Stärkt eine ambitionierte Ökologisierung der Industrie die Wirtschaftsleistung?

Laut einer neuen Studie zahlt sich ein Umbau der europäischen Industrie für Wirtschaft und Arbeitsmarkt aus.
© Martina Draper
Stärkt eine ambitionierte Ökologisierung der Industrie die Wirtschaftsleistung?
Florian Maringer, Vorstand Analyse & Strategie bei KONTEXT.

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Modelliert wurden dazu, in der neuen Studie von Cambridge Econometrics, im Auftrag von KONTEXT – Institut für Klimafragen, für den Zeitraum 2022 bis 2050 zwei Szenarien und deren Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt, sowie auf Energieverbrauch oder -produktion, Energiepreise und Treibhausgasemissionen in der EU und Österreich.

Das Business-As-Usual- bzw. „BAU-Szenario“ stellt das Basisszenario dar, in dem alle klima- und energierelevanten Maßnahmen enthalten sind, die im Jahr 2022 beschlossen oder bereits umgesetzt wurden. Das Zukunftsfähige-Industriepolitik- bzw. „ZIP-Szenario“ bildet eine deutlich ambitioniertere Ökologisierung der Industrie ab.

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Es enthält zusätzlich weitere Maßnahmen zur Dekarbonisierung, Energieeffizienz und einer verstärkten europäischen Produktion von Zukunftstechnologien und orientiert sich an den Zielen des Net Zero Industry Acts der EU.

Kernergebnisse einer ambitionierteren Ökologisierung:

  • Wirtschaftsleistung steigt durch zukunftsfähige Industriepolitik langfristig stärker – im Jahr 2050 liegt das Bruttoinlandsprodukt in der EU und Österreich um 3,3 Prozent höher. Über den gesamten Modellzeitraum entstehen Zugewinne von 9.498 Milliarden Euro in der EU, sowie 250 Milliarden in Österreich (in 2022 Euro).
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  • Investitionen in die Ökologisierung der europäischen Industrie lohnen sich – jeder zusätzliche Euro, der in zukunftsfähige Industriepolitik investiert wird, bringt langfristig fünf Euro mehr an Wirtschaftsleistung in der EU.
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  • Zugewinne verteilen sich auf fast alle Sektoren – das höchste Plus verzeichnet die Produktion im technischen Bereich, etwa die Elektro-, Elektronik-, Motorindustrie oder der Maschinenbau. Der Output für dieser Industriezweige liegt im Jahr 2050 rund 928 Milliarden Euro höher als im Basisszenario.
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  • Importabhängigkeit sinkt, Wettbewerbsfähigkeit steigt – über den gesamten Modellzeitraum fallen in der EU im produzierenden technischen Bereich 2.750 Milliarden Euro weniger Importe an, über alle Sektoren hinweg sind es 956 Milliarden Euro weniger.
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  • Zukunftsfähige Industriepolitik schafft Arbeitsplätze – bis zum Jahr 2050 entstehen in der EU 2,5 Millionen mehr Arbeitsplätze, in Österreich 44.000 – der Großteil davon in der technischen Produktion und im Dienstleistungsbereich.

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  • Anteil erneuerbarer Energie steigt, Strompreise und Energiebedarf sinken – der höhere Einsatz erneuerbarer Energien und die verstärkte Elektrifizierung führen bis 2050 zu einem 29 Prozent niedrigeren Primärenergieverbrauch und um 16 Prozent niedrigeren Strompreisen.

Positive Effekte für die Wirtschaftsleistung

Besonders auffällig ist der langfristig positive Effekt, insbesondere bei der Wirtschaftsleistung. Während der Unterschied im Bruttoinlandsprodukt zwischen den beiden Szenarien 2030 noch bei nur 0,4 Prozent liegt, steigt er bis zum Jahr 2050 in der EU auf 3,3 Prozent an, was allein in diesem Jahr einem Plus von 767 Milliarden Euro entspricht – in Österreich sind es 23 Milliarden.

„Zusätzliche Maßnahmen, welche die Produktion von Schlüsseltechnologien in Europa fördern und den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen begünstigen, bringen Österreich und der EU langfristig strukturelle Zugewinne. Je ambitioniert dieser Umbau fortgeführt wird, desto größer die Chancen, die daraus entstehen“, ordnet Anna Pixer, Analystin bei KONTEXT, die Studienergebnisse ein.

Klare Rahmenbedingungen und Maßnahmen

Zusätzlich zu Subventionen für erneuerbare Energieträger und Investitionen in den Auf- und Ausbau der Produktion von Zukunftsindustrien, sieht das ZIP-Szenario in der Studie auch klare Rahmenbedingungen wie einen Kohleausstieg ab 2023 und Gasausstieg ab 2030 vor, sowie einen schrittweisen Ausstieg aus fossilen Heizsystemen und Verbrennermotoren und den Ausbau von Wärmepumpen.

„Neben öffentlichen und privaten Investitionen braucht es Planungssicherheit. Das heißt, verbindliche Pläne für Aus- und Umstieg aus fossiler Energie, um die Stop-And-Go-Politik vollständig zu beenden sowie Technologieklarheit. Wir kennen die marktreifen Technologien, die die Zukunft prägen. Diese Klarheit ist notwendig, um Fehlallokationen von Ressourcen und „stranded Investments“ zu vermeiden. Wasserstoff in der Heizung und e-Fuels im Auto sind Trugbilder“, erklärt Florian Maringer, Vorstand von KONTEXT und zuständig für Analyse sowie Strategie.

Der Ausbau erneuerbarer Energiequellen und die Elektrifizierung sind deshalb Schlüsselelemente der Ökologisierung. Um hier in Österreich „in die Gänge zu kommen“ sind mehr qualifiziertes Personal für effiziente Genehmigungsverfahren, verbindliche Flächenzonierungen in allen Bundesländern und der Ausbau der Netzinfrastruktur notwendig. Um das daraus entstehende Potenzial für den Arbeitsmarkt voll auszuschöpfen, bedarf es ebenso gezielter Aus- und Weiterbildungsoffensiven.

Mehr Informationen zu den Studienergebnissen finden Sie hier

https://kontext-institut.at

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