Heimisches Finanzsystem gekennzeichnet von Stabilität und Widerstandsfähigkeit

„Fakten, Trends und Strategien 2025“ – Wirtschaftskrise, digitaler Wandel und neue Welt(un)ordnung.
© FMA
Österreichisches Finanzsystem gekennzeichnet von Stabilität und Widerstandsfähigkeit
Helmut Ettl, Vorstandsmitglied der österreichischen Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) und stellvertretender Vorsitzender der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA).

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„Das Umfeld für die österreichische Finanzwirtschaft wird in den kommenden Jahren nicht freundlicher“, erklärt der Vorstand der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA), Helmut Ettl und Eduard Müller, bei der alljährlichen Präsentation der FMA-Publikation Fakten, Trends und Strategien 2025.

Die Weltwirtschaft hat gerade erst die Folgen der Corona-Pandemie und den Preisschock wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine verdaut. Die Inflation konnte schrittweise zurückgedrängt werden, die Weltwirtschaft blieb robust, das Finanzsystem hat den Krisen insgesamt standgehalten.

Jetzt weicht die Angst vor der Inflation wieder der vor der Wirtschaftskrise. Österreich steht in vielen Bereichen schlechter da als andere. Mit und auch wegen Deutschland ist unser Land Schlusslicht beim Wachstum. Industrieschwäche, Immobilienpleiten und die Abhängigkeit von russischem Gas lasten auf der Konjunktur. Überdehnte Budgets limitieren die staatliche Reaktionsfähigkeit. Mit dem Machtwechsel in den USA kündigen sich tiefgreifende Änderungen der Weltordnung, der Wirtschafts- und Geldflüsse und des internationalen Handels- und Finanzsystems an.

Manche erkennen eine neue Ära des Merkantilismus und Protektionismus. Österreich und Europa müssen sich gegen die damit einhergehenden Risiken und möglichen Turbulenzen wappnen. Ein starkes und widerstandsfähiges Finanzsystem ist dafür entscheidend.

Österreichisches Finanzsystem gekennzeichnet von Stabilität und Widerstandsfähigkeit
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„Die Wirtschaftskrise und das höhere Zinsniveau hinterlassen tiefe Spuren in den Bilanzen der Unternehmen – und dieses Thema geht inzwischen über den Gewerbeimmobiliensektor hinaus. Werksschließungen und Firmenpleiten dürften sich in nächster Zeit auch in den Arbeitslosenzahlen niederschlagen und den finanziellen Druck auf die Haushalte massiv erhöhen“, konstatieren die Vorstände der FMA.

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Angesichts dieses Gegenwinds fordert der FMA-Vorstand die beaufsichtigten Unternehmen auf, die guten Gewinne der vergangenen zwei Jahre zur Absicherung und Stärkung der Kapitalbasis zu nutzen und bei Gewinnausschüttungen besonnen zu agieren. Auch angemessene Wertberichtigungen und eine konservative Bewertung von Sicherheiten sind in dieser Phase wichtig.

Lage des heimischen Finanzsystems

Das österreichische Finanzsystem hat sich durch die Herausforderungen der vergangenen Jahre hindurch als widerstandsfähig und stabil erwiesen. Dazu als Momentaufnahme ein paar Kennzahlen:

  • Österreichs Banken verfügen mit rund knapp 18 % über so viel hartes Kernkapital wie noch nie zuvor. Sie liegen damit deutlich über dem Durchschnitt der Eurozone, was in der Vergangenheit häufig nicht der Fall war. Ihre Ertragskraft ist auf Rekordniveau, ihre Rendite liegt mit 1,2 % der Bilanzsumme deutlich über dem Euro-Durchschnitt von 0,7%.

  • Die Versicherungsunternehmen weisen eine starke Solvabilität auf. Sie erfüllen ihre Solvenzkapitalanforderung (SCR) im Schnitt zu über 300%. Ihr Eigenmittelniveau, um unvorhergesehene Verluste auffangen zu können, ist damit mehr als dreimal so hoch wie erforderlich.

