Die Klimawandeldebatte hat dem Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren massiven Aufwind gebracht. Keine Organisation und keine Branche kommt heute daran vorbei – so auch der öffentliche Sektor, wie eine aktuelle Studie von EY-Parthenon zeigt. Für die Studie wurden 137 Führungskräfte aus verschiedenen Organisationen der öffentlichen Verwaltung und des Gesundheitswesens sowie NPOs in Österreich befragt.
Hohe Bedeutung
Demnach gaben neun von zehn Befragten (90%) an, dass nachhaltige Entwicklung eine hohe oder sehr hohe Bedeutung in der Organisation einnimmt. Dabei werden soziale, ökologische und ökonomische Dimensionen als gleichermaßen wichtig wahrgenommen, was von einer ganzheitlichen Betrachtungsweise des Themas Nachhaltigkeit zeugt.
Viele stehen erst am Anfang
Allerdings fehle in vielen Organisationen oftmals noch die zielgerichtete Steuerung, so Martin Bodenstorfer, Studienautor und Geschäftsführer bei EY-Parthenon. Nur rund jede sechste Organisation (17%) hat Nachhaltigkeit zurzeit vollständig in die Strategie integriert, 60% zumindest teilweise. „Das unterstreicht eindeutig, dass viele Organisationen im öffentlichen Sektor erst am Anfang der Transformation hin zu einem nachhaltigen Agieren stehen“, so Bodenstorfer.
Vorrangige Maßnahmen umgesetzt
Gesundheit und Wohlergehen der Bevölkerung, Geschlechtergleichstellung und hochwertige Bildung: Speziell hinsichtlich der sozialen Nachhaltigkeitsaspekte wurden seitens des öffentlichen Sektors in Österreich schon viele Maßnahmen getroffen oder befinden sich gerade in Umsetzung.
„Die Implementierung von Nachhaltigkeit im öffentlichen Sektor konzentrierte sich in der Vergangenheit stark auf die soziale Dimension, hier wurden schon viele Projekte und Vorhaben umgesetzt. Für die kommenden Jahre sind bei vielen Organisationen Maßnahmen im ökonomischen und ökologischen Kontext geplant, allen voran hinsichtlich Wasserqualität und Partnerschaften zur Erreichung von Klima- und Umweltzielen“, so Christian Horak, Partner und Verantwortlicher für den Public Sector bei EY-Parthenon.
In der ökologischen Dimension ist der Klimaschutz klar dominierend – knapp die Hälfte der Organisationen (47%) hat hier schon Maßnahmen gesetzt, ein Viertel hat gerade Projekte in Umsetzung (25%). Künftige Vorhaben fokussieren vor allem auf sauberes Wasser und Sanitäranlagen (29%) sowie Partnerschaften zur Erreichung der Ziele im ökologischen Kontext (33%).
Nachhaltigkeit vorrangig Positionierungsmöglichkeit
Fast alle Organisationen (94%) geben an, durch Nachhaltigkeit vor allem in der öffentlichen Wahrnehmung profitieren zu können. Knapp zwei Drittel (63%) sehen darin außerdem wirtschaftliche Vorteile. „Um den Aktivitäten einen tatsächlichen Wert beizumessen, bedarf es klar formulierter Ziele und Indikatoren in allen Bereichen. Nur dann kann ich als Organisation überhaupt feststellen, was mir Nachhaltigkeit wirtschaftlich und in Bezug auf die Positionierung wirklich bringt“, gibt Bodenstorfer zu bedenken.
Kosten hemmen nachhaltige Entwicklung
Die größte Schwierigkeit für eine nachhaltige Entwicklung der Organisationen sind die damit verbundenen Kosten – das geben 22% der Studienteilnehmer:innen an. Auch die vielen und komplexen gesetzlichen Vorgaben und Regularien (18%) und politische Vorgaben und Wünsche (17%) sehen viele als Barriere. Dazu Horak: „Jede Transformation kostet natürlich Geld, die entsprechenden Mittel dafür müssen auch erst einmal bereitgestellt werden. Speziell bei Nachhaltigkeit muss man aber das große Ganze im Kopf haben – ein Unternehmen oder eine Organisation ganz ohne nachhaltige Strategie wird in Zukunft nicht mehr überleben.“
Aufholbedarf
Obwohl schon einige Governance-Maßnahmen zum Thema Nachhaltigkeit eingesetzt werden, ist noch einiges zu tun. Nur ein Viertel (26%) gab an, aktuell einen Public-Governance-Bericht zu veröffentlichen, nur sechs Prozent verfügen über eine Nachhaltigkeitsrisikobewertung. „Hier gibt es definitiv Aufholbedarf“, so Bodenstorfer.
Weitere Informationen finden Sie unter https://www.ey.com/at
EY-Parthenon-Report „Nachhaltigkeit im öffentlichen Bereich 2022“