Europäischer Wirtschaftsraum zwischen Stagnation und Aufschwung

Spannungen innerhalb der EU erschweren eine einheitliche europäische Handelspolitik.
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Europäischer Wirtschaftsraum zwischen Stagnation und Aufschwung
Benjamin Mohr, Mitglied der Geschäftsleitung von Creditreform Rating.

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Creditreform Rating rechnet im kommenden Jahr mit einer weiterhin verhaltenen wirtschaftlichen Entwicklung in Europa.

Laut der heute veröffentlichten Ausgabe der Creditreform Economic Briefs wächst das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Euroraum 2025 um 1,2 Prozent, bevor es 2026 auf 1,0 Prozent zurückgeht.

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In Deutschland dürfte die Wirtschaftsleistung 2025 nur 0,2 Prozent betragen und 2026 auf rund 0,9 Prozent steigen – getragen vor allem von einer allmählichen Erholung der Binnennachfrage und einem verzögerten Investitionsimpuls aus dem neuen Infrastruktur- und Verteidigungsprogramm.

Handelsabkommen mit Folgen

Durch das am 27. Juli 2025 geschlossenen Abkommen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten konnte zwar eine Eskalation im transatlantischen Handelskonflikt abgewendet werden, es bringt jedoch erhebliche strukturelle Nachteile für zentrale europäische Industriezweige mit sich.

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Die unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen des Abkommens bereits spürbar: Exportorientierte Volkswirtschaften wie Deutschland, Italien und Irland sehen sich mit steigenden Kosten und sinkender Wettbewerbsfähigkeit konfrontiert.

Besonders betroffen sind die Automobil-, Maschinenbau- und Pharmabranche, die traditionell stark in den US-Markt exportieren. Gleichzeitig verschärfen sich die Spannungen innerhalb der EU: Während Frankreich und Deutschland auf eine schnelle Einigung drängten, um ihre Industrie zu schützen, betonten mehrere osteuropäische Mitgliedsstaaten vor allem sicherheitspolitische Vorteile in einer engeren Anbindung an die USA.

Diese geopolitische Fragmentierung erschwert eine einheitliche europäische Handelspolitik.

„Das Abkommen mag kurzfristig Stabilität gebracht haben – doch Europa zahlt einen hohen Preis. Die wachsende Abhängigkeit von US-Energie und die Belastung zentraler Industriebranchen gefährden langfristig die wirtschaftliche Eigenständigkeit des Kontinents“, kommentiert Benjamin Mohr, Mitglied der Geschäftsleitung bei Creditreform Rating.

Euroraum

Die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum bleibt uneinheitlich.

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Während südliche Mitgliedstaaten wie Spanien von einem robusten Dienstleistungssektor profitieren, bremst die Schwäche der Industrie in Deutschland und Italien die Gesamtdynamik.

Der private Konsum stützt die Konjunktur, allerdings belasten hohe Energiepreise, ein schwacher Außenhandel und zurückhaltende Investitionen das Wachstum weiterhin. Die EZB wird ihren Einlagensatz voraussichtlich bis Ende 2025 bei 2,0 Prozent halten und erst 2026 vorsichtig senken.

Deutschland

Nach zwei schwierigen Jahren stagniert die deutsche Wirtschaft weitgehend.

Der angekündigte Investitionsfonds in Höhe von 500 Milliarden Euro soll die Bereiche Infrastruktur, Energie und Verteidigung modernisieren, doch die Auswirkungen auf das reale Wachstum werden erst 2026 allmählich spürbar sein.

Ein anhaltender Fachkräftemangel, schleppende Genehmigungsverfahren und geopolitische Unsicherheiten hemmen die Erholung.

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Während die Industrieproduktion erste Stabilisierungstendenzen zeigt, bleibt die Exportnachfrage verhalten. Ohne strukturelle Reformen droht der Aufschwung an Breite und Dynamik zu verlieren.

USA

Für das Jahr 2025 wird ein Rückgang des Wirtschaftswachstums in den USA auf 2,0 Prozent erwartet.

Die wirtschaftlichen Aussichten sind jedoch von zunehmenden Herausforderungen geprägt. Das Wachstum ist fragil, der Konsum verlangsamt sich und die Investitionen sind zurückhaltend.

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Die Inflation bleibt vor allem aufgrund von Zöllen über dem Zielwert. Der Arbeitsmarkt kühlt sich ab und das Verbrauchervertrauen sinkt.

Die jüngste Zinssenkung der Federal Reserve im Oktober signalisiert den Beginn einer Lockerung. Weitere Senkungen hängen jedoch von den kommenden Inflations- und Arbeitsmarktdaten ab. Unterdessen ist die Fiskalpolitik sowohl zu einem Stimulus als auch zu einer Risikoquelle geworden.

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