Nach einjähriger pandemiebedingter Pause brachte die EXPO REAL in München, Europas größte B2B-Fachmesse für Immobilien und Investitionen, erstmals wieder die führenden Vertreter der Immobilienwelt zusammen. Die Messe München zählte als Veranstalterin 1.198 Aussteller aus 29 Ländern, erwartungsgemäß deutlich weniger als bei der letzten Auflage 2019 mit 2.189 Ausstellern aus 44 Ländern. Auch die Teilnehmerzahl von gut 19.000, je etwa zur Hälfte Fachbesucher und Unternehmensrepräsentanten, reichte bei Weitem nicht an die knapp 47.000 aus dem Jahr 2019 heran. Insgesamt waren rund 60 Prozent weniger Menschen auf der Messe als in den vergangenen Jahren. Das störte aber nicht. Ganz im Gegenteil.
Es herrschte große Wiedersehensfreude unter den Anwesenden, da sich die Immobilienwirtschaft wieder von Angesicht zu Angesicht treffen konnte und nicht via Bildschirm. Und vor allem verteilten sich weniger Besucher auf die Messehallen, es war entspannter, es war mehr Zeit, und man traf dann auch tatsächlich die Entscheider. Daniel Jelitzka, JP Immobilien: „Die, die spazieren gehen, sind weniger geworden, diejenigen, die Geschäfte machen wollen, umso mehr.“ Und darum ging es dann auch letztendlich auf der Messe.
Mit dem Satz „Der Spirit ist ganz klar Richtung Immobilien“ bringt es Axel Schulz, Global Head of Investment Management bei der Real I.S., auf den Punkt. Und so stellten sich auch die Gespräche auf der Messe dar. Michael Ehlmaier, geschäftsführender Gesellschafter von EHL Immobilien: „Auch bei der heurigen EXPO REAL bemerken wir eine großteils optimistische Erwartungshaltung.“
Liebling der Investoren ist und bleibt Wohnen, danach folgen Büroimmobilien, Logistik und Einzelhandelsimmobilien. Allein in Österreich belief sich im dritten Quartal 2021 das Transaktionsvolumen auf rund 900 Millionen Euro, was im direkten Vergleich mit dem dritten Quartal des Vorjahrs einer Steigerung von 50 Prozent entspricht. Im laufenden Jahr ist in Österreich mit einem Investitionsvolumen von 3,5 bis vier Milliarden Euro zu rechnen. Franz Pöltl, Geschäftsführer von EHL Investment Consulting, erklärt: „Für qualitativ einwandfreie Objekte gibt es im Segment Wohnen auch zu hohen Preisen sehr viele Kaufinteressenten. Das Gleiche gilt für den boomenden Logistiksektor und langfristig vermietete Büroimmobilien, doch in diesen Teilmärkten ist der Mangel an geeigneten Kaufobjekten noch dramatischer, daher bleibt das Marktvolumen weiter limitiert.“
Nachhaltigkeit tritt immer stärker in den Vordergrund und wird vom reinen Marketing-Keyword zu einem realen, messbaren und einflussreichen Faktor. „Eine ganz klare Aufbruchsstimmung ist im Segment des ressourcenschonenden Bauens und der nachhaltigen Bau- und Wohnkonzepte zu verorten“, erklärt Alexander Nußbaumer, Inhaber und CEO der ZIMA Unternehmensgruppe: „Die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit – Pandemie, Gesundheit und Klimawandel – verlangen ein neues Denken und neue Konzepte im Kernbereich Wohnen und Leben.“
Privates Wohnen muss nicht nur flexibler werden und deutlich mehr Anforderungen erfüllen, sondern es ist auch eine stärkere Differenzierung zu erwarten. Susanne Hetzer, Geschäftsführerin von EAGLE Real Estate: „Die Wohnformen verändern sich weniger Corona-indiziert, als dass sie sich in Segmente wie Alters- und Berufsgruppen wie Best Ager oder Studenten unterteilen.“ Man findet wieder zu speziellen Wohneinheiten zurück, was bei den Podiumsdiskussionen eines der großen Themen war.
Nachhaltigkeit, ESG und EU-Taxonomie beschäftigen die gesamte Branche. Was vor wenigen Jahren noch ein „Trend-Thema“ war, ist jetzt ein Muss. Es werden sämtliche Teilbereiche der Immobilienwirtschaft betroffen sein, allen voran Bau und Betrieb, aber auch Finanzierung, Vermögensanlage und Bilanzierung. „Steigt also die Nachfrage auf Investorenseite nach nachhaltigen Immobilien, bedeutet dies in weiterer Folge, dass Assets, die nicht diesen ESG-Kriterien entsprechen, nachhaltig unter Druck geraten werden“, so Peter Fischer, Real Estate Leader bei PwC Österreich.
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