  • Asset Manager wie etwa Pensionskassen, Vorsorgekassen oder Investmentfonds konnten die massiven Einbrüche an den Kapitalmärkten infolge der Turbulenzen der vergangenen Jahre inzwischen verdauen und holen die erlittenen Verluste langsam wieder auf.

Grund dafür sind wesentlich die Reformen der Aufsicht und Regulierung seit der Finanzkrise vor 15 Jahren. Das bedeutet jedoch nicht, dass man sich nun in Sicherheit wiegen kann, dass die errichteten Schutzwälle und Kapitalpuffer eine einmalige Anstrengung waren und man sich nun dauerhaft auf sie verlassen kann. Die Widerstandsfähigkeit und Stabilität des Finanzsystems zu erhalten ist eine dauerhafte Aufgabe, weil auch die Herausforderungen sich permanent ändern.

Zentrale Risiken sowie Aufsichts- und Prüfschwerpunkte der kommenden Jahre

Vor diesem Hintergrund zeichnen sich für die nächsten Jahre folgende Schlüsselrisiken für das österreichische Finanzsystem ab:

  • De-Globalisierung, Protektionismus, Deregulierung: Die geopolitischen und wirtschaftlichen Trends der letzten Jahre läuten tiefgreifende Änderungen der Weltordnung, der Güter- und Geldflüsse und des internationalen Handels- und Finanzsystems ein. Eine neue Ära des Protektionismus bricht heran.

  • Wirtschaftskrise und Kreditrisiken: Kreditausfälle nehmen Fahrt auf, und dieser Trend dürfte sich fortsetzen – vor allem bei Gewerbeimmobilien und Unternehmenskrediten. Die KIM-V hat bisher für Resilienz bei Wohnimmobilienfinanzierungen gesorgt – nach ihrem Auslaufen muss die Kreditvergabe nachhaltig bleiben.

  • Schwächelnde Staatsfinanzen: Die Staatsschulden werden wieder zum Sorgenkind. Angeschwollene Schuldenstände bilden mit den gestiegenen Zinsen einen toxischen Mix. Selbst in Ländern mit gesunden Bilanzen stehen Sparpakete an, die schwere wirtschaftliche Verwerfungen bewirken können.

  • Disruption durch digitalen Wandel: Die Digitalisierung ist eine Chance für mehr Effizienz und Innovation im Finanzsystem, doch birgt sie auch Risiken für disruptive Entwicklungen.

Aus diesen Trends, Herausforderungen und Risiken hat die FMA unter anderem folgende Aufsichts- und Prüfschwerpunkte für 2025 abgeleitet:

Österreichisches Finanzsystem gekennzeichnet von Stabilität und Widerstandsfähigkeit
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  • Risiken aus Immobilienfinanzierungen: Risiken aus Wohnimmobilienfinanzierungen und neue Maßnahmen nach dem Auslaufen der KIM-V; Risiken aus gewerblichen Immobilienfinanzierungen und Implementierung des sektoralen Systemrisikopuffers

  • Kreditrisiken: Ansteigende Kreditausfälle vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise und des veränderten Finanzierungsumfelds

  • Kryptowerte: Umsetzung der EU-Verordnung zu Märkten für Kryptowerte (MiCAR) und neue Zulassungsverfahren für Kryptowerte-Dienstleister (CASPs)

  • Cybersicherheit: Umsetzung der EU-Verordnung zu digitaler operationaler Resilienz (DORA)

  • Sustainable Finance: Kampf gegen das Greenwashing, Nachhaltigkeitsberichterstattung; Klimastresstests für Nachhaltigkeitsrisiken und Geschäftsmodelle

  • Kollektiver Verbraucherschutz: Ausweitung der Aufklärung über Anlagebetrug

  • Sauberer Finanzplatz: Übernahme der Aufsicht über Finanzsanktionen

  • Data-Driven Supervision: Umsetzung des FMA-IT-Projekts 360-Grad-Aufsicht

Mehr Informationen zur vollständigen Analyse finden Sie hier.

https://www.fma.gv.at

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