Über die Parteigrenzen hinweg geben knapp drei Viertel der Befragten an, dass ihnen Klimaschutz ein wichtiges Anliegen ist. 13 der 22 abgefragten Maßnahmen und Aussagen finden unter den Wähler:innen aller Parteien eine mehrheitliche Zustimmung – auch unter jenen der FPÖ.
Knapp zwei Drittel aller Befragten erwarten von ihrer gewählten Partei, dass sie sich klimapolitisch stärker einsetzt. Das zeigt eine neue Umfrage des KONTEXT Institut für Klimafragen anlässlich der Nationalratswahl.
„Um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen, muss die nächste Regierung in ihrer Klimapolitik ambitioniert und mutig sein. Der Vergleich zu den vorliegenden Wahlprogrammen zeigt, dass vor allem ÖVP und FPÖ Aufholbedarf haben, um dem Willen ihrer jeweiligen Wähler:innen gerecht zu werden“, erläutert Katharina Rogenhofer, Vorständin von KONTEXT Institut für Klimafragen, die Ergebnissen der Umfrage.
Zentrales Anliegen – Renaturierung und Bodenschutz
Während das Thema Renaturierung im Sommer beinahe zu einem Koalitionsbruch geführt hat, sind sich die Wähler:innen der Regierungsparteien über deren Notwendigkeit mit Blick auf Extremwetterereignisse einig (ÖVP: 87,2 %; Grüne: 98,1 %).
Große Einigkeit herrscht auch beim Thema Bodenschutz: Die Versiegelung der Böden soll demnach nicht nur reduziert (laut 86,6 % aller Befragten), sondern mit Grenzwerten sogar verbindlich beschränkt werden (75,7 %). Unter ÖVP-Wähler:innen ist letzterer Wert mit 77 % überdurchschnittlich, unter FPÖ-Wähler:innen mit 62,7 % nicht allzu weit darunter.
„Neben der Bekämpfung der Klimakrise, ist es leider auch notwendig, dass wir uns an deren Folgen anpassen, speziell mit Blick auf Extremwettereignisse. Das verheerende Hochwasser hat das auf drastische Weise deutlich gemacht. Dass die Bevölkerung die Notwendigkeit von Renaturierung und Bodenschutz absolut erkannt hat, ist ermutigend. Leider bildet sich die öffentliche Meinung noch nicht in der Politik einzelner Parteien ab, wie der ÖVP und FPÖ, deren Wahlprogramme wenig Hoffnung auf ein Umdenken in dieser Frage aufkommen lassen“, informiert Katharina Rogenhofer.
Ökologisierung der Wirtschaft
Hohe Zustimmung unter allen Befragten findet der Umstieg auf erneuerbare Energien (84,1 %) und nachhaltige Heizformen (85,5 %) sowie die Förderung von Zukunftsberufen (90,9 %).
Generell zeigt sich, dass die Österreicher:innen die Vorteile der Ökologisierung der Wirtschaft deutlich erkennen. Österreich soll laut 69,4 % der Befragten eine führende Rolle bei der Entwicklung von Zukunftstechnologien einnehmen. Damit würden sichere Arbeitsplätze geschaffen (77,3 %) und die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden (81,1 %).
Die Wähler:innen aller Parteien stimmen diesen Aussagen mehrheitlich ebenso zu, wie der Aussage, dass die finanzielle Förderung von klimaschädlichen Produkten und Verhalten gestoppt werden soll – Sichtwort: Klimaschädliche Subventionen.
„Die Ökologisierung der Wirtschaft steht nicht nur in keinem Widerspruch zu Wohlstand, sie ist mittel- bis langfristig sogar die Voraussetzung dafür. Die Bevölkerung muss davon glücklicherweise nicht mehr überzeugt werden. Wahlprogramme, wie jene von Grünen und Neos, beinhalten diese Ausrichtung. Auch die SPÖ erkennt die Transformation der Industrie als Schlüssel, während die ÖVP wirtschaftliches Vorankommen zumeist noch als Gegensatz zu Klimaschutz darstellt. Die FPÖ will gar jegliche Ökologisierung stoppen“, ergänzt Katharina Rogenhofer abschließend.