-Experten und fügen das Beispiel der Chips für Hunde, Katzen oder zuletzt von Corona-Geimpften in Schweden an. Dank eindeutiger Koordinaten aus dem GPS und/oder GIS, wäre so auch klar, von welchem Standort das Holz genau stammt. Der Transport wird in Echtzeit nachvollziehbar. Im Sägewerk wird der Chip schließlich auf die Brettanzahl z.B. durch QR Codes erweitert, damit wird jedes Brett eindeutig seinem Ursprungsort zuordenbar. Ähnlich wie beim Wein könnten Premiumlagen zu besonderen Qualitätsmerkmalen werden und Regionalität und Nachhaltigkeit würden erstmals wirklich nachvollziehbar sein. Dass so ein System funktionieren kann, haben die Mölltaler Tischler bereits im Kleinen erprobt.

Holz zwingt zu moderner Planung

Holz eignet nicht nur aufgrund seiner nachhaltigen Eigenschaften hervorragend für den Bau. Das EU-Projekt „BUILD_IN_WOOD“ will Holz daher als Standardmaterial in mehrgeschossigen Gebäude etablieren. Das betrifft die gesamte Wertschöpfungskette. Es gibt aktuell beste wirtschaftliche Perspektiven für die gesamte Holzbaubranche, sei es die Fertigteilhausindustrie oder Ingenieurholzbauunternehmen oder Brettsperrholzspezialisten.

Durch die hohe Vorfertigung der Holz-Bauteile muss aber auch effizienter geplant werden als bislang üblich, Entscheidungen müssen schon viel früher getroffen werden und alle Beteiligten müssen involviert sein. Holz zwingt die Beteiligten zu einer integralen Planung – ein moderner Ansatz, der noch nicht breit angewandt wird.

Für eine moderne BIM Planung bieten sich die verschiedenen Add-Ons der großen Softwarehersteller an (zusätzliche Add-Ons für Design for Manufactoring and Assembly). BuildingSMART Austria beteiligt sich aktiv an der Weiterentwicklung von IFC 4 für den Holzbau. Dieses Format ist ein Eckpfeiler für das digitale Planen, Bauen und Betreiben. Der konsequente und verlustfreie Datenaustausch innerhalb von BIM Holzbauprojekten über die IFC Schnittstelle wird damit optimiert. Dank der durchgängigen Transparenz und der Digitalisierung ist weiters die Basis für die ESG-konforme Wertschöpfung gegeben.

Österreichische Holzindustrie als Export-Schlager

Alles in allem bietet die Digitalisierung eine enorme Exportchance für die gesamte Holzwirtschaft. „Wenn wir es schaffen, diese Punkte umzusetzen, können wir die österreichische Holzindustrie zum Export-Schlager machen“, sieht Alfred Waschl, Vorstandssprecher buildingSMART Austria, eine historische Chance für die heimische Wirtschaft. Seit dem Jahr 2019 gibt es bei buildingSMART eine Arbeitsgruppe „BIM im Holzbau“. Dort werden die Holzbaudisziplinen in den IFC Standard eingeführt und etabliert.

© Hannes Buchinger
Trend-Baustoff Holz Mit neuer Qualität zum Weltmarktführer  Ilse Wallentin Haus die BOKU Wien
Das Ilse Wallentin Haus – die BOKU Wien – ein Paradebeispiel für ein entlang eines digitalen Planungsprozesses entwickeltes Gebäude.

Beispiel für Datendurchgängigkeit in Planung, Errichtung und Betrieb

Das Ilse Wallentin Haus – die BOKU Wien, errichtet von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG)– wurde als Bibliotheks- und Seminarzentrum konsequent entlang eines digitalen Planungsprozesses entwickelt und nicht zuletzt deswegen mit 965 von 1000 möglichen Punkten mit dem Klima aktiv Gold Standard bewertet. Der nachwachsende und CO2-speichernde Baustoff Holz eignet sich speziell wegen der Vorfertigung von Holzbauteilen, die in ihren innovativen Techniken und Verfahren dem herkömmlichen Mauer- und Betonbau voraus sind.

Für die beteiligten Holzlieferanten ist das digitale Arbeiten selbstverständlich. Das Ilse Wallentin Haus hat aber in dieser Beziehung noch mehr zu bieten: So liefern Sensoren während des Transportes des Holzes von Ybbs an der Donau nach Wien permanent Daten über die aktuellen Umgebungstemperaturen bzw. die entsprechenden Feuchtigkeitswerte oder möglicherweise schädigenden Erschütterungen. Solche Daten sind zwar eher für den Überseetransport interessant, aber die Initiative zeigt, wohin der Weg geht. Außerdem kann man mit einer Track & Trace-Funktion auch darstellen, wo sich die Ladung gerade befindet oder wie lange sie noch zur Baustelle braucht. Mit einem weiteren QR Code hat die Firma Stora Enso eine App geliefert, die den genauen Einbauort als 3D-Modell zeigt und damit Informationen wie Gewicht, Größe etc. exakt darstellt. Damit werden Fehlerquellen reduziert. Mit Sensoren kann man auch nach dem Einbau wichtige Daten aufnehmen wie z.B. Temperatur etc. Das gilt dann auch für den Betrieb, wo Sensoren die Oberflächenveränderung durch z.B. Luftfeuchtigkeit darstellen.

Geplant wurde das wegweisende Gebäude von SWAP Architekten und Delta.

© Hannes Buchinger
Trend-Baustoff Holz Mit neuer Qualität zum Weltmarktführer Ilse Wallentin Haus die BOKU Wien
Der Holzanteil für die oberen Geschoße der BOKU liegt bei stattlichen 78%, was auf das komplett sichtbare Holztragwerk zurückzuführen ist.

Fazit

Wenn man eine solche Datendurchgängigkeit in Planung, Errichtung und Betrieb durchsetzen will braucht man Gewerke, die BIM- und IT-Intelligenz haben.

Über buildingSMART

buildingSMART ist eine offene, unabhängige Plattform, deren Ziel die Entwicklung digitaler Lösungen in allen Sektoren des Built Environments, also über die gesamte Wertschöpfungskette und den gesamten Lebenszyklus hinweg, ist.

buildingSMART Austria vereint die relevanten Organisationen und Partner aus den Bereichen Planen, Bauen und Betreiben mit dem Fokus auf das gemeinsame Ziel: den Wandel hin zum digitalen Bauen nachhaltig zu unterstützen und die nationale und internationale Konkurrenzfähigkeit zu erhalten und auszubauen.

Das könnte Sie ebenfalls interessieren:

Melden Sie sich hier an

Sie sind noch nicht registriert?