Geschäftslage und Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie

Problematische wirtschaftliche Rahmenbedingungen – Innovationen bieten aber langfristige Chancen.
© Fraunhofer Austria / interfoto.at
Geschäftslage und Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie
Sebastian Schlund, Leiter des Forschungsbereichs Industrial Engineering am Institut für Managementwissenschaften (IMW) der TU Wien und Geschäftsführer von Fraunhofer Austria.

Teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp

Erstmals seit sechs Jahren zeigen die Ergebnisse der Panelstudie (Made in Austria IndustriePANEL), laut Sebastian Schlund, Leiter des Forschungsbereichs Industrial Engineering am Institut für Managementwissenschaften (IMW) der TU Wien und Geschäftsführer von Fraunhofer Austria, eine deutliche Verschlechterung der Geschäftslage und Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie.

Basierend auf einer jährlichen Befragung von über 100 Führungskräften aus 100 österreichischen Industrieunternehmen werden aktuelle Herausforderungen wie hohe Inflation oder steigende Lohnkosten, aber auch positive Entwicklungen beim Einsatz neuer Technologien und nachhaltiger Strategien aufgezeigt.

Wettbewerbsfähigkeit, Inflation und Lohnkosten

Zu den Hauptproblemen zählen laut den Studienergebnissen die hohe Inflation, steigende Lohnkosten und eine sinkende internationale Wettbewerbsfähigkeit.

„Die erhobenen Daten zeigen eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stark belasten“, verdeutlicht Johannes Hunschofsky, Geschäftsführer von EIT Manufacturing East.

Geschäftslage und Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie
© Tobias Granegger, Stefanie Eisl, Walter Mayrhofer, Sebastian Schlund Made in Austria: Produktionsarbeit in Österreich 2024, Studie, Technische Universität Wien, 2024

Besonders alarmierend ist die Einschätzung der Wettbewerbsfähigkeit des Produktionsstandortes Österreich: Nur noch 36 Prozent der befragten Unternehmen schätzen ihre Wettbewerbsfähigkeit als ‚gut‘ oder ‚sehr gut‘ ein.

Geschäftslage und Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie
© Tobias Granegger, Stefanie Eisl, Walter Mayrhofer, Sebastian Schlund Made in Austria: Produktionsarbeit in Österreich 2024, Studie, Technische Universität Wien, 2024

„Im Vorjahr waren es noch über zwei Drittel. Das macht Produktionsverlagerungen ins Ausland aufgrund des hohen Kosten- und Wettbewerbsdrucks für Unternehmen immer attraktiver“, konstatiert Sabine Hesse, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie.

Technologische Innovationen und Kreislaufwirtschaft

Trotz der angespannten Situation zeigt die Studie auch positive Entwicklungen, die auf das große Potenzial technologischer Innovationen zurückzuführen sind. So hat der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der österreichischen Industrie im letzten Jahr deutlich zugenommen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit des Einsatzes neuer Technologien zur langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.

Geschäftslage und Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie
© Tobias Granegger, Stefanie Eisl, Walter Mayrhofer, Sebastian Schlund Made in Austria: Produktionsarbeit in Österreich 2024, Studie, Technische Universität Wien, 2024

„Dennoch ist der Automatisierungsgrad in Österreich erstmals seit Jahren rückläufig, was auch die hohe Unsicherheit in der Industrie verdeutlicht“, erklärt Walter Mayrhofer, Forschungsleiter der FHWien der WKW.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Studienergebnisse ist die zunehmende Bedeutung der Kreislaufwirtschaft im industriellen Umfeld. Rund 15 Prozent des Jahresumsatzes österreichischer Produktionsunternehmen werden durch Maßnahmen in diesem Bereich erwirtschaftet. Nachhaltigkeitsstrategien und digitale Innovationen gewinnen an Bedeutung und könnten mittelfristig zu einer Stabilisierung der Branche beitragen.

Geschäftslage und Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie
© Tobias Granegger, Stefanie Eisl, Walter Mayrhofer, Sebastian Schlund Made in Austria: Produktionsarbeit in Österreich 2024, Studie, Technische Universität Wien, 2024

„Die Krise kann auch, trotz der angespannten Situation, als Chance wahrgenommen werden! Es ist an der Zeit, die Weichen für morgen zu stellen. Wenn Industrie, Politik und Wissenschaft aktiv werden, können wir jetzt noch abwenden, was die düsteren Prognosen vorhersagen“, ergänzt Sebastian Schlund.

Strategien für die Zukunft

Das „Made in Austria IndustriePANEL“ liefert wichtige Erkenntnisse über die Herausforderungen für die Produktionsarbeit in Österreich. Trotz der negativen Entwicklung der Geschäftslage und der Beschäftigtenzahlen zeigen technologische Fortschritte und die zunehmende Bedeutung der Kreislaufwirtschaft positive Ansätze für die Zukunft der österreichischen Industrie.

Das Ziel der Panelstudie ist es eine regelmäßige und methodisch fundierte Darstellung des Status quo sowie der Zukunftserwartungen der heimischen Industrie aufzuzeigen.

Die Themen Automatisierung, Digitalisierung, Assistenzsysteme und Nachhaltigkeit spielen dabei eine zentrale Rolle. Knapp 60 Prozent der MitarbeiterInnen der am Panel teilnehmenden Unternehmen sind direkt in der Produktion oder in produktionsnahen Bereichen tätig. Die durchschnittliche Anzahl der MitarbeiterInnen der befragten Unternehmen lag in diesem Jahr weltweit bei 6.966 und in Österreich bei 1.447 Personen.

Mehr Informationen zur vollständigen Studie finden Sie hier.

https://www.fh-wien.ac.at

Das könnte Sie ebenfalls interessieren:

Melden Sie sich hier an

Sie sind noch nicht registriert?