Österreichische Baubranche erwartet für kommendes Jahr positive Geschäftsentwicklung

Für das Jahr 2025 wird mit leicht steigenden Umsätzen, um etwa 3,8 Prozentpunkte, gerechnet.
© Maks Richter
Österreichische Baubranche erwartet für kommendes Jahr positive Geschäftsentwicklung
Ralf Sauter, Studienleiter und Partner bei Horváth.

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Mit rund 50 Geschäftsführungs- und Vorstandsmitgliedern großer Bauunternehmen, unter anderem auch mehrere aus Österreich, hat die Managementberatung Horváth in persönlichen Tiefeninterviews über Branchenentwicklungen gesprochen. Nachdem die Umsatzentwicklungskurve über die vergangenen drei Jahre stetig gesunken ist, blicken die Unternehmensverantwortlichen auf 2025 erstmals positiv.

„Der Kostendruck hat sich entspannt, das „Tal der Tränen“ ist endlich durchschritten“, verdeutlicht Ralf Sauter, Studienleiter und Partner bei Horváth.

Während Liquiditätssicherung im vergangenen Jahr noch an erster Stelle der wichtigsten Managementthemen stand (von 67 Prozent als „sehr wichtig“ bewertet), liegt es jetzt an siebter Stelle (38 Prozent „sehr wichtig“). Neu auf Platz eins steht die Optimierung von Kosten- und Ertragsstrukturen.

Marktunsicherheiten sowie Fachkräftemangel

Durch die Kostenoptimierung verhindern die Unternehmen größere Gewinnrückgänge im laufenden Jahr. Sie rechnen für 2024 durchschnittlich mit einem leichten Umsatzminus von 0,1 Prozentpunkten. Österreichische Unternehmen gehen von einer negativeren Einschätzung aus, die zwischen -3,4 und -3,6 Prozentpunkten angesiedelt ist.

Grund für die Negativentwicklung sind Marktunsicherheiten, die sich sowohl bei Investoren als auch bei privaten Bauherren in Abwarten und Zurückhalten ausgewirkt haben. Jetzt, wo sich der Leitzins stabilisiert hat und die Baukosten nicht weiter in die Höhe treiben, zieht der Markt allmählich wieder an. Zwei Drittel der befragten Unternehmen rechnen für 2025 mit einer positiven Umsatzentwicklung.

„Die Kosten im Griff zu behalten, bleibt aber wichtig, gerade in Hinblick auf die anhaltend hohen Material- und Personalkosten“, analysiert Ralf Sauter.

Österreichische Baubranche erwartet für kommendes Jahr positive Geschäftsentwicklung
© PantherMedia / Kanghyejin

Für 53 Prozent der befragten Firmen ist der Handwerker- und Fachkräftemangel ein sehr großes Problem, für weitere 30 Prozent ein großes Problem. Die Mehrheit der Firmen rechnet damit, dass die Baukosten aufgrund steigender Personalkosten auch wieder in die Höhe klettern, gerade im Hauptbaugewerbe.

Potenzial für weitere Verbesserung von Kosten- und Erlösstrukturen gibt es laut dem Experten zufolge genug:

„Reines personelles „Cost-Cutting“ bringt die Firmen nicht weiter, für nachhaltige Verbesserungen müssen die Strukturen tiefergehend verschlankt und neu organisiert werden. Da ist die Branche noch nicht so weit wie andere Industrien.“

Baugewerbe und Nachhaltigkeit

Hinter den Themen Kostenmanagement und Fachkräftemangel rangiert der Branchentrend „nachhaltige Produkte und Kreislaufwirtschaft“. Das Thema wird von 47 Prozent der Unternehmen als drängend erachtet, von weiteren 37 Prozent als wichtig. Heimische Betriebe sind sich der Wichtigkeit noch mehr bewusst (59 Prozent – sehr wichtig / 30 Prozent – wichtig).

Im Vergleich zu anderen Branchen hat das Thema eine höhere Bedeutung, was zwei Gründe hat. Einerseits steigt die Nachfrage nach nachhaltig gebauten und betriebenen Gebäuden – was wiederum die Kosten in die Höhe treibt. Zum anderen hängt das Baugewerbe in der Umsetzung von ESG-Kriterien hinterher.

„Die Firmen fangen jetzt erst an, auf Scope 3-Ebene (z.B.: Emissionen aus dem Betrieb von Fahrzeugen, die Produkte oder Dienstleistungen des Unternehmens transportieren, etc. – Anm. d. Red.) ihre Produktion nachhaltiger zu gestalten“, konstatiert Ralf Sauter.

Was den Unternehmen bei der Dekarbonisierung jedoch enorme Probleme bereitet ist die flächendeckende Entwicklung und zeitnahe Zulassung kreislauffähiger Bauprodukte, sowie ganzheitliche Lösungen zur Materialrückführbarkeit.

KI und digitale Transformation

Ein anderes Trendthema steckt bei den Unternehmen noch stärker „in den Kinderschuhen“, nämlich der Einsatz von KI.

Sechs von zehn Firmen geben an, in diesem Thema höchstens im „Beginner“-Stadium zu sein, also sich erst noch ein Bild über Nutzungsmöglichkeiten zu machen beziehungsweise einzelne Anwendungen zu testen.

„Das Bild entspricht dem im Maschinen- und Anlagenbau und ist nicht als kritisch zu bewerten. Man kann auch nicht sagen, dass im Bereich der Digitalisierung nichts passiert ist. Die Unternehmen haben die Auftragsflaute schon genutzt, um ihre digitale Transformation voranzutreiben. Allerdings sollte das unbedingt verzahnt mit organisatorischen Umstrukturierungen erfolgen“, ergänzt Ralf Sauter abschließend.

Der Handlungsbedarf ist den Firmen bewusst. Die Digitalisierung ist in der Priorisierung im Vergleich zum Vorjahr um zwei Plätze nach oben gerückt.

https://www.horvath-partners.com

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